Ferienbilanz im Rhein-Sieg-KreisTourismusbranche zwischen Euphorie und Ernüchterung

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Das Drachenfels-Plateau lockte in dieser Saison besonders viele Touristen an.

Rhein-Sieg-Kreis – Der Rhein-Sieg-Kreis geht ins letzte Wochenende der Sommerferien. Noch einmal erwarten die Region zwei Tage mit traumhaftem Wetter. Nach zwei Jahren, die geprägt waren von Corona-Einschränkungen, kann die Tourismusbranche schon fünf Tage vor dem offiziellen Ende der Ferien eine euphorische Bilanz ziehen. Speziell das Siebengebirge und die Drachenfelsstadt Königswinter wurden stark frequentiert.

„In den 25 Jahren des Bestehens der Tourismus Siebengebirge GmbH war kein Juli besser“, sagt deren Geschäftsführer Oliver Bremm über die Bilanz des Juli 2022.

Der Tourismus-Hotspot im Kreis ist nach wie vor der Drachenfels, dessen Plateau nach Angaben von Andreas Pätz, dem Chef der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Königswinter (WWG), allein im Juli 43.409 Fußgänger erklommen haben, wie die Messungen an einer Zählstelle der WWG ergaben. Wohlgemerkt: Besucher, die mit der Drachenfelsbahn auf den Berg fuhren, sind in den Zahlen nicht enthalten.

Übernachtungen im Rhein-Sieg-Kreis über dem Niveau von 2019

„Es besteht ein großer Nachholbedarf an freizeitlichen Aktivitäten, die die Reisebranche wiederbeleben“, erklärt Udo Schäfer, der Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (T&C), die positive Tourismus-Zwischenbilanz. „Dies gilt gleichwohl für die Reisetätigkeit und Aktivitäten vor der Haustür.“ Bestätigt sieht er diese Einschätzung durch die Übernachtungszahlen, die sowohl im Links- als auch im Rechtsrheinischen ein „sehr starkes Wachstum“ aufzeigten.

Bei der Zahl der Touristen-Ankünfte habe von Januar bis Mai ein Plus von rund 380 Prozent über den Werten von 2021 gegeben, bei den Übernachtungen ein Plus von rund 240 Prozent. Dieses überdurchschnittliche Wachstum habe dazu geführt, dass die Zahl der Übernachtungen kreisweit inzwischen sogar um 3,3 Prozent höher sei, als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Sommerferien 2022: Touristiker in Rhein-Sieg ziehen positive Bilanz

Eine entsprechend positive Bilanz ziehen deshalb auch viele Touristiker an der Sieg. „Siegtal pur war ein voller Erfolg“, sagt Brigitte Kohlhaas von der Naturregion – für sie der Höhepunkt der bisherigen Saison. Während autofreie Tage nach den coronabedingten Absagen der vergangenen Jahre andernorts nicht wieder aufgenommen worden seien, seien die Touristiker im Siegtal das Wagnis eingegangen und belohnt worden. Von den Wander- und Radwegen seien viele Besucher gemeldet worden, berichtet Kohlhaas.

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Magdalena und Bernd Vasters, Inhaber einer Pension, boten Wanderern in Windeck fertig gefüllte Picknickboxen an.

Dass die Buchungen über das eigene Portal zurückgegangen sind, führt Kohlhaas auf das Neun-Euro-Ticket zurück. Den Nahverkehrsfahrschein bekommen Kunden der Naturregion nämlich üblicherweise umsonst zur Buchung dazu. Das sei in den drei Monaten nicht nötig gewesen.

Rhein-Sieg-Kreis: In der Gastronomie fehlt das Personal

Ähnliche Beobachtungen haben Magdalena und Bernd Vasters in Windeck-Eulenbruch gemacht. Über die Plattform der Naturregion komme derzeit kaum eine Buchung. Dabei können sich die Betreiber einer Vier-Zimmer-Pension mit Frühstücks- und Pizza-Angeboten auch über einen Mangel an Gästen in diesem Jahr nicht beschweren. „Wir können 90 Prozent der Anfragen nicht positiv beantworten“, berichtet Bernd Vasters.

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Siegtal pur lockte auch 2022 wieder tausende auf die autofreie Strecke.

„Eher schleppend“ läuft die Saison im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren für Julia Bourmann vom Haus Sonnenschein in Stadt Blankenberg. „Während der Corona-Zeit war es mehr“, berichtet die Gastronomin, die kürzlich auch das benachbarte Panorama-Café übernommen hat.

In der Gastronomie hat sie indes ein ganz anderes Problem angesichts von Gruppen, die in ihr Lokal möchten: „Wir kommen nicht hinterher, weil wir kein Personal haben.“  

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