Schutz vor HochwasserBachverband plädiert nach Kritik für Renaturierung der Erft

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Der Erftflutkanal hat alle 600 Meter eine Betonschwelle. Dieses Wehr wird erhalten bleiben, aber ohne Funktion.

Der Erftflutkanal hat alle 600 Meter eine Betonschwelle. Dieses Wehr wird erhalten bleiben, aber ohne Funktion.

Erftstadt/Pulheim – In der Diskussion um die Renaturierung der Erft bei Gymnich meldet sich nun Horst Engel, Vorsteher des Pulheimer Bachverbands, zu Wort. „Renaturierung entfesselt, gibt Gewässern naturnahen Raum und ist daher ein Beitrag zum Hochwasserschutz“, stellt er klar.

Der Pulheimer Bach ist unter Engels Regie in den vergangenen Jahren über weite Strecken renaturiert worden.

Renaturierung der Erft: Befürchtungen der Gymnicher zurückgewiesen

Menschen aus Gymnich hatten Bedenken gegen das Projekt des Erftverbands angemeldet. Der will nahe der Gymnicher Mühle den Erftflutkanal stilllegen und dem Fluss stattdessen ermöglichen, sich über 5,5 Kilometer durch eine Aue zu schlängeln. Das naturnah gestaltete Gewässer und seine Ufer sollen zu einem Refugium für Tiere und Pflanzen werden, für die in der Agrarlandschaft kein Platz ist.

Einige Gymnicher fürchten nun, dass durch den Umbau des Flusses die Hochwassergefahr für ihren Ort wachsen könnte. Dem widerspricht Horst Engel: Gewässer bekämen bei der Renaturierung zum einen mehr Platz dadurch, dass sie Flächen überfluten könnten – Retentionsflächen nennt das der Fachmann– , zum anderen dadurch, dass sie sich in Mäanderbögen schlängelten, erklärt der Pulheimer. Die Schlingen verlängerten den Flusslauf und verlangsamten im Ernstfall die Hochwasserwelle. Schutzkonzepte setzten auf eine Kombination von Renaturierung und Rückhaltebecken oder Talsperren.

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„Renaturierung ist beileibe kein Selbstzweck wegen europäischer Vorschriften – sie verbessert tatsächlich die Lebensbedingungen für Flora und Fauna, aber eben auch den Hochwasserschutz“, sagt auch der stellvertretende Vorsteher des Unterhaltungsverbandes Pulheimer Bach, der Kreistagsabgeordnete Helmut Paul.

In diesem Sinne seien bereits große Gewässerstrecken in ganz Deutschland nachhaltig verändert worden – „selbstredend noch viel zu wenig“, ergänzt er. Er plädiert für eine umfassende sachliche Aufklärung, um den Menschen in Gymnich ihre Ängste zu nehmen. 

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