Abo

FachforumRund 70 Gäste informierten sich in Hürth über die Geschichte der Feuerwehr

3 min
Das Foto zeigt Feuerwehrmänner, die einen kurzen Schlauch in der Hand halten.

Feuerwehrchef Michael Mund (Mitte) mit Feuerwehrhistoriker Andreas Nussbaum und die Vorsitzenden des Feuerwehrverbands Bernd Klaedtke.

Einsatzkräfte, Experten, Autoren und „Feuerwehrverrückte“ trafen bei dem Fachforum aufeinander und lernten etwas über die Historie der Wehren.

Wer beim 16. Fachforum „Feuerwehrgeschichte“ des Verbands der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen historische Fahrzeuge oder gar Feuerwehrleute in nostalgisch anmutenden Uniformen auf der neuen Feuerwache in Hürth vermutete, wurde enttäuscht. Die zweitägige Fachtagung fand in den Schulungsräumen in der neuen Feuerwache statt. Rein äußerlich ließen am Samstag und Sonntag allenfalls die Nummernschilder der Fahrzeuge auf dem Feuerwehrparkplatz erkennen, dass dort Gäste aus ganz Deutschland und aus den Niederlanden sein könnten.

Hürth: Feuerwehrgeschichte ist mehr als Chronik der Einsätze

„Hier sind heute nur Feuerwehrverrückte“, stellte Bernd Klaedtke (57) die etwa 70 Gäste vor, die alle in ihren Uniformen vor ihm im großen Schulungssaal der neuen Feuerwache in Hürth saßen. Selber ist Klaedtke Vorsitzender des Verbands für Feuerwehrgeschichte in NRW, stellvertretender Vorsitzender des Feuerwehrverbands für Feuerwehrgeschichte in Deutschland und nationaler Delegierter im Weltfeuerwehrverband.

Über so viele geschichtsdurstige und feuerwehrbegeisterte Gäste freuten sich natürlich auch Bürgermeister Dirk Breuer und Hürths Feuerwehrchef Michael Mund. Beide waren gekommen, um die Delegation in Hürth und auf der Feuerwache willkommen zu heißen. Und beide stimmten sie die Delegierten bereits mit einem kleinen Abriss aus der Hürther Stadt- und Feuerwehrgeschichte auf die Fachtagung ein.

Das Foto zeigt Kinder bei einer Löschübung.

Während sich die Feuerwehrleute des Fachforums in die Geschichte vertieften, war auf dem Feuerwehrhof in Hürth bereits die Zukunft am Werke - beim Aktionstag der Hürther Kinderfeuerwehr.

Dabei betonte Breuer: „Die Feuerwehrgeschichte ist mehr als eine Chronik der Einsätze.“ Vielmehr erzähle sie, wie aus Engagement, Ausbildung und solidarischem Handeln eine verlässliche Infrastruktur geworden ist, auf die Städte und Menschen sich verlassen konnten.

„Heute stehen wir hier in einem Gebäude, das für modernen Brand- und Bevölkerungsschutz steht – und gleichzeitig auf dem Erbe vieler Generationen aufbaut - einem Ort, an dem sich die Gegenwart und die Geschichte begegnen“, ergänzte Mund, wohl wissend, dass auf dem Feuerwehrhof auch schon die Zukunft, die Hürther Feuerwehrkinder, beim Aktionstag spielerisch lernte, Feuer zu löschen.

Wenig später starteten die Vorträge. Peter Snellen aus Eindhoven aus Holland erzählte vom niederländischen Leonardo da Vinci - Jan van der Heyden – der um 1670 unter anderem bereits die Feuerwehrspritze erfand, womit schon damals richtige Innenangriffe möglich wurden. „Van der Heyden hat auch die Organisation der Feuerwehr eingeführt, wo jeder wusste, was zu tun war“, erklärte Snellen. In Amsterdam habe es bereits im 17. Jahrhundert die ersten richtigen Feuerwehren gegeben.

Das Foto zeigt Menschen vor einem Gebäude.

Gut 70 Delegierte waren zum Fachforum für Feuerwehrgeschichte nach Hürth gekommen.

Über die Anfänge und die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr vor 150 Jahren in Brühl informierte der haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrmann Patrick Berg. Dabei erfuhren die Gäste auch von dem großen Feuer in der Silvesternacht 1874/1875 in Brühl, als in der Mühlenstraße die Stadtmühle abgebrannt ist.

Im Einsatz muss es allerdings ziemlich chaotisch zugegangen sein, denn ein Jahr später habe der damalige Bürgermeister eine Bürgerversammlung einberufen, mit dem Ziel, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. Berg erklärte: „Von den etwa 250 eingeladenen Männern hatten sich direkt 102 Männer bereiterklärt, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten.“

Mit den Biografien von Persönlichkeiten der Feuerwehr brachte sich auch Feuerwehrmann, Autor und Feuerwehrhistoriker Andreas Nussbaum in das Programm ein. Ganz tief hat er sich in die Geschichte der Feuerwehr in Hürth und im Rhein-Erft-Kreis hineingearbeitet. „Ich brenne inzwischen richtig für die Geschichte der Feuerwehr“, erklärte er.

2024 erschien sein erstes Werk zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehrgeschichte in Hürth – seitdem hat er sogar noch zwei weitere Bücher geschrieben – über den Kreisfeuerwehrverband Köln Land ab 1909 und über den Kreisfeuerwehrverband Bergheim ab 1909. „Beide Bücher sind aber noch nicht ganz gedruckt“, merkte er an.

Bei der Recherche hat er festgestellt, dass bei allen Unterschieden der beiden Kreisfeuerwehrverbänden die Zusammenarbeit bereits vor über 100 Jahren richtig gut und auch effektiv war. Nussbaum war es auch, der die gesamte Delegation bei einer Führung am Sonntagnachmittag zum Abschuss auch noch die neue Feuerwache am Hürther Berg zeigte.