Rückzug aus NiederkasselEvonik strebt weiter einen Komplettverkauf seines Werks an

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Luftbildaufnahmen_Evonik_Standort_Luelsdorf

Für sein Firmengelände in Niederkassel sucht der Chemiekonzern Evonik weiter einen Käufer.

Niederkassel – Die Zukunft des Chemiestandorts Lülsdorf bleibt nach dem angekündigten Rückzug des Essener Chemiekonzerns Evonik weiter ungewiss. Allerdings zeichnet sich offenbar ab, dass der Standort komplett den Besitzer wechseln und nicht in Teilen an unterschiedliche Investoren verkauft werden könnte. Das hat Evonik-Standortleiter Arndt Selbach am Freitag nach einem Treffen mit führenden Sozialdemokraten aus der Region geschildert.

Seit der Ankündigung des Konzerns, sich mittelfristig aus Niederkassel zu verabschieden, habe es eine Vielzahl von Gesprächen mit potenziellen Investoren gegeben. „Wir sprechen jetzt vorerst nur mit denjenigen Interessenten, die den kompletten Standort übernehmen wollen“, sagte Selbach. Angaben dazu, um wen es sich dabei handelt, wollte Selbach nicht machen. Er kündigte an, dass die Entscheidung, an wen Evonik das traditionsreiche Werk verkauft, bis spätestens 2026 fallen werde, nach Möglichkeit früher.

Keine Aussage zu PCC-Plänen

Nicht äußern wollte sich Selbach dazu, ob angesichts der laufenden Gespräche der in Niederkassel äußerst umstrittene Einstieg des Duisburger Chemiekonzerns PCC vom Tisch ist. Er möchte auf einem Teil des Evonik-Areals Anlagen zur Produktion der hochexplosiven Chemikalie Ethylenoxid und verschiedener Nebenprodukte errichten. Dagegen gibt es in der Niederkasseler Bevölkerung, aber auch im Stadtrat heftigen Widerstand.

Spätestens 2027 muss wegen Auflagen der Europäischen Union das in Lülsdorf eingesetzte Verfahren zur Produktion von Alkoholaten beendet werden – ein Anlass für Evonik, sich aus der in Niederkassel betriebenen Basis-Chemie zurückzuziehen.

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SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich (3.v.l.) nach dem Besuch im Evonik-Werk.

Am Freitagmittag hatte sich der Evonik-Standortleiter mit Rolf Mützenich, dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Bundestag, dem Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann, SPD-Landtagskandidat Denis Waldästl, Vertretern der Niederkasseler SPD und dem Evonik-Betriebsrat über aktuelle Herausforderungen der Industrie ausgetauscht.

Mützenich forderte den Essener Konzern auf, im Interesse der 500 Beschäftigten in Niederkassel eine rasche Entscheidung zur Zukunft des Werks zu treffen. Beim anstehenden Transformationsprozess könne ein neuer Investor mit Unterstützung aus Berlin rechnen, sagt er mit Hinweis auf das Ziel der SPD-geführten Bundesregierung, den Umbau zu einer „grünen“ Industrie zu fördern.

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Der Bundestagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzender Sebastian Hartmann appellierte an Evonik, bei der Entscheidung für den Standort, die Interessen der Beschäftigten und der Stadt Niederkassel vorrangig zu beachten. „Wir brauchen hier keinen Finanzinvestor und keine »Heuschrecke«, mit denen haben wir auch im Rhein-Sieg-Kreis bereits negative Erfahrungen gemacht. Wir brauchen einen Investor, der sich in der Chemiebranche auskennt.“ Ziel müsse sein, dass es in Niederkassel weiterhin viele tariflich bezahlte Industriearbeitsplätze gebe.

Denis Waldästl, SPD-Landtagskandidat im Wahlkreis Niederkassel, Troisdorf und Sankt Augustin-Menden kündigte an, dass mögliche Käufer des Lülsdorfer Evonik-Standorts im Falle einer Regierungsübernahme in Nordrhein-Westfalen unter SPD-Führung auch mit erheblicher Förderung vom Land rechnen könnten. Seine Partei wolle einen 30 Millionen Euro-Fördertopf für die industrielle Transformation zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz auflegen. 

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