Handel froh, Ärzte entsetztNeue Corona-Regeln sorgen für Zwiespalt in Rhein-Erft

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Stufenweise sollen die Corona-Einschränkungen bis zum 20. März fallen.

Rhein-Erft-Kreis – Bund und Länder haben sich auf eine Lockerung der Corona-Regeln geeinigt. Stufenweise sollen die Einschränkungen bis zum 20. März fallen – im Handel und in der Gastronomie, für Hotels, Clubs und Großveranstaltungen.

Im Einzelhandel stößt die veränderte Regelung auf Gegenliebe. „Jede Lockerung ist gerne gesehen. Durch den Wegfall der 2G-Regel ist es den Händlern möglich, wieder mehr Kunden ansprechen und höhere Umsätze zu erzielen“, sagt Sebastian Dieck, Geschäftsführer des Interessenverbands Brühler Einzelhändler Wepag.

Weniger angetan ist Jakob Schall, Geschäftsführer des Frechener St.-Katharinen-Hospitals. „Wir haben nur noch wenige Corona-Patienten auf der Intensivstation, doch auf der Normalstation steigen die Zahlen enorm an“, berichtet er. 128 Corona-Patienten werden derzeit in Frechen behandelt, darunter auch Jüngere. „Wir bekommen momentan pro Tag etwa zehn Patienten mehr als noch in der vergangenen Woche“, sagt Schall.

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Krankenhaus Bedburg: Gesamte Radiologie fiel aus

Ein zweites Problem seien Personalausfälle: „Zuletzt mussten Mitarbeiter aus Frechen im Bedburger Krankenhaus aushelfen da dort die gesamte Radiologie ausgefallen war.“

Schall hatte gehofft, dass erst nach Karneval gelockert wird: „Obwohl ich natürlich Verständnis dafür habe, dass die Leute feiern wollen.“ Jetzt hofft er, dass die Infektionszahlen nach den „tollen Tagen“ nicht in die Höhe schießen. Dass genau das der Fall sein wird, davon geht der Lechenicher Hausarzt Heinz-Albert Brüne aus. Er selbst sei Karnevalsjeck durch und durch, aber: „Gerade jetzt zu lockern ist unverantwortlich.“ Er hätte noch drei Monate gewartet, dann sei vermutlich der Impfstoff gegen die Omikron-Variante verfügbar. „Wir erreichen keine Ungeimpften mehr“, beklagt Brüne. Erstimpfungen mache er in seiner Praxis kaum noch. Sein Urteil über die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz fällt hart aus: „Ich bin entsetzt. Das ist ein Wahlkampfgeschenk an Hendrik Wüst, sonst nichts.“

Fabian Schmelcher, Hochzeitssänger aus Erftstadt, merkt in der Kommunikation mit Brautpaaren, dass Lockerungen ihnen eine große Sicherheit geben. „Die neuen Beschlüsse entspannen die Situation für sie.“ Viele Feiern würden nun nachgeholt, deshalb nähere sich die Auftragslage dem Vor-Corona-Niveau. Mit Gesangsunterricht werde er jedoch warten „bis das Risiko weiter minimiert ist“.

Sicher im Restaurant

Auf den Betrieb im Lechenicher Restaurant „Haus Bosen“ haben die neuen Regeln keinen Einfluss. „Wir werden unsere durchsichtigen Trennwände behalten und auch die Klimaanlage weiterhin benutzen“, sagt Restaurantleiter Hans-Jürgen Nolden. Das Personal trage Masken, die Gäste ebenfalls, wenn sie nicht am Tisch säßen. „Bisher hat sich noch kein Gast beklagt.“ Das Restaurant sei gut besucht. Die Leute „wissen: Hier kann man hingehen, hier ist man sicher.“

Uwe Schnorrenberg betreibt mit seiner Frau Bettina einen Veranstaltungsservice in Bergheim, zudem hat er die Bewirtungsrechte für das Medio. Er zeigt vorsichtigen Optimismus. „Die Lage ist noch schwierig, weil die Leute noch immer verunsichert sind.“ Noch habe sich nicht in den Köpfen verankert, dass man wieder mehr dürfe.

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In der Medio Lounge hätte er zuletzt etwa 25 Prozent weniger Gäste gehabt als üblich zu dieser Jahreszeit, schätzt er. Firmen, für die Schnorrenberg Events ausrichtet, hätten erkannt, dass Veranstaltungen auch digital funktionierten und dann deutlich billiger seien.

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