Coronavirus im Rhein-Sieg-KreisZwei Hotspots in Seniorenheimen

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Sankt_Antonius_Siegburg

Im Antonius-Pflegeheim in Siegburg sind vermehrt Covid-19-Infektionen aufgetreten.

Rhein-Sieg-Kreis – Nach dem großflächigen Ausbruch von Corona-Infektionen beim Eitorfer Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen gibt es im Kreis zwei weitere Hotspots. Wie Landrat Sebastian Schuster bestätigte, sind zwei Seniorenheime betroffen: das Sankt Antonius-Haus der Alexianer in Siegburg und das Haus am Eipbach in Eitorf.

In der Siegburger Einrichtung gibt es – Stand Dienstagmittag – 46 Personen, bei denen eine Infektion mit SARS CoV2 nachgewiesen wurde, 34 Heimbewohner und zwölf Pflegekräfte. Im Eitorfer Altenheim der französischen Korian-Gruppe sind nach Angaben des Betreibers 39 Personen infiziert: 25 Senioren, von denen vier stationär in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, sowie 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In beiden Einrichtungen gilt Besuchsverbot. Infizierte Senioren seien von negativ getesteten Mitbewohnern getrennt worden.

Während man beim Kreis die Leitung des Siegburger Altenheims wegen des Umgangs mit den Infektionsfällen ausdrücklich lobt, gibt es Kritik an der Eitorfer Einrichtung: „Wir wurden als Kreis sehr spät informiert, man hat das Geschehen nach ersten positiven Testergebnissen offenkundig falsch interpretiert“, sagte Ralf Thomas, Leiter der Fachstelle für Covid 19.

Streit zwischen Kreisgesundheitsamt und Korian-Gruppe

Diese Darstellung wies die deutsche Korian-Zentrale in München zurück. „Wir erhielten am Donnerstagabend, 12. November, gegen 19 Uhr telefonisch vom Krankenhaus die Information, dass zwei Bewohner, die wir mit Covid-19-Symptomen eingewiesen haben, positiv getestet wurden. Noch am selben Abend haben wir das Gesundheitsamt sowie die Heimaufsicht über die positiven Befunde per E-Mail informiert. Den Wohnbereich haben wir umgehend unter Quarantäne gestellt“, sagte Pressesprecherin Tanja Kurz.

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Ein Zusammenhang zwischen den Ausbrüchen bei ZF Friedrichshafen und dem Haus am Eipbach lässt sich laut Kreis nicht belegen. „In den vergangenen Tagen gab es beim Thema Covid 19 einen regen Austausch: aus der Eitorfer Bevölkerung zu ZF und von dort wieder in die Eitorfer Bevölkerung“, teilte Thomas mit. „Aber eine unmittelbare Beziehung zwischen ZF und dem Haus am Eipbach kann man nicht mehr herstellen.“

Auch angesichts der von Montag auf Dienstag in der Region offiziell registrierten Zahl von 284 Neuinfektionen hat sich der Landrat am Dienstag für strengere Kontaktbeschränkungen ausgesprochen. Er teile das Unverständnis der Bundeskanzlerin, dass es dazu durch den Widerstand der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am Montag keine Einigung gegeben habe.

Landrat pflichtet Bundeskanzlerin bei

„Ich halte eine Beschränkung der Kontakte auf fünf bis sechs Personen und auf Angehörige von zwei Haushalten für erforderlich“, betonte Schuster. „Ich wünsche mir, dass wir bei der Bekämpfung der Pandemie nicht zu viel Zeit auf der Strecke verlieren.“ Schuster machte sich auch dafür stark, den Unterrichtsbeginn an den Schulen zu entzerren, um die Ansteckungsgefahr für Kinder und Jugendliche in Bussen und Bahnen zu entzerren.

Zahl der Fälle in Seniorenresidenz sinkt

Aus der Hennefer Curanum-Seniorenresidenz an der Kurhausstraße wurden vor einer Woche 26 Infektionsfälle gemeldet. In den vergangenen acht Tagen wurden 650 Tests vorgenommen. Die aktuelle Zahl liegt bei 15 Infizierten, davon zwei Mitarbeiter. (kh) 

„Ich kann nicht verstehen, dass es mitunter Widerstand dagegen gibt, Unterrichtsbeginn und -ende an einer Schule für bestimmte Klassen um eine halbe Stunde zu flexibilisieren. Das muss machbar sein“, forderte der Landrat. An den beiden im Kreisgebiet tätigen Verkehrsgesellschaften RSVG und RVK werde das nicht scheitern.

Laut Schuster arbeitet der Kreis zurzeit an einer kreisweit geltenden Quarantäne-Allgemeinverfügung. Sie soll helfen, bei größeren Ausbruchsgeschehen in Einrichtungen oder im privaten Umfeld Infizierte oder deren Kontaktpersonen schneller – das heißt vor allem ohne den Umweg über die örtlichen Ordnungsämter – unter Quarantäne zu stellen. Eine solche Allgemeinverfügung könnte Ende dieser oder Anfang nächster Woche in Kraft gesetzt werden, hieß es gestern aus dem Kreishaus.

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