Einsatz auf LesbosLohmarer Student wird auf Social Media für Engagement angefeindet

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Auch um die Kinder kümmern sich der Lohmarer Student Laetis Ntshonso und die anderen Helfer im Flüchtlingslager auf Lesbos.

Lohmar – Sie sind zurückgekehrt ins Elend, die Helfer um den Lohmarer Studenten Laetis Ntshonso. Ein Jahr nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria, ein Jahr nach ihrem ersten Einsatz auf der griechischen Insel. Sie verteilten dort Hilfsgelder und Herzenswärme. Und sie wurden dafür angefeindet in der deutschen Heimat.

Warum sie nicht zuvorderst die Not im eigenen Land mildern würden, das war noch eine moderate Frage in den sozialen Netzwerken, wo die Gruppe einen Spendenaufruf gestartet hatte. Der 25-Jährige schüttelt den Kopf: „Dabei war meine Familie doch selbst betroffen vom Hochwasser in Lohmar, mein Zimmer mit allem, was darin war, gibt es nicht mehr.“

Ntshonso packte auch an der Ahr mit an

Dass er außerdem tatkräftig an der Ahr mit anpackte, Schlamm schaufelte, zerstörtes Mobiliar aus den Häusern schleppte, das will Ntshonso nicht an die große Glocke hängen. „Das war doch selbstverständlich.“ Ihm gehe es vor allem darum, die Vergessenen von Moria wieder in Erinnerung zu rufen. „Das Lager und die Zustände dort sind schon lange kein Thema mehr in der Öffentlichkeit.“

Zwischen dem ersten und dem zweiten Besuch von Ntshonso und seinen acht Freunden sei die Lage nicht besser geworden, im Gegenteil, schildert er. Familien, einige mit behinderten Kindern, harrten dort schon seit Jahren vor den Toren Europas aus, sie seien geflohen vor Krieg, Armut und Leid.

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Bilder, die die Helfer nicht loslassen: Dagegen wirkten die Probleme der meisten Menschen in Deutschland klein, sagt der Student.

Es mangele an Nahrung, Sanitäranlagen und medizinischer Behandlung. Rund 2500 Kinder könnten nicht zur Schule gehen. Vor Monaten schon habe die griechische Regierung die Zahlung von 70 Euro pro Person und Monat eingestellt. Die Mahlzeiten seien rationiert, erfuhren die jungen Helfer.

Die Helfer investierten die Spenden in Einkaufsgutscheine

Anders als beim ersten Einsatz, wo die Gruppe drei Tonnen Hilfsgüter mit unter anderem Medikamente, Windeln und Kleidung nach Moria brachten, sollte beim zweiten Besuch auf der Insel alles Nötige besorgt werden. Die fünfstellige Spendensumme wurde vor allem in Einkaufsgutscheine investiert, die die Familien dankend annahmen.

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Trotz ihrer Not gab es Einladungen zum Tee: „Wir lachten und weinten miteinander.“ Die Verständigung funktionierte auch dank der Vielsprachigkeit der Helfer: Laetis selbst, dessen Familie aus Ghana stammt, spricht Französisch und Lingala, eine Studentin stammt aus Afghanistan, ein Schüler aus Syrien.

Die Reise habe bei allen Spuren hinterlassen, die Bilder hätten sich eingebrannt, sagt Laetis: „Wir werden nicht aufhören, uns für die Familien einzusetzen, die am Rande Europas unbemerkt bleiben.“

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