Sanierung von Schloss GymnichSchlossherr klagt über Bürokratie

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Erftstadt-Gymnich – Das war mal eine gute Nachricht für den neuen Schlossbesitzer in Gymnich. Endlich. „Nach vielen Ärgernissen, Rückschlägen, endloser Warterei“, wie Hausherr Gerd Overlack sagt. Diesmal konnte der 69-jährige Geschäftsmann aus Bad Münstereifel sich zusammen mit seiner Frau Katharina freuen. Denn er bekam von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) eine Zusage über 120 000 Euro für die Fassadensanierung des barocken Prachtbaus aus dem 17. Jahrhundert.

DSD-Ortskurator Wolf Werth übergab den Overlacks vor der Kulisse des Schlosses den symbolischen Scheck im Beisein von Bodo Kemper von der Presseabteilung der Westdeutschen Lotterie. Die Lotterie Glücks-Spirale unterstützt die Denkmal-Stiftung , hinzu kommen Spenden der Denkmalstiftung.

Das Geld für die Sanierung in Gymnich muss aber binnen eines Jahres auch in Anspruch genommen werden. Overlack muss sich beeilen, die Handwerker für den Großauftrag zu bekommen. Und er muss die Baugenehmigung der Stadt als Unterer Denkmalbehörde erhalten.

Und damit ist Overlack auch schon beim Thema: die Bürokratie, das schier endlose Ringen mit Behörden, um die Genehmigungen für Sanierung von Schloss, Wirtschaftsgebäuden und den Neubau einer Orangerie im Vorhof.

„Es ist unglaublich, welche Behörden sich bei mir alles gemeldet haben. Bodendenkmalschützer, Landschaftsschützer, Wasserschützer, Gartendenkmalamt“, berichtet Overlack. Jeder wolle mitreden, mache auf Vorschriften und Einschränkungen aufmerksam. Overlack: „Es ist nicht zu fassen, was sich hier abspielt.“

Ein Beispiel, das ihn so richtig auf die Palme bringt: Schloss und Park lägen im Überschwemmungsgebiet der kleinen Erft. Würde eine Baugrube ausgehoben, müsse an anderer Stelle im Park als Stauraum für mögliches Hochwasser ein Loch mit gleicher Größe ausgehoben werden. „Und das, obwohl feststeht, das in zwei Jahren die Kleine Erft ohnehin vom Zufluss der Erft abgeschnitten wird.“ Overlack: „Seit zwei Jahren hampel ich hier jetzt schon rum, ohne große Fortschritte.“ Werde eine Genehmigung in Aussicht gestellt, werde sie von einer anderen Behörden problematisiert. Die Landesregierung kriegt auch ihr Fett weg. Statt mit Zuschüssen das Projekt zu fördern, verweise Düsseldorf auf die Möglichkeit, Darlehen zu nehmen.

„Klingt schön, funktioniert in der Praxis aber nicht“, sagt der Schlossherr. Kreditinstitute investierten nicht in tote Mauern, wohl aber in Renditeobjekte. Wolf Werth von der Denkmalstiftung redet Klartext: „Die Politik hat sich aus dem Denkmalschutz komplett zurückgezogen. Die scheinbare Alternative mittels Darlehen ist eine Mogelpackung.“ „Ich wollte mit den Bauarbeiten schon 2013 loslegen. Jetzt bange ich, ob es noch nächstes Jahr was wird“, sagt Overlack. Er will nicht bloß eine Baugenehmigung für die Sanierung des Schlosses beantragen – die er wohl möglich schnell erteilt bekäme. „Ich muss am Gesamtkonzept festhalten. Nur als Ganzes stellt es ein wirtschaftliches Konzept dar.“

Das bedeute, das Schloss im Rahmen von Veranstaltungen als Hotel zur Verfügung zu stellen, eine Orangerie für bis zu 350 Gästen zu bauen, aber auch im Wirtschaftstrakt Wohnraum für sich und seine Frau zu schaffen.

Ins Herrenhaus soll der Sohn einziehen, ein weiterer Gebäudetrakt soll als Garagen dienen. Das einzige bereits genutzte Gebäude ist das Kavaliershaus, in dem eine Versicherungsfirma Geschäftsräume hat.

Das einmalige Kulturgut müsse erhalten werden und „schonend genutzt werden“. Das Schloss sei lange Gästehaus der Bundesregierung gewesen. Sämtliche Staatsbesuche von Präsidenten, Potentaten, gekrönten Oberhäuptern sollten dokumentiert, mit Bildern und Hörstationen im Schloss dokumentiert werden.

Und der weitläufige Park? Wir er für die Öffentlichkeit wieder zugänglich? Versicherungstechnische Haftungsfragen müssten geklärt werden. „Es wird eine Lösung gesucht und bestimmt gefunden“, sagt der neue Besitzer.

Gärtner haben viel zu tun im Park, genauso wie Steinmetze und Restauratoren, um wertvolle Skulpturen zu erhalten. Einige Teile sind mit Brettern eingehaust, um erst mal keinen weiteren Schaden zu nehmen. Dafür geht es im kleinen Barockgarten vor dem Kavaliershaus mit der Wiederherstellung barocker Putten erfreulich voran.

Im Park der Würzburger Residenz fotografierten die Overlacks ähnliche Figuren. Restauratorin Neli Yoncheva ist nun dabei, fehlende Partien nachzumodellieren und Schutzfarbe aufzutragen. Beim Blick auf den Park, der sich in schönsten Herbstfarben präsentiert, huscht ein Lächeln in Overlacks Gesicht. In das prachtvolle Anwesen bleibt er verliebt. Allen Ärgernissen zum Trotz.

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