Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KlimaschutzBad Honnefer Bürgermeisterkandidaten wollen für mehr Grün sorgen

4 min
Ein Saal mit vielen Menschen, die auf Stühlen sitzen.

Großes Interesse gab es an der Diskussion mit den Bad Honnefer Bürgermeisterkandidaten (r. von oben) Philipp Herzog, Frank Klein und Carl Sonnenschein. Nicht auf dem Bild ist Birte Karst.

Vier Bad Honnefer Bürgermeisterkandidaten äußerten sich auf Einladung der Klimagruppe zu ihren Vorstellungen. Große Unterschiede gab es nicht.

Man hätte fast eine Lupe gebraucht, wenn man sich auf die Suche nach den Unterschieden zwischen den Bad Honnefer Bürgermeisterkandidaten in der Frage des Klimaschutzes hätte machen wollen. Frank Klein, SPD-Bürgermeisterkandidat in Bad Honnef, brachte das Fazit am Donnerstagabend nach fast zwei Stunden Diskussion treffend so auf den Punkt: „Der Abend hat gezeigt, dass Demokraten in der Regel einer Meinung sind.“

Auf Einladung der ehrenamtlichen Klimagruppe #wirfürsklima stellten sich die Kandidaten für den Bürgermeisterposten Philipp Herzog (CDU und Bürgerblock), Frank Klein (SPD), Carl Sonnenschein (FDP) und Birte Karst (Grüne) den Fragen von Moderator Thomas Heyer und der Zuschauer. Bünyamin Yilmaz (parteilos) hatte abgesagt. Nicole Pax (AfD) war nicht eingeladen, weil die Klimagruppe nach eigenem Bekunden nur mit jenen Kandidaten sprechen wollte, die den wissenschaftlich belegten, von Menschen gemachten Klimawandel nicht leugnen.

Großwärmepumpe im Rhein bei Bad Honnef stößt auch auf Skepsis

Fast 200 Leute waren in den Ratsaal gekommen und erlebten eine Podiumsdiskussion, die dank der gezielten, lockeren und mit viel augenzwinkerndem Humor gewürzten Moderation Heyers einen gleichermaßen informativen wie entspannten Abend erlebten. Von politischer Schärfe keine Spur. Die Themen Klimaanpassung, Energie und Mobilität standen als Stichworte über dem Abend.

Und bei der Frage nach der zukünftigen Energieversorgung zeigte sich bei der in Bad Honnef diskutieren Großwärmepumpe im Rhein als einem der wenigen Punkte Meinungsunterschiede. Köln mache das gerade, die Erfahrungen müsse man abwarten, aber natürlich auch den Zustand des Rheins im Blick behalten, meinte Philipp Herzog. Von einer „faszinierenden Idee“ sprach Carl Sonnenschein.

Sehr viel skeptischer war Frank Klein: „Das ist fast ein Kraftwerk“, sagte er übe die Dimensionen. Warum nicht eine dezentrale Wärmeversorgung in Form von Blockheizkraftwerken? Bedenken äußerte auch Birte Karst. Einig waren sich die Kandidaten und fast alle Zuhörer bei der Frage, ob am Dachsberg zwei Windräder aufgestellt werden sollte.

Mit roten und grünen Karten konnten die Besucher zu einzelnen Punkten Ablehnung oder Zustimmung kundtun. Bei den Windrädern war fast alles grün. Die mögliche Bebauung des Selhofer Südens sehen die Kandidaten weitgehend ähnlich. Man müsse das Gutachten von NRW-urban abwarten, aber es gebe keine „Denkverbote“, so Philipp Herzog, der den Mangel an (preiswertem) Wohnraum betonte.

Bad Honnefer Spitzenkandidaten einhellig für mehr Busse

Frank Klein kann sich eine Teilbebauung vorstellen, will den Charakter des Gebiets („grüne Lunge“) aber erhalten. Carl Sonnenschein hat nach eigener Aussage den Vertrag mit NRW-urban vor allem abgelehnt, weil er im Zweifel Enteignungen vorsehe. Eigentümer, die ihre Häuser oder Wohnungen leer stehen lassen, zur Vermietung zu zwingen, wie es eine Besucherin vorschlug, hielten die drei Juristen Herzog, Klein und Sonnenschein aus verschiedenen Gründen für keine gute Idee. Man müsse sie eher versuchen zu überzeugen.

Flächen entsiegeln, Schottergärten beseitigen, mehr Bäume pflanzen und für mehr Grün sorgen – auch darin waren sich die Beteiligten einig. Zu den Stichworten Bus und Bahn plädierten allen vier Bewerber für bessere und dichtere Taktungen, vor allem von und nach Aegidienberg. Die Förderung des Fahrradverkehrs habe auch alle auf der Liste, sehen die Chancen für einen Berg-Tal-Radweg entlang der L144 (Schmelztal) wegen der hohen Kosten aber skeptisch.

Das geplante Parkhaus (Quartiersgarage) an der Rommersdorfer Straße halten Philipp Herzog und Carl Sonnenschein für richtig, während Frank Klein Zweifel wegen der Dimensionen des Baus hat. Das Publikum votierte in der Frage übrigens etwa jeweils zur Hälfte mit grünen beziehungsweise roten Karten.

Mit Blick auf die Klimafolgenanpassung plädierten alle Bewerber für die Sanierung oder den Neubau von Regenrückhaltebecken zum Schutz der Bevölkerung. Frank Klein: „Wir müssen uns vorbereiten.“ Und wie sehen die Kandidaten mögliche Konzerte auf der Insel Grafenwerth, die im Landschaftsschutzgebiet liegt und auf der in der Vergangenheit Großkonzerte wegen des Naturschutzes geplatzt sind? „Ausgewählte Veranstaltungen“ im mittleren Bereich der Insel hält Philipp Herzog für möglich. Den Tier- und Naturschutz unbedingt beachten, aber über die Formate nachdenken, will Birte Karst. „Eher kleine Formate“ hält auch Frank Klein für richtig. Die Besucher waren sich auch hier weitgehend einig: Bei der Frage nach Konzerten auf der Insel gingen fast ausschließlich grüne Karten nach oben.

Die Kandidatin Birte Karst stand übrigens nicht wie ihre drei Mitbewerber den Bürgern von 18 Uhr an Rede und Antwort, sondern erst ab 19 Uhr. Der Grund: Ihr Sohn feierte am Donnerstag seinen siebten Geburtstag. Und schon bei der Entscheidung, fürs Bürgermeisteramt zu kandidieren, habe sie klargestellt, sagte Karst, dass sie an zwei Tagen im Jahr keine Politik machen werde. „Und das sind die Geburtstage meiner Kinder.“