Für UnbedachteKirchen in Rhein-Sieg erinnern an Menschen, die ohne Angehörige starben

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Pfarrerin Eva Zoske und Hans-Georg Knüttgen vom Kreiskatholikenrat gehören zum festen Kreis, der den Gottesdienst für Unbedachte vorbereitet.

Rhein-Sieg-Kreis – Für Pfarrerin Eva Zoske ist es „ein Akt der Menschlichkeit und Nächstenliebe“: Im nunmehr 14. Jahr erinnern die christlichen Kirchen im Rhein-Sieg-Kreis mit dem „Gedenkgottesdienst für Unbedachte“ an Menschen, an deren Grab vielleicht nur der Bestatter und die Sargträger standen. „Wir wollen, dass niemand in Vergessenheit gerät“, ergänzt Hans-Georg Knüttgen, der ehrenamtliche Geschäftsführer des Kreiskatholikenrats und Mitglied im Vorbereitungskreis.

Und so werden einmal im Quartal die Namen der in den Vormonaten Gestorbenen im Gottesdienst laut vorgelesen; es wird eine Kerze entzündet und der Name in das „Buch der Erinnerung“ eingetragen. Am Samstag hielten Eva Zoske und ihr katholischer Kollege Diakon Markus Brandt den Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kapelle des Siegburger Krankenhauses.

Ruth Kühn, damals die Vorsitzende des katholischen Laiengremiums, hatte die Initiative ergriffen und mit ihrem Kollegen Karl-Heinz Löhr aus Eitorf schnell auch die Leitung des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein gewinnen können.

Kirchen erhalten nur die Namen von der Kreisverwaltung

Die Liste der Namen stellt die Kreisverwaltung bereit, mit der sich Hans-Georg Knüttgen regelmäßig abstimmt. „Der Datenschutz ist berücksichtigt“, betont er. „Wir erfahren tatsächlich nur die Namen.“ Auskünfte über das Leben oder die Todesumstände geben die Behörden nicht: Lag jemand im Zwist mit seiner Verwandtschaft? War er obdachlos? Oder war sie, wie häufig auch, die letzte Überlebende der Familie? Dass sie eigentlich nichts weiß über die Verstorbenen, darin sieht Eva Zoske, Berufsschulpfarrerin am Hennefer Berufskolleg, die im Wechsel mit ihrem Kollegen Hagen Schwarz die evangelische Seite vertritt, keine besondere Schwierigkeit bei der Vorbereitung der Predigt.

„Ich orientiere mich ein bisschen am Kirchenjahr“, sagt sie, spricht im April eher über den Gedanken der Auferstehung oder im Sommer über das Reisen. Natürlich sind Trauer und Abschied wiederkehrende Themen der Gebete und Lieder, auch wenn vielleicht niemand teilnimmt, der den oder die Unbedachte kannte.

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Manchmal aber, so berichten Knüttgen und Zoske, bleibe der ökumenisch besetzte Vorbereitungskreis nicht unter sich, wenn in der Krankenhauskapelle Herz Jesu oder der evangelischen Auferstehungskirche in Siegburg der Gottesdienst beginnt. Dann nämlich, wenn sich auf die regelmäßig vorab veröffentlichte Traueranzeige hin doch noch Angehörige oder Freunde, ehemalige Nachbarn oder Kollegen melden und von gemeinsamer Zeit berichten. Dann, so freut sich Hans-Georg Knüttgen, bekommen die Unbedachten auch ein Gesicht. Und die Angehörigen haben eine Chance,„zum Trauern und sich Verabschieden“, wie das Eva Zoske wahrnimmt. „Es fließen auch viele Tränen.“

Warum da jemand so einsam starb, kommt trotzdem selten heraus. „Man hat sich halt aus den Augen verloren“, manchmal haben Umzüge bewusst oder unbewusst Verbindungen gekappt. Keinesfalls sei einsames Sterben auf untere Einkommensschichten beschränkt, stellt Knüttgen klar.  

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