Lkw-FahrverboteHenrys Eltern kämpfen nach Unfalltod mit Petition für sichere Schulwege in Pulheim

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Auf dem Foto ist die Unfallstelle zu sehen. Dort sind Kerzen, Blumen und Kuscheltiere abgelegt worden.

Der schreckliche Fahrradunfall des zehnjährigen Henry lässt viele Pulheimer nicht los.

Im September war der Zehnjährige von einem Lkw-Fahrer überfahren worden. Fast 10.000 Menschen fordern nun mehr Sicherheit für Radfahrer.

Der Tod des zehnjährigen Henry hat in Pulheim eine Debatte über gefährliche Schulwege ausgelöst. Seine Eltern haben eine Online-Petition „Sichere Schulwege für Pulheim“ für mehr Verkehrssicherheit gestartet. Sie richtet sich an Bürgermeister Frank Keppeler (CDU), die Stadtverwaltung und die Ratsmitglieder. Bis Mittwoch (22. November) haben binnen einer Woche fast 10.000 Menschen unterschrieben.

Diese Unterschriften werden am Freitag (24. November) gegen 9 Uhr übergeben – Keppeler hat nach Angaben der Initiatoren zugesagt, sie an der Unfallstelle am Paul-Decker-Platz entgegenzunehmen.

Dort stellen der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) und die Organisation Kidical Mass ein Geisterrad auf. Dieses Fahrrad in weißer Farbe soll an Henrys Tod erinnern. Der Schüler war am 18. September auf seinem Schulweg von einem Lkw-Fahrer überfahren worden. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen den 30-jährigen Lkw-Fahrer.

Initiatoren fordern Einrichtung von zeitlich begrenzten Lkw-Fahrverboten

In ihrer Online-Petition fordern Henrys Eltern und ihrer Mitstreiter unter anderem eine sichere Radinfrastruktur am Paul-Decker-Platz, die Einrichtung eines geschützten Radwegs in Form eines breiten Zweirichtungsradwegs von der Kreuzung bis zur Hackenbroicher Straße, den Bau sicherer Querungen in alle Richtungen  (Steinstraße beide Fahrtrichtungen, Barbarapark) und die sofortige Einrichtung von zeitlich begrenzten Lkw-Fahrverboten auf allen Schulwegeverbindungen sowie Straßen, die keine Landesstraßen sind.

Die Umstände für Henrys Tod stünden exemplarisch für „die desaströse Verkehrssituation in ganz Deutschland“. Der tägliche Schulweg stelle im ganzen Land eine reale Gefahr für Kinder dar. „Der Unfall war keine ,Naturgewalt‘, sondern menschengemachter Verkehr! Einfache und günstige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur hätten die Tragödie verhindern können! So etwas darf nie wieder geschehen!“, sagen Henrys Eltern.

Die Gedenkfahrt startet am Schulzentrum Mitte in Pulheim

Nach Auffassung von Kidical Mass sollen alle Kinder und Jugendlichen in Pulheim sicher und selbstständig mobil sein können. „Heute kämpfen wir hier an einer Seite mit den Pulheimer Eltern, damit diese mit gutem Gewissen ihre Kinder morgens an der Haustür verabschieden können“, sagt Simone Kraus von Kidical Mass. Sie erwartet am Freitag mehrere Hundert Teilnehmer, darunter viele Schüler.

Die Gedenkfahrt startet um 8.15 Uhr am Schulzentrum Mitte und führt an den weiteren Schulen in Pulheim entlang zum Paul-Decker-Platz.


Ein weißes Fahrrad erinnert am Ort eines Verkehrsunfalls an einen toten Radfahrer. In Nordrhein-Westfalen sind 2022 wieder mehr Radfahrer bei Verkehrsunfällen getötet worden.

Ein symbolisches Geisterrad an der Frechener Straße vor der Kreuzung Sudetenstraße in Hürth erinnert an den 15-jährigen Radfahrer, der dort im Dezember 2021 von einem abbiegenden Lkw überrollt und getötet wurde.

Der ADFC hat im Kreis bereits drei Geisterräder aufgestellt, eines in Hürth an der Sudetenstraße, wo 2021 ein 15-Jähriger von einem Lkw überrollt wurde, ein anderes in Pulheim-Brauweiler an der Chryslerstraße, wo eine 84-jährige Radfahrerin zu Tode kam. Das dritte erst vor wenigen Wochen an der Alten Frauweiler Straße in Bedburg. Dort war im Sommer 2023 ein 81 Jahre alter Radfahrer bei einem Zusammenstoß mit einem Auto tödlich verletzt worden.

Ein weiteres wird das in Gedenken an Henry sein, ein weiteres wird am Sonntag (26. November) auf einem Wirtschaftsweg in Kerpen aufgestellt. Dort sind in den vergangenen elf Jahren zwei Fahrradfahrer getötet, ein weiteres schwer verletzt worden.

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