Ausbruchsherd entdecktZwölf Menschen mit bestätigtem Coronavius im Rhein-Sieg-Kreis

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PK Corona Lagezentrum

Szene von der Pressekonferenz im Lagezentrum Siegburg

Rhein-Sieg-Kreis – Die Zahl der bestätigten Fälle von SARS CoV2 ist von sieben auf zwölf gestiegen. Neu hinzugekommen sind zwei Fälle aus Siegburg, einer aus Much, einer aus Troisdorf und einer aus Alfter.

In freiwilliger häuslicher Quarantäne befinden sich derzeit 112 Menschen. In Ruppichteroth ist der Teilstandort der Sekundarschule Nümbrecht-Ruppichteroth bis zum Wochenende vorsorglich geschlossen worden, nachdem zwei Verdachtsfälle bekannt geworden waren. Zwei Schülerinnen aus Nümbrecht hatten Kontakt zu Mutter und Tochter aus Much.

Sitzungen finden nicht statt

Landrat Sebastian Schuster berichtete in der täglichen Pressekonferenz, dass er nach Absprache mit den Fraktionsspitzen alle Sitzungen der politischen Gremien des Kreises bis zu den Osterferien abgesagt hat. Das betrifft auch die geplante Sondersitzung des Gesundheitsausschusses am 24. März, auf der unter anderem über Pandemieplanungen und den Krisenstab berichtet werden sollte.

Ausnahme aber: Die Sitzung des Kreiswahlausschusses wird planmäßig stattfinden, da sie aus rechtlichen Gründen bis Ende März durchgeführt werden muss.

Vorbereitungen für ein sogenanntes Abstrichzentrum laufen auf Hochtouren

Intensiv laufen die Vorbereitungen für ein sogenanntes Abstrichzentrum, zunächst im Rechtsrheinischen, um Proben sicher und schnell entnehmen zu können. Das soll in den nächsten Tagen schon in Betrieb gehen können.

Leider seien die Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Ausbruchsherd Siegburg, der Patientin 5, eingetreten. „Die Dame aus Siegburg war viel unterwegs, wir haben etwa 100 Kontakte gefunden“, erklärte Schuster, „wenn wir es schon nicht stoppen können, kann unser Ziel nur sein, Ansteckungsketten zu benennen, zu unterbrechen und den Prozess zu verlangsamen.“

Ein erst Fall einer Sekundäransteckung

Um nur diesen Kontakten in Siegburg nachzugehen, habe es 50 Stunden intensiver Arbeit benötigt. Und dennoch gibt es inzwischen einen ersten Fall einer Sekundäransteckung. Bisher konnten Patienten in freiwilliger häuslicher Quarantäne bleiben und Kontakte reduzieren. Das funktioniere so aber nicht mehr, nicht mehr alle Wege können einzeln verfolgt werden, nicht zu allen Kontaktpersonen gebe es Angaben, so dass die Verwaltung „der Entwicklung hinterherrennen“ müsse.

Die Zahl der Getesteten ist gestiegen, die Zeiträume bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse verlängern sich. Schuster geht deshalb davon aus, dass noch weitere Erkrankungen auftauchen werden.

Politiker sind besonders gefährdet

Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Rainer Meilicke, beschrieb die erkrankte CDU-Politikerin als engagiert und gesellschaftlich aktiv. Sie sei noch unterwegs gewesen, als sie bereits infektiös war. Deshalb seien insbesondere Politiker gefährdet.

Er erklärte, die Verwaltung sei für den vorbeugenden Gesundheitsschutz zuständig. Aber bei der Vielzahl der Kontakte dieser Frau „konnten wir nicht alle erreichen“. Er geht auch davon aus, dass Erkrankte etwa durch Siegburg laufen, ohne davon Kenntnis zu haben.

Deshalb sei es wichtig, eine Unterbrechung zu erreichen, „um Ruhe ins Infektionsgeschehen“ zu bekommen. Gesundheitsdezernent Dieter Schmitz berichtete vom intensiven Profiling der Patientin 5. „Wo Risiken gesehen wurden, haben wir informiert. Wir wollen aber keine Hysterie verbreiten.“ Per Bürgertelefon konnten viele Fragen beantwortet werden, drei Menschen saßen bis in den Abend am Telefon.

Alle Kontaktpersonen wurden erreicht

Der zweite Ausbruchsherd ist ein Reiterhof im ländlichen Much. Da handele es sich um eine abgeschlossene Gruppe, alle Kontaktpersonen hätten erreicht werden können. Meilicke bestätigte, dass bislang noch keine Arztpraxis habe geschlossen werden müssen. Die Wartezimmer seien voll, weil gerade Erkältungssaison sei.

Er berichtete von einer Praxis in Siegburg, wo die Erkältungskrankheiten am Nachmittag, alle anderen am Vormittag behandelt würden. Einen besseren Informationsfluss erhofft er sich von DEMIS, dem Deutschen Elektronischen Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz, das zum Ende des Jahres in Betrieb gehen soll.

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