Flutschäden fahrlässig ermöglicht?Durchsuchungen bei Blessemer Kiesgrubenbetreiber

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Die Kiesgrube in Blessem im November 2021

Erftstadt-Blessem/Bergheim – Die Staatsanwaltschaft Köln führt ein Ermittlungsverfahren gegen die Betreiber der Kiesgrube in Erftstadt-Blessem durch. Dabei soll vor allem die Frage geklärt werden, ob die Flutschäden im Juli 2021 fahrlässig ermöglicht wurden.

Rund 140 Beamte und Beamtinnen der Polizei durchsuchen in diesem Zusammenhang zurzeit 20 Büros und Wohnungen in Nordrhein-Westfalen sowie ein weiteres Objekt in Thüringen.

Durchsuchungen Bergheim

Auch Räumlichkeiten des Kiesgrubebetreibers, der Rheinischen Baustoffwerke mit Sitz in Bergheim-Niederaußem, wurden durchsucht.

Nach erstem Stand der Ermittlungen besteht der Verdacht, dass sich am Südrand der betroffenen Kiesgrube kein entsprechender Hochwasserschutzwall und zudem viel zu steile Böschungen befunden haben. Diese Aspekte können Ursache für das Fluten der Kiesgrube am 14. und 15. Juli 2021 gewesen sein. Eine sogenannte rückschreitende Erosion soll die Ortslage Blessem anschließend unterspült und zum Einsturz mehrerer Wohnhäuser geführt haben.

Keine Stellungnahme von RWE-Tochterfirma

Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen den Eigentümer und Verpächter des Tagebaus, fünf Beschuldigte der Betreibergesellschaft mit Sitz in Bergheim sowie vier Beschuldigte der Bezirksregierung.

„Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten die Zustände an dem Hochwasserschutzwall und den Grubenböschungen aufgrund ihrer beruflichen Befassung mit der Kiesgrube hätten erkennen und für Abhilfe hätten sorgen können und müssen“, berichtet der Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

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Die Bezirksregierung Arnsberg wollte sich auf Anfrage der Redaktion inhaltlich nicht zu dem Thema äußern. "Wir können diese Ermittlungen bestätigen und kooperieren selbstverständlich mit der Staatsanwaltschaft", sagt Pressesprecher Christoph Söbbeler.

Beim Kiesgrubenbetreiber, der RWE-Tochter Rheinische Baustoffwerke, war keine Stellungnahme zu bekommen. Wie RWE-Sprecher Guido Steffen aber auch für das Tochterunternehmen mitteilt, seien sowohl am Standort in Bergheim-Niederaußem als auch an der RWE-Power-Zentrale in Köln Polizistinnen und Polizisten gewesen. Die hätten Unterlagen mitgenommen, die man ihnen bereitwillig gegeben habe. "Wir unterstützen natürlich die Ermittlungen und wollen, dass die Angelegenheit lückenlos und objektiv aufgeklärt wird", sagt Steffen. 

Der konkrete Vorwurf laute "Verdacht des fahrlässigen Herbeiführens einer Überschwemmung und der Baugefährdung", teilt Guido Steffen mit. Darüber, welche Auswirkungen die Ermittlungen auf die Zukunft der Kiesgrube haben könnten und über mögliche personelle Konsequenzen, konnte der RWE-Sprecher keine Angaben machen. (ft/npi mit dpa)

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