Nach Hochwasser in ErftstadtBürgerforum Blessem fordert Stilllegung der Kiesgrube

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Blessem Luftaufnahme AP

Eine Luftaufnahme vom überfluteten Blessem

Erftstadt-Blessem – Die Kernforderung ist eindeutig: „Der Kiesabbau an dieser Stelle muss ein für alle Mal eingestellt werden, sonst ist kein vernünftiger Wiederaufbau von Blessem möglich.“ So formuliert es Gottlieb Richardt, Geschäftsführer des Bürgerforums Blessem.

Der Erftstädter Stadtteil war vor fünf Wochen verwüstet worden, als die Kiesgrube am Ortsrand vollgelaufen war und dann Erdmassen in Bewegung kamen. Drei Häuser wurden in die Tiefe gerissen, weitere so schwer beschädigt, dass sie mittlerweile abgerissen sind. Unzählige Keller liefen voll, bis heute ist der Ortskern eine einzige, riesige Baustelle.

In der Ratssitzung, die am heutigen Dienstag um 17 Uhr in der Aula des Lechenicher Schulztrums stattfindet, geht es in erster Linie um die Folgen der Katastrophe. Die Gestaltung der Abbruchkante in Blessem steht ebenso auf der Tagesordnung wie die Richtlinie zur Verteilung der Spenden an die Flutopfer.

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Zukunft von Blessem soll gestaltet werden

Das Bürgerforum Blessem, das seit Jahren nicht nur für gepflegte Grünanlagen im Ort sorgt, sondern sich um das Ortsbild insgesamt und das dörfliche Leben kümmert, legt pünktlich zur Sitzung seine Ideen für einen Masterplan Blessem vor. Denn so einen umfassenden Plan brauche es, um die Zukunft des Stadtteils gut zu gestalten.

Gleich hinter der Schließung der Kiesgrube steht die Gestaltung ihres Geländes auf der Prioritätenliste. Es müsse renaturiert werden, fordert das Bürgerforum, und am besten zu einer Auenlandschaft umgestaltet werden. Bevor das Dorf ein neues Gesicht bekomme, müsse festgestellt werden, ob und in welchem Ausmaß Flächen durch das Hochwasser kontaminiert worden seien. Außerdem sollten Fachleute klären, ob weitere Häuser so stark unterspült sind, dass sie nicht mehr sicher stehen.

Kiesgrube: Fast 3000 Bürger unterschreiben Online-Petition

Eine Idee, die von Blessemern an das Bürgerforum herangetragen worden ist: Man könnte die Radwege, vor allem den zwischen Erft und Dorfrand, höherlegen – von 30 Zentimetern ist die Rede – so dass sie gleichzeitig als Hochwasserschutz dienten. Ob das funktionieren könnte, müssten ebenfalls Experten beurteilen, so Gottlieb Richardt. Ein funktionsfähiger Hochwasserschutz müsse in jedem Fall her.

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All das, was die Zukunft und den Wiederaufbau Blessems betreffe, dürfe nicht am grünen Tisch entschieden werden. Werkstattgespräche, in denen Fachleute ihre Ideen vorstellen und mit den Betroffenen diskutieren, sind eine Kernforderung für den „Masterplan Blessem“. Richardt kann sich vorstellen, dass demnächst eine Bürgerinitiative gegründet wird. Die würde das Bürgerforum jederzeit unterstützen.

Dass das Thema viele Menschen umtreibt, belegt der Erfolg einer Online-Petition, die Thomas Dunkel initiiert hat: 2821 Menschen haben unterzeichnet. Auch sie fordern, das Kieswerk für immer zu schließen. Und sie wollen, dass lückenlos aufgeklärt wird, ob dort sämtliche Auflagen für den Betrieb eingehalten worden sind.

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