LandwirtschaftIm Rhein-Sieg-Kreis drohen Ernteeinbußen durch Dauerregen

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Biobauer Bernd Schmitz aus Hennef an seinem Dinkelfeld: Ein bärtiger Mann in Arbeitskleidung hält prüfend einige Ähren in der Hand.

Biobauer Bernd Schmitz aus Hennef an seinem Dinkelfeld: Was eigentlich zu Mehl hätte vermahlen werden sollen, wird nun Tierfutter werden.

Die Getreideernte in der Region ist in Gefahr. In den Weinbergen trotzt nur der Riesling dem Regen.

Es regnete Bindfäden, es schüttete wie aus Kübeln, es goss. Es pladderte ohne Unterlass. 30,9 Liter fielen allein am 6. August in Hennef-Lückert, das ist der Webseite „Wetterkontor“ zu entnehmen, die die Daten der dortigen Wetterstation aufgelistet hat. Damit war der Sonntag der regenreichste Tag der vergangenen vier Wochen.

Nicht nur die letzten Wochen der Sommerferien fielen ins Wasser, bei vielen Landwirten im Rhein-Sieg-Kreis war es auch die Ernte: Auf den Feldern von Biobauer Bernd Schmitz in Hennef keimt der Dinkel schon am Halm. Das Korn eignet sich nicht mehr als Brotgetreide.

In Hennef keimt der Dinkel schon an der Ähre und eignet sich nur noch als Tierfutter 

„Wir hätten ihn gerne als Verkaufsgetreide verwertet, um ganz ortsnah in Hennef in der DLS-Bäckerei daraus Brot backen zu lassen, aber das ist jetzt nicht mehr möglich“, sagt Schmitz. Gut 1,6 Hektar Dinkel steht noch auf dem Feld, verwertbar nur noch als Tierfutter.

Für seine 45 Milchkühe will er das Getreide nun für den Winter nutzen. „Das nächste Problem ist aber: Es muss haltbar gemacht werden“, sagt Schmitz. Denn: Im feuchten Dinkel haben sich bereits Pilze entwickelt.

Aufgeplatzte, grauer Dunkelkörner liegen in einer Hand, Keimlinge sind sichtbar.

Durch den Regen keimt der Dinkel bereits aus und ist grau.

Auch sein Weizen steht noch, der ebenfalls als Brotgetreide verkauft werden soll. Hier hofft der Bauer, dass die Qualitätskriterien des reifen Getreides einer Verwendung für Lebensmittel noch entsprechen.

Auf den Feldern seiner solidarischen Landwirtschaft sei der Regen aber willkommen gewesen, berichtet der Bauer: „Wir mussten nicht wässern.“ Allerdings wachsen nicht nur die Gemüsesorten auf dem Acker, auch das Unkraut, weil der Biobetrieb keine Spritzmittel verwendet. „Das Jäten ist jetzt schon schwierig, aber nicht unmöglich. Wir müssen unsere Mitglieder motivieren, am Wochenende mitzumachen.“

In Niederkassel faulen Himbeeren und Erdbeeren auf den Feldern

Landwirt Karl-Josef Engels hat sein Getreide schon eingeholt. In der Ebene, bei ihm in Niederkassel und auch in Troisdorf, sei die Ernte vor dem Regen bereits möglich gewesen. „Da sind wir fast durch. Im Bergischen, in Niederpleis, Königswinter, Much, da steht noch alles“, berichtet er.

Bei ihm hat das Beerenobst unter dem Regen gelitten: „Da haben wir ein bisschen mehr Verluste als sonst. Himbeeren und Erdbeeren, die ständig im Nassen sind, die faulen. Aber der Boden braucht das Wasser, die Bäume und Sträucher.“

Der starke Regen sei jedoch nicht ungewöhnlich, sondern ein immer wiederkehrendes Wetterphänomen: „So einen Regen wie jetzt haben wir vor Jahren auch schon gehabt. Da mussten wir uns das Getreide vom Feld stehlen, drei Stunden ernten, wenn es mal trocken war, und dann wieder rein“, erinnert er sich. „Ja, wir haben eine Klimaveränderung, das kann man nicht verneinen, aber solche Regenphasen wiederholen sich alle paar Jahre.“

Was ihm aufgefallen ist: „Ich sehe eine starke Windveränderung, das ist spürbar mehr geworden.“

In den Weinbergen von Winzer Adolf Pieper in Königswinter trotz der Riesling dem Regen

Winzer Adolf Pieper aus Königswinter sieht den Dauerregen der vergangenen Tagen recht entspannt. Ja, diesen Sommer habe es bislang zu viel Wasser gegeben, aber: „Ich habe im Steilhang einen guten Unterbewuchs, da geht das Wasser in den Boden. Es besteht keine Gefahr von Erosionsschäden.“

Allerdings wüchsen die Trauben durch den Regen schneller, sie hingen dann zu dicht, es bestehe die Gefahr, dass sie platzen. Nur um den Riesling macht er sich keine Sorgen: „Der kommt gut mit den Wetterkapriolen zurecht. Die Beeren sind härter und vertragen auch schlechtes Wetter.“ Bekämen sie im goldenen Oktober viel Sonne, werde der Riesling sehr gut.

Aber auch jetzt müsse die Sonne den Regen endlich ablösen, sagt Pieper, der Anfang der 80er Jahre das Weingut mit seinen Flächen rund um den Drachenfels von seinem Vater übernahm. „Wir brauchen jetzt Sonnenschein, damit die Böden abtrocknen.“ Pflege stehe an, „aber wir kommen mit den Schleppern bei dem Boden nicht in die Hänge rein“.

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