Bei der Flutkatastrophe zerstörtVerein Tennissport Erftstadt weiht neues Vereinsheim ein

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Vor einem eingerüsteten Haus liegen Baumaterialien.

Noch ist das Vereinsheim eine Baustelle, doch im August wird Einweihung gefeiert.

Das Hochwasser im Juli 2021 hatte die Anlage des Vereins Tennissport Erftstadt komplett zerstört. Jetzt wird das neue Vereinsheim eingeweiht. 

Manchmal — aber nur manchmal — wird selbst Ferdi Uhde ein bisschen mulmig, wenn er auf die Baustelle schaut. Dann fragt sich der Vorsitzende des Vereins Tennissport Erftstadt (TSE), ob der Eröffnungstermin des Vereinsheims nicht doch ein bisschen zu sportlich gewählt war. Doch für Bedenken ist es jetzt zu spät, die Einladungen sind raus: Am Samstag, 19. August, 11 Uhr, wird auf der Anlage an der Schwarzau in Liblar gefeiert.

Plätze mit innovativem Belag

Die Küche steht schon, aber draußen stapelt sich noch Baumaterial, das Haus ist eingerüstet. Wer allerdings die Anlage des Vereins vor zwei Jahren gesehen hat, der staunt, was alles geleistet wurde. Die Flut hatte die Plätze völlig zerstört und eine Trümmerwüste zurückgelassen.

Das Vereinsheim war ein Totalschaden, sogar die Bodenplatte ist jetzt neu. Auf den Plätzen wird längst wieder gespielt, auf einem Allwetterbelag, einem Kunsthaarteppich, der mit Keramiksand befüllt ist. Er muss nicht bewässert werden, allein das spare bis zu 750.000 Litern Wasser jährlich.

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Ein Mann steht im Vordergrund, im Hintergrund sind Tennisplätze.

Vereinsvorsitzender Uhde ist stolz auf die neuen Tennisplätze, die einen innovativen, wassersparenden Belag haben.

Die Plätze sind für Rollstuhlfahrer geeignet. Denn dem TSE waren zwei Dinge wichtig beim Wiederaufbau: Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit. Ferdi Uhde spricht von der „Referenzanlage im Rhein-Erft-Kreis für modernen Sportstättenbau“. Die Referenzanlage hat ihren Preis: 1.450.000 Euro. Rund 10.000 ehrenamtliche Einsatzstunden hätten die Mitglieder geleistet, berichtet der Vorsitzende.

Die Flutlichtanlage ist mit sparsamen LED-Lampen bestückt. Uhde: „Die Beleuchtung ist aufgrund des speziellen Lichtspektrums insektenfreundlich und beeinträchtigt auch nicht die nächtliche Orientierung von Zugvögeln.“ Das neue Vereinsheim ist größtenteils aus Holz gebaut, das aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt.

An einem Zaun hängt Treibgut, dahinter sind Trümmer.

Das Hochwasser hatte auf dem Vereinsgelände nur eine Trümmerwüste hinterlassen.

Stolz zeigt der Vereinsvorsitzende den Technikraum. Die Fußbodenheizung wird von einer Wärmepumpe gespeist, Solarthermie sorgt dafür, dass die Sportler warmes Wasser zum Duschen haben. Die Sanitäranlagen sind im ersten Stock untergebracht – das Vereinsheim liegt im Landschaftsschutzgebiet, da konnte die Grundfläche nicht so einfach vergrößert werden.

Barrierefreiheit ist für Ferdi Uhde ein Herzensanliegen. „Was wir außer barrierefreiem Bauen noch brauchen? Barrierefreies Denken“, sagt er. Da weiß er sich einig mit seinem Stellvertreter Ralf Schüssler: „Inklusion ist leicht. Man muss es einfach bloß machen“, ist dessen Motto. Und so machen die beiden einfach.

Im Erdgeschoss des Vereinsheims wurden zwei behindertengerechte Sanitär- und Umkleidekabinen eingerichtet. Die anderen Umkleiden sind im Obergeschoss. Weil dort aber auch eine Dachterrasse entsteht, gibt es außer der Außentreppe auch einen Hublift, damit in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen dort auch den Ausblick genießen können.

Die Türen werden mit Transpondern geöffnet, es gibt drei Behindertenparkplätze und vier gepflasterte Zuschauerplätze für Rollstuhlfahrer. Hecken, Sträucher, eine Wildblumenwiese und ein Insektenhotel – der Verein behält auch die Natur im Blick und will sein Gelände ökologisch nachhaltig gestalten. Deshalb wird das Dach des neuen Gebäudes auch begrünt.

Das Gelände ist ausgeschachtet, damit neue Tennisplätze angelegt werden können.

Schon bald nach der Katastrophe hat der Verein die Arbeit an den Tennisplätzen aufgenommen.

Zur Eröffnung gibt es dann auch noch Kunst. Der litauische Geigenvirtuose Igor Epstein wird spielen. Und die iranische Malerin Zeinab Hussein, die 2017 mit ihrer Familie aus ihrer Heimat fliehen musste und seitdem in Erftstadt wohnt, zeigt ihre Bilder.

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