Anwohner der Brühler Straße finden die Schließung für Pkws und Lkws gut. Geschäftsleute im Gewerbegebiet sehen teils ihre Existenz bedroht.
Rat der Stadt Wesseling entscheidetStreit um Schließung eines Bahnübergangs in Berzdorf

Der Bahnübergang Godorfer Weg soll für den Auto- und Lastwagen-Verkehr zum Gewerbegebiet Wesseling-Berzdorf geschlossen werden.
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Bei der Schließung des Bahnüberganges Godorfer Weg für den Auto- und Lastwagen-Verkehr zum Gewerbegebiet Wesseling-Berzdorf scheiden sich die Geister.
Anwohner der Brühler Straße (L184) in Berzdorf finden die Schließung des Bahnübergangs für Pkws und Lkws gut, weil sie verkehrstechnisch gesehen auch eine Entlastung der Brühler Straße bewirken könnte. Ortsbürgermeister Ralf Daniel hat von einigen betroffenen Anwohnern sogar schon ein ziemlich positives Feedback bekommen.
Die Schließung wäre eine totale Katastrophe
Er weiß aber auch von den Sorgen der Geschäftsleute und Unternehmer im Gewerbegebiet. Sollte der Bahnübergang so wie aktuell geplant wirklich für den motorisierten Verkehr gesperrt werden, sehen sie teils sogar ihre Existenzen bedroht. „Die Schließung wäre eine totale Katastrophe“, erklärt zum Beispiel Dirk Horn, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses. Er befürchtet massive Einschränkungen im Kundenverkehr. „Eine Schließung für Pkws und Lkws hat auch nichts mehr mit der Entwicklung der Gewerbegebiete und einer Attraktivitätssteigerung für das Handwerk zu tun“, erklärt er.
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Schließung für Pkws und Lkws: Kreishandwerkerschaft in heller Sorge
Tatsächlich ist auch die Kreishandwerkerschaft in heller Sorge. Peter Ropertz, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft, sagt: „Die geplante Schließung des Bahnübergangs Godorfer Weg ist ein herber Rückschlag für die Betriebe im Gewerbegebiet Berzdorf. Während die Politik und die Verwaltung in Wesseling seit Jahren betonen, diesen Gewerbestandort attraktiver machen zu wollen, wird dieser nun durch längere Wege und schlechtere Erreichbarkeit massiv unattraktiver.“
Einschränkungen müssten bei der Schließung des Bahnübergangs für den motorisierten Verkehr, aber nicht nur die Unternehmer und die Kunden in Kauf nehmen, sondern auch die Mitarbeiter. Denn auch für sie bedeutet die Schließung mitunter eine weitere und möglicherweise auch beschwerlichere An- und Abfahrt.
Georg Engels, Mitinhaber der Firma Elektro Engels und Schmitz, sieht die geplante Änderung am Bahnübergang Godorfer Weg deswegen recht problematisch – insbesondere für all die Mitarbeiter, die aus der Eifel über die A553 zur Arbeit ins Gewerbegebiet nach Berzdorf kommen. Sie müssten künftig den Umweg über die Kerkrader und die Rodenkirchener Straße nehmen. Und das bedeute auf jeden Fall auch lange Staus – morgens, aber vor allen Dingen im Feierabendverkehr – und das mindestens noch so lange, bis der Umbau der Kerkrader Straße mit der neuen Anbindung zur A553 abgeschlossen ist. Laut Straßen NRW ist dieser Bauabschnitt allerdings erst 2027/2028 geplant.
Der 1964 in Betrieb genommene Bahnübergang ist in die Jahre gekommen
Eine Geschäftsfrau aus dem Gewerbegebiet in Berzdorf erinnert sich auch noch gut an einen Störfall bei LyondellBasell, als vor Jahren per Lautsprecherdurchsage die Rodenkirchener Straße komplett gesperrt werden musste. „Sollte sich diese Situation wiederholen und sollte dann der Bahnübergang für die Durchfahrt von Pkws und Lkws nicht mehr möglich sein, dann sitzen die Geschäftsleute, ihre Mitarbeiter und ihre Kunden ja wie in der Falle“, merkt sie an.
Er entspricht nicht mehr den sicherheitstechnischen Anforderungen
Allerdings: Der 1964 in Betrieb genommene Bahnübergang ist in die Jahre gekommen: „Er entspricht nicht mehr den sicherheitstechnischen Anforderungen“, erklärt die Sprecherin der Stadt Wesseling, Andrea Kanonenberg. Das Eisenbahnbundesamt habe Mängel festgestellt und der HGK als Betreiberin die Ertüchtigung des Bahnübergangs auferlegt. Bemängelt wurden unter anderem die unzureichende Aufstellfläche für den Pkw-Verkehr und die problematische Schleppkurve für den Lkw-Verkehr.
Christian Lorenz, Sprecher der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK), erklärt: „Für die Anlage besteht ein Bestandsschutz.“ Das Problem sei, dass für die Reparatur der bestehenden Anlage keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, die Anlage müsste deswegen erneuert werden.
Und bei der Planung müssten die aktuellen Vorschriften berücksichtigt werden. So sei die Straßenführung aufgrund der heutigen Anforderungen des Lkw- und Pkw-Verkehrs und des Rad- und Fußgängerverkehrs nicht mehr geeignet – entsprechend müsste die Schleppkurve vergrößert und ein separater Fuß- und Radweg errichtet werden. Weil dafür jedoch die benötigten Flächen weder vorhanden seien noch erworben werden könnten, ist eine Modernisierung des Bahnübergangs Godorfer Wegs für den Individualverkehr aus Sicht der HGK gar nicht möglich.
Aktuell plant zudem Straßen NRW die Fortsetzung der Sanierung der Brühler Straße (L184) zwischen dem Wasserturm und dem Kreisverkehr an der Aral-Tankstelle.
Erst vor ein paar Tagen hat die Stadt in einem Schreiben den betroffenen Geschäftsleuten im Gewerbegebiet Berzdorf mitgeteilt, dass die HGK bereits im Ausschuss für Stadtentwicklung Anfang September deutlich gemacht habe, die bestehende Schrankenanlage am Bahnübergang Godorfer Weg in absehbarer Zeit dauerhaft außer Betrieb zu nehmen.
Im Schreiben wird auch schon darauf hingewiesen, dass eine entsprechende weiträumige Ausschilderung in der Planung sei. Gleichwohl hat die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage für die künftige Anbindung des Godorfer Wegs an die Brühler Straße mehrere Varianten erarbeitet. Am 30. September stimmt nun der Rat der Stadt endgültig über die Zukunft des Godorfer Weges ab.