Die Grube soll laut Kreis zum sechsten Mal vergrößert werden. Die Initiative Buirer für Buir sieht die Waldvernetzung als gefährdet.
Hambacher ForstInitiative gegen erneute Erweiterung der Kiesgrube in Kerpen-Buir

Schon im Jahr 2022 demonstrierten Kerpener Bürger gegen eine Erweiterung der Kiesgrube (Archivfoto).
Copyright: Dietmar Fratz
Die Rheinische Baustoffwerke GmbH möchte die Kiesgrube Buir ein weiteres Mal erweitern. Das geht aus einer Stellungnahme der Stadt Kerpen hervor, die für die Sitzung des Stadtplanungs- und Verkehrsausschusses am Dienstag, 17. Juni, 17 Uhr, zur Kenntnis vorliegt.
In ihrer Stellungnahme positioniert sich die Stadt klar gegen eine erneute Erweiterung: „Die Kolpingstadt Kerpen lehnt die beantragte Abgrabungserweiterung ab, da sie den Zielen der Raumordnung, den Vorgaben des Flächennutzungsplans und sonstigen Plänen widerspricht. Zudem bestehen Umwelt- und Naturschutzbedenken, insbesondere im Hinblick auf die Erhaltung wertvoller Landschaftsstrukturen, die auch nach dem Ausstieg aus dem Braunkohletagebau weiter ausgebaut werden sollen.“
Kerpen: Stellungnahmen noch bis Mitte Juli
Die Stadt ist jedoch nicht die zuständige Genehmigungsbehörde. Verantwortlich ist in dieser Sache der Rhein-Erft-Kreis. Kreissprecher Thomas Schweinsburg sagt auf Anfrage: „Bei der beantragten Erweiterung der Kiesgrube in Kerpen–Buir würde es sich um eine sechste Erweiterung dieser Kiesgrube handeln.“ Bewerten möchte der Kreis die Erweiterung derzeit nicht. Schweinsburg verweist darauf, dass derzeit noch die Beteiligung der betroffenen Behörden und Institutionen laufe, „wobei eine Frist zur Abgabe der Stellungnahmen noch bis Mitte Juli eingeräumt ist“.
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Die Initiative Buirer für Buir äußerte sich dagegen ähnlich wie die Stadt Kerpen kritisch zu der geplanten Erweiterung, die etwa sieben Hektar in südöstlicher Richtung umfassen soll. „Die geplante Erweiterung der Kiesgrube Buir ist ein weiterer Eingriff in das Lebensumfeld der Menschen in Buir. Erneut soll weiterer Raum für den gewinnorientierten Abbau von Sand und Kies zerstört werden“, heißt es von der Initiative: „Dabei ist Buir bereits heute in hohem Maße durch die Verlegung und den Ausbau der A4, die Kohlebahn, die Bundesbahn sowie die S-Bahn und natürlich den Tagebau in seiner Lebensqualität stark beeinträchtigt. Entsprechend groß ist die Ablehnung der Planung.“
Verinselung kann laut Initiative Existenz des Waldes bedrohen
„Mit der Genehmigung für das Manheimer Loch in direkter Verbindung zum Tagebau Hambach und der vorherigen Erweiterung der Kiesgrube Buir wird die Fläche nördlich von Buir immer weiter zerstört. Zwischen dem geplanten See, dem Wald und der Ortslage Buir entstehen Krater, die weder für die Naherholung noch Tourismusideen akzeptabel sind“, sagt Andreas Büttgen von der Initiative Buirer für Buir: „Darüber hinaus wird der Wald zum allergrößten Teil verinselt und damit in seiner Existenz gefährdet. Das wäre für die Region eine Katastrophe und ein Verstoß gegen das Kohleausstiegsgesetz, was unter anderem den Erhalt des Hambacher Waldes regelt.“
Die NRW-Leitentscheidung sieht eine Waldvernetzung des Merzenicher Erbwalds, des Hambacher Walds und der Steinheide vor. Sie soll die Biodiversität im Wald sichern und eine Abschottung der dortigen Arten verhindern. Weitere Erweiterungen der Kiesgrube können nach Ansicht der Initiative diese Vernetzung gefährden.
Ob dies wirklich so ist, dazu möchte der Kreis derzeit keine Stellung beziehen. „Eine Beurteilung bezüglich einer Beeinflussung der vorgesehenen Waldvernetzung sowie insgesamt zur Genehmigungsfähigkeit des Antrags kann erst erfolgen, wenn das Beteiligungsverfahren abgeschlossen ist“, teilt Schweinsburg dazu mit.
Der Kiesgrubenbetreiber selbst, eine RWE-Tochter, begründet die Erweiterung so: „Die Kiesgrube Buir wäre nach ursprünglicher Planung vor dem vorgezogenen Kohleausstieg in den Tagebau Hambach aufgegangen. Durch die geänderte Abbauführung erreicht der Tagebau die Kiesgrube jedoch nicht mehr. Die nun beantragte Erweiterung schließt die kleine, fünf Hektar große Lücke des bisher genehmigten Abbaufelds der Kiesgrube zur Kreisstraße ‚An den Birkenhöfen‘.“
Betreiber sieht Waldvernetzung nicht als gefährdet
Der zuständige Pressesprecher erklärt, die betroffene Fläche sei ohnehin Eigentum der RWE und wegen der geringen Breite landwirtschaftlich kaum noch nutzbar gewesen.
Er sagt: „In Anbetracht des weiterhin hohen Bedarfs an Rohstoffen für die Bauindustrie in der Region wurde die sechste Erweiterung der Kiesgrube um diesen Landstreifen beantragt.“ Der Sprecher räumt zudem ein, dass nach ursprünglicher Tagebauplanung die fünfte Erweiterung die letzte hätte sein sollen. „Erst mit dem Kohleausstieg war die nun beantragte Erweiterung möglich und sinnvoll.“
Auch sind aus seiner Sicht eine Rekultivierung sowie die Waldvernetzung an der Stelle noch möglich: „Im Rahmen der Rekultivierung des Kieswerkes Buir werden 150 Hektar Wald angelegt. Teile dieser Rekultivierung sind vor Ort bereits umgesetzt. Die ökologische Qualität ist nach Aussagen der begleitenden Experten bestens geeignet, um die Ziele der gewünschten Waldvernetzung umfassend zu erfüllen.“