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Baustelle A4Warum der 37-Millionen-Euro-Teilanschluss bei Frechen erst 2028 fertig werden soll

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Das Bild zeigt den Baustellenbereich der A4 bei Frechen.

2011 wurde die Baugenehmigung zum Bau des Teilanschlusses zur Autobahn 4 Anschlussstelle Frechen-Königsdorf erteilt. Begonnen wurde 2016. Gebaut wird heute noch, die Kosten sind explodiert, die Fertigstellung ist jetzt für Ende 2027/ Anfang 2028 geplant.

Die Baustelle zählt zu den aufwendigsten in ganz NRW, die Kosten sind explodiert. Im Sommer wird das Stück A4 für ein Wochenende gesperrt.

Wer über die Verlängerung der Aachener Straße (Landstraße 361) von Frechen-Königsdorf nach Kerpen fährt, kommt zwangsläufig an der Baustelle der geplanten Anschlussstelle Frechen-Königsdorf vorbei. Und wer regelmäßig die Stelle passiert, könnte meinen, dass die Bauarbeiten dort brachliegen. Arbeiter sind dort höchst selten zu sehen, größere bauliche Veränderungen stellt der Laie seit Monaten nicht fest. Vor knapp zehn Jahren wurde die Baustelle eingerichtet. Gebaut wird dort ein sogenannter Teilanschluss an der Autobahn 4.

Nach Fertigstellung kann man dort ausschließlich in Fahrtrichtung Köln auffahren und in Richtung Kerpen/Aachen abfahren. Vom Teilanschluss wird es einen 1,4 Kilometer langen Zubringer geben, der über einen Kreisverkehr an die Aachener Straße (Landstraße 361n) angebunden wird. Wann jedoch das erste Fahrzeug dort entlang fahren wird, ist fraglich. Nachdem der Termin immer wieder verschoben wurde, müssen sich die Verkehrsteilnehmer noch mindestens zwei Jahre gedulden.

Das Bild zeigt eine Mauereidechse.

Mauereidechsen halten sich gerne an Bahnstrecken auf.

Aufwendig bei der Baumaßnahme ist die Errichtung einer Brücke über die Bahngleise der Strecke Aachen/Köln. Zudem wird eine weitere Brücke gebaut, die über die A4 führt, damit man in Richtung Köln auffahren kann. Zur gesamten Baumaßnahme zählt auch eine Unterführung, die auf den Habbelrather Weg führt. Sie ist bereits seit 2018 fertiggestellt.

Die Baustelle zählt einer der aufwendigsten in Land Nordrhein-Westfalen. Seit Jahren müssen Berufspendler, die über die A4 zwischen Kerpen und Frechen fahren, sich durch die verengten Fahrspuren schlängeln, nicht selten in Schrittgeschwindigkeit.

ADAC-Verkehrsexperte Professor Dr. Roman Suthold: „Die Autobahn 4 ist in diesem Bereich besonders hoch frequentiert. Die Transitstrecke von und in Richtung der Niederlande wird überdurchschnittlich stark von Lastwagen befahren.“ Etwa 80.000 Fahrzeuge rollen jeden Tag diesen Bereich der Autobahn. Bis zu 16 Prozent davon sind Lastwagen, der Durchschnitt liegt bei 12 Prozent, so die Statistik.  

Voraussichtlich ab Jahresende 2025/Jahresanfang 2026 wird mit dem Zusammenbau des Überbaus für die A4-Brücke begonnen.
Torsten Gaber, Sprecher vom Landesbetrieb Straßen.NRW

Auf Nachfrage über den Stand der Bauarbeiten, die bereits 2016 begonnen haben und ursprünglich schon 2019 beendet sein sollten, erklärt Torsten Gaber, Sprecher vom Landesbetrieb Straßen.NRW: „Die Widerlager für die Brücke über die A4 sind fertiggestellt und der Beton ist ausgehärtet. Derzeit laufen die vorgeschriebenen Material- und Qualitätsprüfungen. Selbiges gilt für die Talbrücke über die Bahntrasse. Voraussichtlich ab Jahresende 2025/Jahresanfang 2026 wird mit dem Zusammenbau des Überbaus für die A4-Brücke begonnen.

An der Bahnbrücke stehen als nächste Schritte die Arbeiten für den Betonüberbau an. Die Fertigstellung der A4-Brücke und der Bahnbrücke ist für Ende 2026 vorgesehen. Danach folgt der Bau von Straße, Kreisverkehr und Autobahnanschlussstelle. Die Fertigstellung des gesamten Projektes, also auch der Auf- und Abfahrt samt Streckentrasse ist für Ende 2027/Anfang 2028 vorgesehen. Natürlich hängt das auch vom weiteren Bauablauf an den Brückenbauwerken und den Witterungsbedingungen in den kommenden zwei Jahren ab.“

Das Bild ist eine Grafik und zeigt den Verlauf der Anschlussstelle.

Autobahnanschluss Frechen-Königsdorf wird später fertig als geplant und wesentlich teurer.

Wer von der Aachener Straße einen Blick auf die Baustelle wirft, dem fallen unzählige Moniereisen im Betonbelag auf, die schon Rostansatz aufweisen. Leser fragen sich, ob es dort durch den Rostansatz zu Folgeschäden kommen kann. Gaber widerspricht und erklärt, dass es sich um sogenannten „Flugrost“ handele. Dieser entstehe, weil die verbauten Eisenteile der Luft und der Witterung ausgesetzt seien. Dieser Flugrost setze sich nur äußerlich an den Bauteilen fest. Er greife die Struktur nicht an. Durch den Kontakt mit dem flüssigen Beton werde der Flugrost später vollständig neutralisiert. Folgeschäden seien daher nicht zu befürchten.

Die Bauverzögerung über mehrere Jahre sorgt für Unverständnis bei den Verkehrsteilnehmern. Dabei gebe es dafür Gründe, so Straßen.NRW. Neben der Corona-Pandemie ab 2020 sowie der Starkregenkatastrophe im Juli 2021hätten auch Lieferverzögerungen von Bauteilen dazu geführt, dass die Baustelle noch nicht fertig sei.

Bauarbeiten wegen Mauereidechsen teilweise unterbrochen

Zudem wurden Mauereidechsen im Bereich der Baustelle entdeckt. Wie der Sprecher weiter mitteilt, seien die Arbeiten dadurch nur teilweise unterbrochen worden. Gaber: „Da sich die Eidechsenfunde auf die Streckentrasse beschränkt haben, konnten die Arbeiten an den beiden Brückenbauwerken (Bahnbrücke und Autobahnbrücke) wie geplant fortgeführt werden. Wer im Bereich der Baustelle spazieren geht, dem fallen Zäune auf, die die Mauereidechse schützen sollen. Angefahrener, sandiger Boden soll dauerhaft den Lebensraum für die Mauereidechse schützen.“

Das Bild zeigt die Brücke, die über die Bahntrasse führt.

2016 wurde mit dem Bau begonnen. Ende 2027/Anfang 2028 soll der Teilanschluss fertig sein. Aufwendig ist der Bau von zwei Brücken.

Verkehrsteilnehmer, die regelmäßig über die Autobahn fahren, müssen noch etwas Geduld mitbringen. Wie Gaber erklärt, sollen vor den Sommerferien 2026 mit einem Schwerlastkran die Stahlteile für den Brückenbau über die A4 eingesetzt werden. Dafür müsse die Autobahn für ein Wochenende komplett gesperrt werden. „Danach erfolgen Betonarbeiten an der Brücke über die A4 bis Ende 2026, bevor ab Anfang 2027 mit dem Bau der Autobahnanschlussstelle und der Streckentrasse zwischen A4 und L361 begonnen werden kann. Die Einschränkungen im Bereich der Autobahn bleiben voraussichtlich also bis zum Ende der Baumaßnahme Ende 2027/Anfang 2028 bestehen, da hier ja eine neue Anschlussstelle gebaut wird“, so der Sprecher weiter.

Frechen: Das Projekt verteuerte sich von 8,6 Millionen Euro auf 37 Millionen Euro

Im Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt steht auch der Bau eines Kreisverkehrs an der Landesstraße 361 (Verlängerung Aachener Straße) an. Parallel zu den anderen Arbeiten soll Anfang 2027 mit dem Bau begonnen werden. Eine Vollsperrung der Landesstraße sei nicht geplant, so Garber. Wohl möglich eine halbseitige Sperrung mit Baustellenampeln oder eine geringfügige Einengung der Fahrbahn. Dies werde im nächsten Jahr noch im Detail mit den anderen betroffenen Behörden abgestimmt.

Das Projekt hat sich in der Vergangenheit immer weiter verteuert. Ursprünglich wurde mit Baukosten von 8,6 Millionen Euro kalkuliert, zwischenzeitlich war von 15,6 Millionen Euro die Rede und bei aktualisierter Planung im Jahr 2019 sprach man von 22,3 Millionen Euro. Auf der Homepage ist von Kosten von 37 Millionen Euro die Rede.