Abo

Jahresrückblick 2025Zeit für neue Bündnisse in Rhein-Sieg

3 min
Bei der Kommunalwahl im September wurden manche Bürgermeister im Amt bestätigt - so wie Alexander Biber in Troisdorf.

Bei der Kommunalwahl im September wurden manche Bürgermeister im Amt bestätigt - so wie Alexander Biber in Troisdorf. 

Wir schauen zurück auf prägende Ereignisse dieses Jahres. Die Kommunalwahl ist eines davon. Denn die Parteien stehen angesichts der AfD-Erfolge vor Herausforderungen.

Nach der Bundestagswahl im Februar waren am 14. September die Menschen im Rhein-Sieg-Kreis zum zweiten Mal in diesem Jahr zum Gang an die Wahlurnen aufgerufen. Immerhin 61,4 Prozent der Berechtigten nutzten diese Gelegenheit, etwa fünf Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren.

Für bisherige Bündnisse in den Rathäusern und Räten war es kein guter Abend: In Siegburg haben CDU und Grüne ihre Mehrheit verloren, in Troisdorf die bunte „Kooperation“; auch in Sankt Augustin und Lohmar mussten neue Mehrheiten gefunden und vereinbart werden. In anderen Kommunen arbeiten die Stadt- und Gemeinderäte mit wechselnden Mehrheiten. Keinen Grund zum Feiern sahen spätestens nach der Stichwahl auch einige Amtsinhaber, die ihre Posten als Verwaltungschefinnen und -chefs räumen mussten.

Die Rechtspopulisten der AfD schnitten bei der Kommunalwahl in Rhein-Sieg gut ab

Um sage und schreibe 111 Stimmen unterlag Nicole Berka (SPD) in Neunkirchen-Seelscheid, mit wenig mehr als 300 Stimmen Differenz waren es in Lohmar nur unwesentlich mehr Stimmen, um die Matthias Schmitz (CDU) gegenüber Claudia Wieja (Grüne) am Ende im Vorteil war. In Königswinter unterlag Lutz Wagner gegen Heike Jüngling (CDU). Ein überraschender Durchmarsch gelang Mario Dahm in Hennef: Der Sozialdemokrat landete einen (Wieder)-Wahlsieg bereits im ersten Durchgang. Klar bestätigt wurde auch Dr. Max Leiterstorff (CDU, Sankt Augustin); Alexander Biber (CDU, Troisdorf) siegte in der Stichwahl ebenso wie in Siegburg Stefan Rosemann (SPD). In Windeck holte Amtsinhaberin Alexandra Gauß (Grüne) die absolute Mehrheit, auch Rainer Viehof in Eitorf verteidigte sein Amt klar.

Auch Landrat Sebastian Schuster (CDU) musste in die Verlängerung: gegen Sara Zorlu (SPD), die die erste Landrätin im Rhein-Sieg-Kreis werden wollte. Deutliche Verluste mussten in einigen Kommunen die Grünen hinnehmen, dagegen erstarkten die Rechtspopulisten der AfD erheblich. Nahezu ausnahmslos verzeichnete die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Partei zweistellige Zustimmungswerte; in Much votierten 19 Prozent für die AfD, die nun sieben Mandate im Gemeinderat besetzt – so viele wie auch im Troisdorfer Stadtrat. Acht Mandate sind es sogar im Sankt Augustiner Stadtrat.

Wo die AfD keine Mandatsträger in die Kommunalparlamente entsenden konnte, zeigen doch die Ergebnisse der Landrats- und Kreistagswahlen die Zustimmung zu rechtsextremen Kandidatinnen und Kandidaten. Dass die AfD nach ihren Erfolgen bei der Bundestagswahl auch kommunal profitieren würde, war allgemein erwartet worden. Der eine oder die andere hatte sogar Kandidaten der Rechtspopulisten den Einzug in eine Bürgermeister-Stichwahl zugetraut.

Erstaunlich war allerdings für Beobachter des Wahlkampfs, dass die Partei so gut abschnitt, obwohl sie im Wahlkampf vielerorts noch nicht einmal die Gesichter ihrer Kandidatinnen und Kandidaten zeigte.