Mit gepanzertem TransporterWesselinger bringt unermüdlich Güter in die Ukraine

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Oliver Ring (3. v.l.) und Viktoriya Bezbabnaya wurden für ihre Hilfe vom ukrainischen Militär mit Urkunden ausgezeichnet.

Wesseling – „Die Menschen in der Ukraine brauchen jetzt erst recht Unterstützung“, findet Oliver Ring. „Viele Menschen mussten fliehen, auch viele Fachkräfte haben das Land verlassen, und der furchtbare Krieg tobt weiter“, sagt der 55-Jährige, der nach dem Studium der Rechtswissenschaft ins Investment-Banking wechselte.

„Ich hatte viel Glück im Leben und die Menschen dort kämpfen für unsere Freiheit. Wir müssen weiter helfen. Ich habe jetzt die Zeit und die Möglichkeiten.“ In Kürze bricht er zum dritten Mal mit Hilfsgütern nach Odessa auf.

Wesselinger bringt Feuerlöscher und Krankenhausmaterial in die Ukraine

Sein Engagement beginnt kurz nach der Invasion russischer Truppen in der Ukraine im Februar. In Köln fällt ihm ein Geldtransporter ins Auge, der ihn auf die Idee bringt, einen solchen für eine Fahrt mit Hilfsgütern in die Ukraine zu organisieren.

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Fünf Tonnen Hilfsmittel hat Oliver Ring mittlerweile organisiert.

Er findet schließlich einen ausrangierten gepanzerten Geldtransporter aus Italien. Zu Hause in Wesseling belädt er ihn mit seiner Tochter Marie (22) mit Feuerlöschern, Krankenhausmaterial und Erste-Hilfe-Kästen. Er knüpft Kontakte zu Hilfsorganisation in Odessa, die ihm sagen, zu welcher Sammelstelle er seine Ladung bringen kann.

Oliver Ring: „Ich habe über die Gefahr nicht groß nachgedacht“

Mit seiner Tochter macht Ring sich Ende März auf den Weg. Beide dürfen aber an der rumänischen Grenze wegen des Kurzzeit-Kennzeichens nicht einreisen. Der Vater entscheidet: Marie fliegt zurück ins Rheinland, er organisiert drei Abschleppunternehmen, die den Wagen drei Tage lang quer durch Rumänien „huckepack“ bis zur ukrainischen Grenze bringen.

Von dort aus kann er weiter nach Odessa fahren und bezieht in einem Hotel Quartier. Ring erlebt eine Stadt mit Panzersperren, Kontrollpunkten und Raketeneinschlägen. Auch er muss immer wieder in den Bunker. „Ich habe aber über die Gefahr gar nicht groß nachgedacht. Ich hatte einfach beschlossen, etwas zu tun“, blickt er zurück.

Benzin wird in der Ukraine streng rationiert

Er sieht in Odessa die Nöte der Menschen, stößt bereits von der Hafenstadt aus weitere Sammelaktionen in Deutschland an. Sein gepanzertes Fahrzeug überlässt er dem ukrainischen Militär. Auf sein Mobiltelefon lädt er eine App für Standorte von Schutzbunkern und eine App für Bombenalarm.

Nach einer kurzen Rückkehr ins Rheinland ist er im Mai dieses Jahres mit einem weiteren gepanzerten Kleintransporter voll beladen mit Feuerlöchern, Erwachsenenwindeln, Hygieneartikeln und Verbandsmaterial wieder in Richtung Odessa unterwegs. „Und reichlich Diesel, denn der Sprit ist besonders knapp und wird von der Regierung rationiert ausgegeben“, berichtet Ring.

Oliver Ring hilft, wo er kann

Er bleibt für mehrere Wochen dort, knüpft Kontakte zur Stadtverwaltung und dem Bürgermeisteramt und zu Freiwilligen-Initiativen, die insbesondere Binnenflüchtlingen helfen und auch Hilfstransporte nach Mykolaiv, einer Frontstadt, organisieren.

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Die Nonnen des Kloster St. Michael backen Brot für Bedürftige in der Ukraine.

Er arbeitet beim „Blago Svet“-Zentrum, das eine Tafel und „Essen auf Rädern“ für Flüchtlinge, Senioren und Invaliden auf die Beine stellt. Über eine Deutsch-Professorin lernt er Nonnen des Klosters St. Michael kennen, die ein Altenheim für Bedürftige, eine ambulante Klinik und eine weitere Tafel betreiben.

Nach dem Krieg beim Wiederaufbau helfen

„Sie leisten eine heldenhafte Arbeit“, sagt Ring beeindruckt. „Für sie habe ich knapp zwei Tonnen Mehl für deren hauseigene Bäckerei besorgen können.“ Bei Großhändlern, Bauernkooperativen und einer Wurstfabrik vor Ort kauft er für Hilfsorganisationen weitere Lebensmittel ein. Kaum wieder in Wesseling zurück sammelt er erneut Babywindeln, Babynahrung, Hygieneartikel und Verbandsmaterial für seine nächste Tour ein.

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Er wird nicht müde, Kollegen, Kunden und Freunde anzuschreiben, um sie um Unterstützung zu bitten. „Denn die Spenden sind ziemlich zurückgegangen“, merkt er an. In wenigen Tagen will er wieder nach Odessa aufbrechen. Und wenn der Krieg vorbei ist, will er beim Wiederaufbau der Ukraine helfen.

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