Strom aus der ZitroneDer Klimaschutztag mobilisiert in Pulheim alle Generationen

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Klimaschutztag

Fahrrad für vier – das futuristische Gefährt ist eine sogenannte Zero Emission Machine.

  • Der Klimawandel und seine Folgen beschäftigt die Menschen, die Kleinen und die Großen.
  • Das war deutlich beim Klimaschutztag im Rathaus und davor zu spüren.
  • 25 Aussteller gaben an ihren Ständen Antworten auf die Fragen wie „Wie will ich in Zukunft in Pulheim leben?“ und „Wie kann ich im Alltag Mobilität nachhaltig gestalten?“

Pulheim – Lasse lauschte aufmerksam. Eine Zitrone, die rauscht und knackt, wenn sie Strom erzeugt, das hört man schließlich nicht alle Tage. Erstaunliche Erkenntnisse aus dem Forscherlabor für die kleinen Umweltschützer, mit einem Kabel und zwei Nägeln aus Kupfer und Zink in der Zitrone lässt sich tatsächlich Strom erzeugen. Der neunjährige Lasse und sein fünfjähriger Bruder Levi sind aber im Alltag noch einen Schritt weiter. „Wir fahren ganz viel mit dem Fahrrad“, erklärten sie. „Und wir essen kein Nutella mehr, wegen des Palmöls.“

Der Klimawandel und seine Folgen beschäftigt die Menschen, die Kleinen und die Großen, das war deutlich beim Klimaschutztag im Rathaus und davor zu spüren. 25 Aussteller gaben an ihren Ständen und in Vorträgen Antworten auf die Fragen: Wie will ich in Zukunft in Pulheim leben? Wie kann ich im Alltag Energie einsparen, regenerative Energien einsetzen und Mobilität nachhaltig gestalten?

Stromerzeugung Klimaschutztag

Lasse staunte nicht schlecht, denn die Zitrone rauscht und knackt bei der Stromerzeugung.

Das geht zum Beispiel mit einem handelsüblichen Fahrrad, aber auch mit einer futuristischen Null-Emissionen-Maschine, einem futuristischen Gefährt für vier Fahrer, das der Verein Netzwerk intelligente Mobilität (Nimo) vorstellte. Car Sharing und Solarenergie waren die Dauerbrenner in Sachen Nachhaltigkeit, aber auch ein Navigator, der Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen mit Wetterinformationen verbindet und entsprechend steuert.

Gutscheine für Pflanzen

Es gab kostenlose Pflanzengutscheine von der Stadt für die Fassadenbegrünung der Häuser und die Gruppe „foodsharing“ Pulheim, die Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern und verbeulte Dosen kostenlos verteilte. Am Stand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Rhein-Erft (ADFC) konnten die Besucher ihr Fahrrad codieren lassen und einen Fahrrad-Anhänger kostenlos für Transporte ausleihen. „Wir lassen dann aber die Sau raus“, sagte Wolfgang Werner vom ADFC lachend. „Für eine kleine Spende ins Sparschwein unserer Ortsgruppe.“

Klimaschutz, der Spaß macht und die Menschen anregt, kreativ mit dem Thema umzugehen, darauf hoffte auch Bürgermeister Frank Keppeler beim Klimaschutztag und das scheint auch zu gelingen. Seit drei Jahren gehört Pulheim als eine der ersten Kommunen in NRW zum Zukunftsnetz Mobilität. Seitdem kam hier einiges ins Rollen. Mit Matthias Thienemann wurde ein Klimaschutzmanager eingestellt, am 15. Juli folgte mit Alexandre Ludwig ein Mobilitätsmanager.

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Seit 1. Juli konnten die Pulheimer online Ideen für ein neues Mobilitätskonzept der Stadt einbringen. „Die Spitzenreiter mit der meisten Zustimmung unter den fast 600 eingegangenen Vorschlägen waren bislang eine Spielstraße im Planetenviertel, eine Auffahrt auf die B 59 Richtung Köln zur Entlastung der Pulheimer Innenstadt und die Instandsetzung des maroden Radweges nach Köln-Widdersdorf“, erklärte Alexandre Ludwig. Das Projekt endet am heutigen Montag, 30. September. Am 12. Dezember sollen im Rahmen eines Bürgerworkshops die Ergebnisse zusammengefasst und erste konkrete Schritte ausgearbeitet werden.

Fragen an Matthias Thienemann

Matthias Thienemann

Matthias Thienemann

Seit einem Jahr arbeitet Dr. Matthias Thienemann (35) als Klimaschutzmanager bei der Stadt Pulheim. Maria Machnick sprach mit ihm.

Was war der Anlass für den ersten Klimaschutztag?

Der Rat hat 2017 das Integrierte Klimaschutzkonzept einstimmig verabschiedet. Das klare Ziel ist, den CO2 -Ausstoß im Stadtgebiet bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent und bis 2050 um 73 Prozent zu senken. Da mehr als 80 Prozent der CO2 -Emmissionen im Stadtgebiet durch Verkehr und private Haushalte verursacht werden, ist die Information der Bürgerinnen und Bürger wesentlich. Wir wollen vermitteln, was jeder einzelne im Alltag für den Klimaschutz leisten kann. Eine Auswahl dieser Möglichkeiten stellen wir heute so abwechslungsreich und praxisnah wie möglich vor.

Worin sehen Sie beim Klimaschutz die zentralen Aufgaben für die Stadt?

Die Stadtverwaltung steht im direkten Austausch mit den Menschen in Pulheim. Diese Rolle wollen wir nutzen, um Multiplikator und Motivator zu sein. Deshalb besteht eine zentrale Aufgabe darin, die Menschen mitzunehmen. Darüber hinaus setzt die Stadt Rahmenbedingungen beispielsweise bei der Verkehrs- oder Bauplanung.

Wie wollen Sie die Bürger mitnehmen?

Eine solche Aktion wie der Klimaschutztag trägt sicherlich dazu bei. Wichtig ist, die Menschen nach Möglichkeit an Konzeptionen zu beteiligen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Mobilitätskonzept, für das online bereits fast 600 Vorschläge eingegangen sind. Der heutige Tag ist zugleich der offizielle Auftakt zur Erstellung des Konzepts.

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