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HochwasserSo will der Wasserverband Rhein-Sieg Überschwemmungen vermeiden

Lesezeit 4 Minuten

Solche Fluten will der Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis mit technischen Hochwasserschutzanlagen und naturnaher Ufergestaltung, die Retentionsräume erschließt, vermeiden. Die Aufnahme entstand in den 60er Jahren an der Bonner Straße in Hennef, als der Hanfbach über die Ufer trat.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Hauptaufgabe lässt sich kurz zusammenfassen: den Abfluss in den Gewässern sichern, Siedlungen vor Überschwemmung schützen.

Was einfach klingt, erfordert eine Menge Aufwand, wie der Arbeitsplan des damit betrauten Wasserverbandes Rhein-Sieg-Kreis zeigt. Im Pressegespräch stellte Geschäftsführerin Martina Hirschberg am Dienstag das Jahresprogramm vor.

Große Baustelle in Birlinghoven

Eine der großen Baustellen ist der Hochwasserschutz für Sankt Augustin-Birlinghoven, in den dieses Jahr 180 000 Euro fließen.

Die Crux besteht darin, den Lauterbach im besiedelten Raum im Zaum zu halten und gleichzeitig auf den Naturschutz zu achten. Unter anderem will man an den Zuflüssen Retentionsraum schaffen.

In einem Abflussmodell werden am Computer die Wirkungen der geplanten Maßnahmen simuliert. Auch am Eitorfer Eipbach sind der Schutz vor Überflutung und Ökologie unter einen Hut zu bringen. Das alte Rückhaltebecken an der Obereiper Mühle wird umgestaltet, so dass es künftig für Fische passierbar ist.

Damit der Wolfsbach Sankt Augustin-Buisdorf nicht unter Wasser setzen kann, ist ein Hochwasserschutztor in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Autobahnbrücken-Ausbau geplant. In Rommersdorf (Bad Honnef) ist es die marode Verrohrung des Möschbachs, die Sorgen bereitet.

Wie bei allen Maßnahmen geht der Wasserverband dort auf die Anlieger zu, um frühzeitig zu informieren und in diesem Fall auch über Grunderwerb zu verhandeln. „Ohne mehr Platz am Gewässer ist kein Hochwasserschutz möglich“, so Hirschberg. Ökologischer Akzent am Möschbach ist die Wiederansiedlung des Steinkrebses im Oberlauf.

Eine bewegte Planungsgeschichte hat die Neuverlegung des Liemichgrabens in Hennef-Edgoven, wo Bürger für den Erhalt alter Linden kämpfen. Laut Wasserverband ist jetzt eine Variante gefunden, bei der die Hälfte der Bäume stehen bleibt.

Im ersten Quartal 2017 wird der Entwurf fertig und die wasserrechtliche Genehmigung beantragt. Teils neu verrohrt, teils ans Tageslicht geholt und naturnah gebettet wird der Flutgraben in Hennef-Geistingen.

In Dahlhausen schließlich nehmen die Wasserbauer den Heltensiefenbach in Angriff, erweitern einen Durchlass und verschaffen ihm im Oberlauf Raum zum Ausdehnen.

Planungskosten von 327 000 Euro, die in diesem Jahr anfallen, lassen das enorme Maß der Investitionen erahnen. Dank Landesförderung bis zu 80 Prozent müssen die beteiligten Kommunen nur einen kleinen Teil stemmen.

Neben den genannten Projekten betreut der Wasserverband sechs Rückhaltebecken. Laut Klaus Kröger sind für die beiden mittelgroßen Becken in Obereip und Ruttscheid (Königswinter) Sicherheitsberichte zu verfassen.

Außerdem ist dort die Messtechnik für eine digitale Übertragung der Pegelstände auf den neuesten Stand zu bringen. Ob ein Frühwarnsystem möglich und lohnenswert ist, das Abwasserwerke und auch Bürger alarmiert, wenn Bäche über die Ufer zu treten drohen, wird untersucht. Die Technische Hochschule Aachen und das Aachener Ingenieurbüro Hydrotec sind daran beteiligt.

Weniger spektakulär ist das Alltagsgeschäft der Wasserverbandsmitarbeiter. Monatlich fahren sie 160 Kontrollpunkte an, um nachzuschauen, ob dort alles im Fluss ist, Böschungen beschädigt sind oder Sedimente abgebaggert und Verstopfungen beseitigt werden müssen.

Dazu kommen Mäharbeiten und Gehölzpflege. Bei 1400 Kilometern Gewässerstrecke, die im 500 Quadratkilometer großen Verbandsgebiet betreut werden, sind das umfangreiche Aufgaben. „Wir würden gern mehr ökologische Maßnahmen durchführen“, sagt Martina Hirschberg, „aber dafür fehlt uns die Zeit.“

Personal und Fahrzeuge

Elf Kommunen (Siegburg, Sankt Augustin, Königswinter, Bad Honnef, Hennef, Eitorf, Windeck, Neunkirchen-Seelscheid, Ruppichteroth, Much, Waldbröl) sind am Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis beteiligt, den sie über eine Umlage finanzieren. Der Verband kümmert sich, mit Ausnahme der Bröl, für die der Aggerverband zuständig ist, um alle Bäche und Siefen nebst Zuflüssen, die im 500 Quadratkilometer großen Verbandsgebiet in Sieg oder Rhein münden. 1400 Kilometer misst die betreute Gewässerstrecke.

Im Bauhof des Verbands am Turm in Siegburg gibt es zehn Beschäftigte. Guido Witt ist der Betriebsleiter. Seit sechs Jahren wird ausgebildet. Ein angehender Wasserbauer darf sich auf die Übernahme freuen, ein neuer Auszubildender beginnt am 1. August seine Lehre. Ein Mitarbeiter bildet sich gerade zum Wasserbau-Meister fort.

In der Geschäftsstelle des Verbandes sind fünf Personen tätig: eine Kauffrau, drei technische Mitarbeiter und die Geschäftsführerin Martina Hirschberg.

Zum Fuhrpark zählen ein Unimog mit aufgebautem Bagger und Anhänger, ein wendiger Mini-Lkw, ein großer Lastwagen und eine Mähraupe mit Fernsteuerung. Dieses Jahr soll für 200 000 Euro ein 24 Jahre alter Traktor ersetzt werden, der vorn eine Seilwinde hat und am Heck einen Häcksler nebst Pritsche. In unwegsamem Gelände kommt ein Schreitbagger zum Einsatz, den der Wasserverband samt Baggerführer bei einem Spezialunternehmen bucht.