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„Das Leben genossen“„Kölsche Frohnatur“ Änni Sauer aus Pulheim wird 100 Jahre alt

3 min
Eine Frau in grünem Blazer sitzt in einem gelben Sessel.

„Änni“ Sauer feiert heute ihren 100. Geburtstag.

Stolz und zufrieden blickt Maria Anna „Änni“ Sauer auf ihr bisheriges, langes Leben zurück. Nur eine gute Hausfrau sei sie nie gewesen. 

„Ich habe ein ganz tolles Leben“, stellt Maria Anna Sauer, genannt Änni, fest. Sie sitzt zufrieden im schicken grünen Hosenanzug in ihrem Lieblingssessel und lächelt. Dass sie heute ihren 100. Geburtstag feiert, sieht man ihr nicht an. Aber dass sie vor Lebensfreude sprüht, spürt man sofort. Im Kreise ihrer Familie erzählt sie lustige Anekdoten aus ihrem langen, ereignisreichen Leben. Tochter Rosemarie Wilbertz, bei der sie seit fünf Jahren lebt und Enkelin Claudia lauschen gebannt.

Mir war als Kind alles erlaubt worden. Und ich habe immer gemacht, was ich wollte
Änni Sauer

Geboren ist das „kölsche Mädche“ im Severinsviertel. „Mir war als Kind alles erlaubt worden. Und ich habe immer gemacht, was ich wollte“, erinnert sie sich und fügt stolz hinzu: „Ich hatte ja keine Geschwister und war immer die Prinzessin.“ „Ein bisschen ist sie das heute noch“, meint ihre Tochter lachend.

Änni Sauer erzählt, wie sie mit ihrer Freundin Anneliese mit den Rollschuhen auf der Annostraße gefahren ist. Im Gebäude gegenüber wurde bei Stollwerck Schokolade produziert. Dort waren ihr Großvater und Vater beschäftigt und auch sie wurde später ein „Stollwerck-Mädchen“. „Da trug ich ein weißes Häubchen und habe Schokolade verpackt. Das war schön“, erinnert sich die Jubilarin. Sie sei auch furchtbar gerne tanzen gegangen, verrät sie. „In der Tanzschule war ich die Vortänzerin. Ich hatte auch sehr schöne Beine.“

100-Jährige in Pulheim: Ehemann Hans war ihre große Liebe

Dann traf sie ihre große Liebe. „Hans war mein bestes Stück“, schwärmt sie noch heute von ihrer glücklichen Ehe. Das Paar verlobte sich 1942, vor der geplanten Hochzeit musste der Ehemann an die Front. Später kam er in Kriegsgefangenschaft. So kam es, dass er die gemeinsame Tochter Rosemarie erst 1948 kennenlernte. Die Hochzeit wurde im selben Jahr in der Pfarrkirche St. Severin nachgeholt. Änni Sauer machte bei Kaufhof Karriere und blieb 35 Jahre dem Unternehmen als Erstverkäuferin Lederwaren treu.

Abends holte Ehemann Hans sie meist beim Kaufhof ab und es ging erstmal gemeinsam in die Gaststätte „Zum kleinen Finanzamt“ auf ein Bierchen. „Wir haben das Leben genossen“, sagt Änni Sauer. „Immer waren wir unterwegs. In den Bergen und mehrmals im Jahr mit der Familie auf Sylt zum Austernessen.“ Später, nach dem Tod ihres Ehemannes 1993, wurde Kegeln ihr Hobby und sie zur Kegelkönigin. Nur eine gute Hausfrau, gibt sie lachend zu, das war sie nie. „Ne, gekocht, gebacken und geputzt habe ich nicht gern. Das hat früher immer zum Glück mein Mann gemacht.“

Vor fünf Jahren zog Änni Sauer schließlich zu ihrer Tochter nach Pulheim. Tagsüber geht sie in den „Club“, zur Tagespflege ins Haus Gisela. „Das ist so schön da“, erklärt sie. „Alle sind nett zu mir, ich fühle mich da richtig wohl.“ Abends fragt sie immer: „Was gibts Neues?“ Sie interessiere sich immer noch brennend für Politik und Sport, sagt die Tochter. Und genehmige sich gern mal ein Gläschen Eierlikör oder ein Eis.

„Bei meiner Mutter ist das Glas immer halb voll, nie halb leer“, sagt Rosemarie Wilbertz. Die Jubilarin freut sich auf ihre Geburtstagsfeier mit der Familie, zu der auch die beiden Urenkel Lukas und Emil gehören. „Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden“, fasst Änni Sauer zusammen. „Alle sorgen sich um mich. Was will ich mehr?“