„Rettung hat absolute Priorität“Wesselinger Feuerwehrchef André Bach über Rettungsgassen

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Feuerwehrfahrzeuge sind auf der vollen A1 unterwegs durch die Rettungsgasse, die die Autofahrer gebildet haben.

Feuerwehrfahrzeuge sind auf der A1 unterwegs durch die Rettungsgasse. (Symbolbild)

Der München-Mannschaftsbus, der durch eine Rettungsgasse fuhr, wurde heiß diskutiert. Solche Aktionen machen Feuerwehrchef André Bach Sorgen.

„Es war eine ganze Menge an Aufklärung nötig, bis das Thema Rettungsgasse und das richtige Verhalten bei einer Staulage bei den Verkehrsteilnehmern angekommen ist“, erinnert sich der Chef der Wesselinger Feuerwehr, André Bach. Ganz persönlich, aber auch als Leiter der Feuerwehr in Wesseling war und ist ihm das Bilden von Rettungsgassen immer schon ein besonderes Anliegen gewesen. „Denn im Ernstfall retten sie Leben“, sagt er.

Die stetige Aufklärung mit Aufklebern und Appellen von Feuerwehren, Rettungsdiensten und der Polizei zeigen längst ihre Wirkung. „Eigentlich sind wir inzwischen richtig zufrieden mit dem Verhalten der Verkehrsteilnehmer“, sagt Bach. Natürlich könne er diesbezüglich nur für seinen Zuständigkeitsbereich sprechen, die Bundesautobahn 555 sowie die Landes- und Bundesstraßen in und um Wesseling herum.

Der Bayern-Mannschaftsbus fuhr durch die Rettungsgasse

Doch warum sollte ausgerechnet in Wesseling das Verhalten der Autofahrer anders sein als im Landesdurchschnitt? Deswegen sorgen auch ihn Meldungen, wie er sie vor ein paar Tagen von der Bundesautobahn 52 gehört hat. Am Abend des 18. Februars gegen 18.24 Uhr war es nach der Fußballbegegnung Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München auf der A 52 zu einem Auffahrunfall in Fahrtrichtung Düsseldorf gekommen.

Drei Fahrzeuge seien laut Polizeipressestelle Düsseldorf im dichten Verkehr aufeinander gefahren, und drei Menschen seien daraufhin leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Von den nachfolgenden Verkehrsteilnehmern sei auch eine Rettungsgasse gebildet worden. Nach der Vollsperrung hatte die Polizei eigenen Angaben zufolge den Verkehr schon bald über die Standspur der A 52 an der Unfallstelle vorbeilenken können.

Häufig sind Fahrzeugteile ja auch über die gesamten Fahrbahnen verteilt.
André Bach, Chef der Wesselinger Feuerwehr

Zu heftigen Diskussionen führte dann jedoch die Tatsache, dass auch die Bayern-Spieler in ihren Bussen durch diese Rettungsgasse und an der Unfallstelle vorbeigefahren seien. „Solche Aktionen können natürlich die Moral aller anderen Verkehrsteilnehmer ganz erheblich und folgenschwer beschädigen“, warnt Bach. Zum konkreten Fall kann er jedoch keinerlei Aussagen machen. „Ich war ja nicht dabei“, sagt Bach.

Wesselinger Feuerwehrchef André Bach sütztz sich mit beiden Armen auf der offenen Tür eines Feuerwehrautos.

André Bach ist Chef der Feuerwehr Wesseling. Privat aber auch als Feuerwehrmann wirbt er für die Bildung von Rettungsgassen.

An jeder Unfallstelle hätten jedoch immer die Rettung und die Versorgung von Verletzten absolute Priorität. Zudem müssten auch die Gefahren am Unfallort, wie etwa das Auffangen oder Abstreuen von ausgelaufenen Betriebsflüssigkeiten, schnell und effektiv behoben werden. „Die Aufhebung einer Autobahnsperrung kann nur durch die Polizei erfolgen“, erläutert Bach. Bei einer Vollsperrung sei eigentlich kein Durchkommen möglich. „Häufig sind Fahrzeugteile ja auch über die gesamten Fahrbahnen verteilt. Und eine Sperrung schützt auch die Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit“, erklärt Bach.

Vorbeifahrende Autofahrer sind oft vond er Unfallstelle abgelenkt

Selbst wenn der Verkehr langsam an der Unfallstelle vorbeigeführt werde, sei es in der Vergangenheit schon mehrmals zu Folgeunfällen gekommen, weil die Verkehrsteilnehmer beim Vorbeifahren durch die Unfallereignisse abgelenkt gewesen seien. „Ich habe das selber schon mehrfach erlebt“, sagt Bach. Nur durch waghalsige Sprünge hätten sich seine Kollegen dann aus der „Schusslinie“ retten können.

Generell sei es nicht unüblich, dass Fahrzeuge von der Polizei durch eine Rettungsgasse geführt werden, wenn alle Verletzten versorgt sind und von der Unfallstelle keinerlei Gefahr mehr ausgehe. „Dafür gibt es aber immer besondere Gründe“, so Bach. Beispielsweise könnten Notfallseelsorger, Reinigungsfahrzeuge oder Bergungsfahrzeuge an der Unfallstelle gebraucht werden. Mitunter würden sogar Busse benötigt, wenn beispielsweise ein Reisebus verunglückt sei und viele Unverletzte von der Unfallstelle weggebracht werden müssten.

Und immer gelte: Je schneller und besser die Rettungsgasse von den am Unfallort benötigten Fahrzeugen passiert werden könne, desto schneller bestehe für den aufgestauten Verkehr die Chance, dass die Sperrung teilweise oder komplett aufgehoben werden könne.

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