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„Antwort wie erwartet“Publikumsteilnehmer aus Rhein-Sieg über ARD-„Arena“ mit Friedrich Merz

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Bundeskanzler Friedrich Merz war zu Besuch bei der Sendung „Die Arena“, die live aus der Lemo-Halle gesendet wurde.

Bundeskanzler Friedrich Merz war zu Besuch bei der Sendung „Die Arena“, die live aus der Lemo-Halle gesendet wurde, hier mit dem Moderator Louis Klamroth (l.) und Moderatorin Jessy Wellmer.

Ein Notfallsanitäter aus dem Rhein-Sieg-Kreis fragte Friedrich Merz nach seiner Sicht auf den Katastrophenschutz.

Vom Besuch des Bundeskanzlers in ihrer Stadt dürften viele Menschen in Niederkassel kaum etwas mitbekommen haben, zumindest, wenn sie nicht Zuschauer des TV-Formats „Die Arena“ der ARD waren. Nach seinen politischen Konsultationen in Israel und London kam Friedrich Merz am Montagabend (8. Dezember) nach Niederkassel-Mondorf.

Dort hatte der WDR eine einst vom Maschinenbauer Lemo genutzte Halle vorübergehend in ein TV-Studio verwandelt. Eine Stunde lang stellte sich der Bundeskanzler in der Lemo-Kulturhalle den Fragen von 135 ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus dem gesamten Bundesgebiet sowie der Moderatoren Jessy Wellmer und Louis Klamroth. 

Auch Einheimische aus Niederkassel und dem Rhein-Sieg-Kreis im Publikum

Die Themen der Publikumsfragen waren vielfältig, es ging um Israelpolitik, Pflege, Rente, das neue Wehrpflichtgesetz und erneut um die Stadtbild-Debatte. Das Gesundheitssystem war ein wichtiges Thema für die Bürgerinnen und Bürger im Publikum.

Das empfand auch Franz-Josef Telohe vom Geflügelhof Wirtz in Niederkassel so, der im Publikum war. Eine vorbereitete Frage an den Bundeskanzler habe er am Ende nicht stellen können. Das sei zwar schade, die Fragerunde sei aber dennoch sehr spannend gewesen.

Nachdem die Sendung beendet war, ging Friedrich Merz noch einmal zu den drei Frauen, um sich mit ihnen genauer zu unterhalten.
Franz-Josef Telohe, Geflügellandwirt aus Niederkassel

„Es ging um aktuelle Themen, die uns alle im Moment betreffen“, schildert Telohe im Gespräch mit der Redaktion. „Ich fand auch, die Themen wurden vom Bundeskanzler gut aufgenommen, auch nach der Sendung noch.“  Telohe spricht hier von drei Frauen, die als freiberufliche Hebammen arbeiten und ihre Frage zum neuen Hebammenhilfevertrag in der Sendung an den Bundeskanzler richteten. Dieser ist seit dem 1. November 2025 in Kraft. „Es hat sich jetzt in den ersten Wochen jetzt gezeigt, dass wir maximale Einbußen haben, bis zu 40 Prozent“, sagte eine der Frauen. „Damit können wir unsere berufliche Tätigkeit so nicht mehr aufrechterhalten.“

Blick ins Publikum vor der Sendung.

Blick ins Publikum vor der Sendung.

Sie fragte Merz, was er und die Bundesregierung konkret dagegen tun könnten, um so die eigentlich gesetzlich garantierte Hebammen-Versorgung weiter zu gewährleisten. Der Bundeskanzler räumte daraufhin ein, „dieses Problem bisher nicht“ zu kennen, er werde sich aber damit befassen. „Nachdem die Sendung beendet war, ging Friedrich Merz noch einmal zu den drei Frauen, um sich genauer mit ihnen zu unterhalten“, sagt Telohe. „Das fand ich sehr gut.“

Notfallsanitäter aus Rhein-Sieg will Aufmerksamkeit auf Katastrophenschutz lenken

Hartmut Kreutz, Notfallsanitäter im Rhein-Sieg-Kreis und Kreis-Katastrophenschutz-Beauftragter beim Deutschen Roten Kreuz für den Rhein-Sieg-Kreis, konnte seine Publikumsfrage stellen: „Ich sehe seit Jahren, wie schlecht die Ausstattung im ehrenamtlichen Katastrophenschutz ist, zunehmend schlechter.“ Es sei im aktuellen Sondervermögen vorgesehen, 200 Millionen Euro bundesweit für den Katastrophenschutz zur Verfügung zu stellen. „Das ist einfach zu wenig. Wie sehen Sie die Zukunft des Katastrophenschutzes in Deutschland?“

Friedrich Merz in der ARD-Sendung Arena, im Hintergrund Notfallsanitäter Hartmut Kreutz (vorderste Reihe, ganz links).

Friedrich Merz in der ARD-Sendung Arena, im Hintergrund Notfallsanitäter Hartmut Kreutz (vorderste Reihe, ganz links).

Für ihn sei der Katastrophenschutz in Deutschland schon viel besser als das, was es in vielen anderen Ländern in Europa gebe, antwortete Merz. Man müsse aber mehr machen. Daher solle dieses Aufgabengebiet so finanziert werden, dass es nicht mehr unter die Schuldenbremse falle. Es gebe jetzt aber mit Christiane Schenderlein auch mit der Ministerin für Sport und Ehrenamt eine Behörde, die explizit auf Ehrenamtsarbeit blicke, so Merz. 

Hartmut Kreutz würde Gespräch mit Ehrenamtsministerin begrüßen

„Mir war es wichtig, das Thema Katastrophenschutz in der Öffentlichkeit zu halten“, sagte Hartmut Kreutz dieser Zeitung. Die Antwort des Kanzlers sei in etwa so ausgefallen, wie er sie erwartet habe. „Ich hätte gerne noch hinzugefügt, dass ich mich über ein Gespräch mit der Ministerin freuen würde, aber da war das Mikro schon weg.“ Insgesamt habe er den Abend aber als sehr angenehm empfunden.

Die Vorbereitung durch den Sender sei gut gewesen, auch der Kanzler sei freundlich und offen gewesen. „Er hat mit vielen Teilnehmenden nach der Sendung noch gesprochen und auch kritisch nachgefragt, wenn er etwas nicht wusste. Das gab einem durchaus das Gefühl, ernst genommen zu werden.“

Sicherheitskräfte ließen drei Drohnen über Lemo-Areal schweben

Bis auf die Teilnehmenden der zwei Demonstrationen und die Menschen im Publikum nahmen die Menschen in Mondorf allerdings eher wenig Notiz vom prominenten Besuch, dem ungewöhnlich großen Polizeiaufgebot und den drei Drohnen, die die Sicherheitskräfte über dem Lemo-Areal schweben ließen.

Lediglich zwei ältere Damen aus der Mondorfer Nachbarschaft hatten sich bereits am späten Nachmittag unter die Sicherheitskräfte gemischt, in der Hoffnung, einen Blick auf den prominenten Besucher werfen zu können. Konnten sie nicht, denn Merz traf erst Minuten vor Beginn der Sendung in Niederkassel ein. „Dann halt später im Fernsehen“, kommentierten die beiden Seniorinnen achselzuckend und machten sich leicht enttäuscht auf den Heimweg.

Keineswegs enttäuschend war der TV-Auftritt des Kanzlers im Mondorfer Interims-Studio dagegen für die Niederkasseler Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG). Sie hatte das ehemalige Firmengelände des Maschinenbauers Lemo erst vor einigen Monaten vom Rüstungskonzern Rheinmetall erworben. Auf dem Areal mit seinen rund 10.000 Quadratmetern Hallenfläche will die Stadt das als Arbeitgeber, vor allem aber als Steuerzahler dringend benötigte neue Gewerbe ansiedeln.

Eine der Hallen, die Lemo-Kulturhalle, soll zudem als Veranstaltungsort für Partys, Messen, Märkte, Konzerte oder Theateraufführungen neues Leben in die Stadt bringen. Dass die erste große Veranstaltung in der Halle gleiche eine prominente TV-Produktion mit nationaler Strahlkraft ist, kann SEG-Geschäftsführer Sebastian Fischer als einen großen Coup verbuchen.

Das freute am Montagabend auch den Niederkasseler Bürgermeister Matthias Großgarten, der „Die Arena“ wie zahlreiche Pressevertreter im Foyer der Halle verfolgte. „Das ist Werbung, die uns bei der Vermarktung der Lemo Kulturhalle sicher sehr helfen wird“, zeigte sich der Bürgermeister zuversichtlich.