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Farbe, Werkzeuge, BetonBaustofflager für Flutopfer wird in Erftstadt eröffnet

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Das Regal mit Nägeln, Schrauben und anderen Kleinteilen ist schon ganz gut gefüllt.

Das Regal mit Nägeln, Schrauben und anderen Kleinteilen ist schon ganz gut gefüllt.

Erftstadt-Lechenich – Die Halle ist groß. Riesengroß, kahl und kalt. In einer Ecke finden sich noch ein Auspuff und andere Teile, die darauf hindeuten, dass hier mal Autos repariert worden sind. Die Reifen, die an einigen Stellen auf dem Boden liegen, erfüllen nun aber einen ganz anderen Zweck: Sie sollen verhindern, dass jemand in ein Loch im Boden tritt oder über herausstehende Bolzen stolpert.

Die Hallen am Bonner Ring in Lechenich, die einst zum Unternehmen RKG (Rheinische Kraftwagengesellschaft) gehörten, haben schon wieder eine neue Funktion: Jetzt wird dort ein Baustofflager für die Flutopfer eingerichtet.

Nach dem Hochwasser hatte Stefanie Schwarz mit rund 100 Helferinnen und Helfern in dem Gebäude eine Annahme- und Ausgabestelle für Kleidung, Haushaltsartikel, Spielwaren und vieles mehr eingerichtet. Doch die Bedürfnisse der Menschen in den vom Hochwasser geschädigten Häusern haben sich gewandelt. Jetzt liegt der Fokus auf dem Wiederaufbau.

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Tibor Schady: Helfer der ersten Stunde

Seite an Seite mit dem Team um Stefanie Schwarz stehen jetzt Tibor Schady und seine Leute. Der Brühler, der seinen Lebensunterhalt als Vertriebler verdient, ist ein Helfer der ersten Stunde. Als er von der Katastrophe gehört habe, habe er bei den Nachbarn um Schippen und Schaufeln gebettelt und sei ins Ahrtal gefahren, erzählt er. Fast sechs Monate ist das her, seitdem ist er im Einsatz. Nicht ununterbrochen, wie er betont: „Vor Weihnachten habe ich zwei Wochen Urlaub gemacht.“

Das wird gebraucht

Am Freitag, 7. Januar, 17 bis 19 Uhr, öffnet das Baustofflager am Bonner Ring zum ersten Mal für Flutopfer. Am Samstag, 8. Januar, ist von 9 bis 11 Uhr geöffnet, auch an den folgenden Samstagen. Die weiteren Zeiten sind erst einmal montags, mittwochs und freitags, 17 bis 19 Uhr. Sie sollen später dem Bedarf angepasst werden.

Spenden werden weiterhin dringend benötigt. Wer etwas abgeben möchte, sollte sich über die Hotline unter 0151/ 67705086 anmelden und mit Manuela Ott absprechen, was wann angeliefert werden kann.

Benötigt werden nicht nur große Dinge wie Hubwagen, sondern beispielsweise auch: Kalkputz, Fliesenkleber, Rigipsplatten, Badkeramik in Weiß und Badarmaturen, Bauschaum, Wandfarben, Holzlasur, Kartuschenpressen, Malerrollen, breite Pinsel, Abrollgitter, Malerkrepp, Brecheisen, Spachtel, Zangen, Sägen und Schraubendreher, Steckdosen, Schalter, Panzerband, Bleistifte und Handschuhe. Eine ausführliche Liste findet man auf Facebook.

Mittlerweile koordiniert Schady Hunderte Mitstreiter, hat Kontakte zu anderen Gruppen geknüpft. Da werden Hilfsgüter getauscht, was der eine zu viel hat, kann beim anderen Mangelware sein.

Schadys Blick schweift durch die RKG-Halle. „Das sieht noch ziemlich leer aus hier.“ Sein Ziel ist klar definiert: Wenn das Baustofflager am Freitag öffnet, sollen die Regale gut gefüllt sein – dafür braucht er noch jede Menge Spenden, ganz egal, ob ein einzelner Sack Zement, den ein Privatmann noch in der Garage hat, oder die ganze Palette, die ein Unternehmen zur Verfügung stellt. Die Flutopfer bekommen die Baustoffe kostenlos.

Aufgeben ist keine Option

Am späten Nachmittag trudeln die Helfer ein, nach Feierabend. Die meisten sind seit Monaten dabei, unermüdlich im Einsatz, um anderen zu helfen. „Wir mussten auch schon den einen oder anderen für ein paar Tage nach Hause schicken, weil er erschöpft war“, sagt der Koordinator. Aufgeben sei für die meisten keine Option.

Wer reinkommt, fragt nicht lange, sondern packt an. Was noch auf der Palette liegt, kommt ins Regal, Pinsel neben Farben, Schrauben neben Nägel. Ganz nebenbei merkt man auch die Kälte in der Halle nicht, wenn man Farbeimer oder Säcke mit Putz trägt.

Immer wieder schaut Schady auf die Uhr, lässt den Blick auf den Hof schweifen. Er erwartet noch einen Lastzug mit Fenstern. Es ist längst dunkel, als der Sattelschlepper anrollt. „Da haben unsere Helfer gejubelt“, berichtet er am nächsten Tag.

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Erst gejubelt, dann angepackt, abgeladen, einsortiert. Schady hat währenddessen schon die nächsten Anrufe auf dem Handy, dirigiert die nächste Lieferung, damit sich das Lager füllt. Denn immer noch brauchen viele die Hilfe der Unermüdlichen.

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