Bundesliga,Nationalteam, FamilieWesselinger Softballerin bringt alles unter einen Hut

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Vertraut klatschen sich Christina und Udo Dehmel von den Wesseling Vermins ab.

Vertraut klatschen sich Christina und Udo Dehmel von den Wesseling Vermins ab.

  • Seit knapp 30 Jahren spielt Christina Dehmel Softball auf hohem Niveau.
  • Mit den Wesseling Vermins hat sie in diesem Jahr zum achten Mal in zehn Jahren den deutschen Meistertitel geholt.
  • Im Interview erzählt sie, wie sie die Ehe mit Bundestrainer Udo Dehmel, Familie, Nationalteam und Bundesliga unter einen Hut bringt.

Wesseling – Seit knapp 30 Jahren spielt Christina Dehmel Softball auf hohem Niveau. Sie ist Teil der deutschen Nationalmannschaft – erst als Spielerin, jetzt als Trainerin – und hat mit den Wesseling Vermins in diesem Jahr zum achten Mal den deutschen Meistertitel gewonnen – bisher.

Seit zwölf Jahren ist sie mit dem Bundes- und Vermins-Trainer Udo Dehmel liiert, die gemeinsame Tochter ist fünf Jahre alt. Andrea Polls besprach mit der 43-jährigen Mutter, wie sich Alltag, Beruf und Privatleben unter einen Hut bringen lassen.

Frau Dehmel, Softball ist eine Randsport in Deutschland, wie sind Sie zu diesem Sport gekommen?

Im Jugendzentrum bei uns im Dorf wurde der Film »Die Bären sind los« mit Walter Matthau gezeigt, in dem Baseball gespielt wird. Eine Freundin und ich waren so begeistert, dass sie dann auf die Suche gegangen ist, bis sie einen Verein gefunden hat. Das waren die Mutterstadt Vikings. Dort haben wir dann auf einem Fußballplatz angefangen zu spielen, da muss ich so etwa 13 Jahre alt gewesen sein.

Wie ging Ihre Karriere weiter?

Zuerst bin ich in die Auswahlmannschaft von Rheinland-Pfalz gekommen, dann in die Junioren-Nationalmannschaft; auf Vereinsebene ging es über Speyer zu den Mannheim Tornados, bei denen ich bis 2009 gespielt habe, da ich auch in Mannheim studiert habe. Die erste Saison bei den Vermins habe ich 2010 bestritten, in dem Jahr habe ich in Bonn die Ausbildung zur Physiotherapeutin begonnen.

Zu diesem Zeitpunkt waren Sie schon mit dem Trainer Udo Dehmel liiert?

Richtig, wir kannten uns zwar schon vorher, sind aber erst Ende 2007 zusammengekommen. Zwei Jahre lang hatten wir dann eine Fernbeziehung, bevor ich 2010 nach Wesseling gezogen bin. Spielerisch blieben dann ja nur noch die Vermins übrig (lacht).

Dehmels Sammlung der Erfolge

– acht Meistertitel mit den Mannheim Tornados (1996-2009);

– acht Meistertitel mit den Wesseling Vermins (seit 2010);

– Spielerin der Nationalmannschaft (1996-2009);

– im Trainerstab des Nationalteams (seit 2007). (aps)

Parallel zum Bundesligaspielbetrieb waren Sie auch immer Teil der Nationalmannschaften, als Spielerin, aber auch als Trainerin. Wie war Ihr Werdegang in diesem Bereich?

Meine letzte Europameisterschaft als Spielerin habe ich 2009 in Valencia bestritten. Seit 2007 bin ich als Hitting Coach und Athletik-Trainerin bei den Juniorinnen aktiv, seit 2014 bin ich auch beim A-Kader mit im Trainer-Stab.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio sollte Softball nach 2008 erstmals wieder Teil des Programms sein. Deutschland ist nicht dabei. Sind wir im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig?

Bei lediglich sechs Teams im Turnier war es sehr schwer bis nahezu unmöglich, sich zu qualifizieren, da es nur einen Platz für Europa und Afrika gab. Athletisch sind wir sehr weit, im europäischen Vergleich geht aber immer noch alles über die Niederlande und Italien. Um da etwas zu bewegen, ist ein ganz stringentes Programm nötig, aber dafür braucht es Planungssicherheit – das muss an der Basis anfangen.

Bundesliga, Nationalteam, Familie und Beruf, wie lässt sich das alles vereinbaren?

Ich habe mir mein Leben immer so eingerichtet, dass es vereinbar war. Das Studium in Mannheim war so gewählt, weil ich bei den Tornados die besten Trainingsvoraussetzungen hatte. Mein Urlaubssemester habe ich in Italien gemacht, um dort in der Serie A1 zu spielen. Zuhause hieß es: Morgens ins Fitnessstudio, nachmittags zum Teamtraining, an den freien Tagen Athletikeinheiten. Für mich hat das alles funktioniert, weil ich es wollte und ich das Glück hatte, dass mich meine Eltern immer unterstützt haben.

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Seit zwölf Jahren sind Sie mit Ihrem jetzigen Trainer liiert, seit über fünf Jahren verheiratet und Sie haben eine gemeinsame Tochter. Wie funktioniert das?

Also, das kann schon mal explosiv sein, aber im Grunde nur auf dem Feld. Wenn mein Mann nicht mein Trainer wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mehr spielen. Denn so habe ich mein Privatleben immer dabei und sehe meinen Mann und meine Tochter eben auch auf dem Feld. Für mich lässt sich das also sogar besser verbinden.

Corona hat in diesem Jahr auch die Sportart Softball beeinflusst. Wie hat sich die Pandemie auf das Training und die Mannschaft ausgewirkt?

Zu Beginn des Jahres konnten wir wie alle anderen auch nicht gemeinsam trainieren, da war es schon schwierig, ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen. Spätestens als wir in Kleingruppen wieder auf den Platz durften, hat man aber gemerkt, wie viel Bock alle auf die Saison hatten, die dann ja glücklicherweise auch stattfinden konnte.

So sehen Sieger aus: die Wesseling Vermins holen sich den achten Meistertitel in nur zehn Jahren.

So sehen Sieger aus: die Wesseling Vermins holen sich den achten Meistertitel in nur zehn Jahren.

Haben Sie trotz allem oder gerade wegen allem mit den Vermins in diesem Jahr zum achten Mal den Meistertitel gewonnen?

Es war eine Mischung. Wir waren alle sehr heiß darauf zu spielen und haben einfach schon oft miteinander gewonnen, auch unter schwierigen Voraussetzungen. Das hat uns glaube ich ein gewisses Maß an Kaltschnäuzigkeit gegeben, die am Ende sehr hilfreich war.

Wie war es, zum achten Mal den Titel mit den Vermins zu gewinnen? Wird es langsam zur Gewohnheit?

Nein, Gewohnheit wird es nie. Das Gefühl, ein Finale zu gewinnen, ist immer der absolute Bringer. Das Adrenalin, die Anspannung und dann die Explosion und Erleichterung, wenn man es geschafft hat, ist immer wieder besonders. Vielleicht hält das Gefühl nicht mehr so lange an wie vielleicht noch bei den ersten Siegen, für mich ist es ja mittlerweile schon der 16. Titel. Aber egal, wie oft man im Finale steht, man will immer der Beste sein.

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