Ausdauernder Regen lässt seit Monaten auf sich warten. Die Erde und Bodenschichten sind trocken. Das erhöht erneut das Waldbrandrisiko.
„Oberboden ist enorm trocken“Wie der Rhein-Sieg-Kreis mit der anhaltenden Trockenheit umgeht

Monate ohne Regen. Immer noch macht uns Trockenheit in der Region zu schaffen. (Symbolbild)
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Die Tage sind überwiegend sonnig, der Himmel blau und die Temperaturen mild. Bestes Ausgehwetter also. Weil es aber noch nicht so heiß ist, wie oft im Sommer, gibt es etwas, das wir im Alltag weniger wahrnehmen: Es ist staubtrocken. Seit Monaten hat es nicht richtig geregnet – und das bisschen Regen, das fiel, reichte nicht aus, um Pflanzen, Landwirtschaft und Boden wieder ausreichend zu versorgen.
Das führt in der Region zu Problemen. Nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte fürchten um ihre Ernten. Auch die Waldbrandgefahr steigt und Umwelt und Lebensräume für Tiere sind gefährdet.
Regionalforstamt warnt vor erhöhter Waldbrandgefahr in Rhein-Sieg
Beim Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft mache man sich allerdings derzeit noch keine größeren Sorgen um den Baumbestand. „Man muss immer etwas differenzieren, wo das Wasser knapp wird“, sagt Simon Franz, Fachgebietsleiter für den landeseigenen Forstbetrieb. Und das sei vor allem der Oberboden. In den einschlägigen Indizes sei ersichtlich, dass ab 30 bis 50 Zentimeter im Boden noch Wasser verfügbar sei. „Das heißt für uns in der Waldökologie: Ältere Bäume haben noch keine Not, denn die kommen mit ihren Wurzeln in den tieferen Bodenschichten an Wasser.“ Lediglich bei jüngeren Pflanzen – die im Winter oder Frühjahr erst gepflanzt wurden – könne es jetzt auch schon kritisch werden, da sie nur eine Wurzellänge von etwa 20 Zentimetern haben. „Die sind auch jetzt unterversorgt mit Wasser.“
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Hoch sei aber vor allem jetzt auch die Waldbrandgefahr. „Vor Ostern hatten wir mehrere Brände, da kam dann etwas Regen, sodass sich die Lage etwas entspannt hat. Aber im Moment ist das Risiko wieder hoch.“ Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) liegt die Waldbrandgefahr im Raum Rhein-Sieg derzeit bei Stufe 2 bis 3 von fünf möglichen Stufen, wobei die beiden Stufen für geringe bis mittlere Gefahr stehen.

Waldbrände breiten sich besonders auf der Streuschicht am Boden schnell aus, so wie hier, als 2023 Wald auf 8000 Quadratmetern oberhalb der Asbacher Straße in Eitorf brannte. (Archivbild)
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Feuer im Wald verbreite sich vorrangig über die Streuschicht am Boden und „die ist aktuell natürlich enorm trocken. Das ist gerade sehr gefährlich.“ Wichtig sei daher auch für Waldbesucher, sich an die Regeln zu halten: Kein Feuer machen, keine Zigarettenstummel wegschmeißen, Autos nur auf befestigten Straßen und Parkplätzen.
Dürreperioden: Wasserversorgung für die Menschen ist gesichert
„Wir haben bedingt durch den Klimawandel jetzt oft lange Trockenphasen und wenn es dann regnet, dann kommt zu viel auf einmal“, sagt Oliver Thiele, Geschäftsführer beim Wasserverband Rhein-Sieg.
Man müsse Maßnahmen treffen, bevor Gewässer komplett trockenfallen, sagt Axel Walterscheid, zuständig für Gewässerausbau beim Wasserverband. Es liege daher auch in der Verantwortung des Verbands, Wasserpolster zu schaffen. „Das können wir zum Beispiel tun, indem wir Vertiefungen in Gewässern schaffen, sogenannte Kolken“, sagt Axel Walterscheid. Dadurch entstünden kleine Rillen, die auch bei Dürre nicht trockenfallen, sodass sie eine Rückzugsmöglichkeit für Kleinstlebewesen und Fische darstellten. Außerdem gibt es Überlegungen, Mulden an Überflutungsflächen zu schaffen, an denen dann Wasser stehen bleibt.
Trotz anhaltender Trockenheit müssen die Menschen in Rhein-Sieg allerdings nicht um ihre Wasserversorgung fürchten. „Wir sind hier in der Region gut aufgestellt“, sagt Agnes Kujawa, Pressesprecherin des Wahnbachtalsperrenverbands. Der Verband versorge rund 800.000 Menschen in der Region mit Trinkwasser, das er aus drei Ressourcen schöpfe: die Wahnbachtalsperre mit Oberflächenwasser sowie Grundwasserbrunnen im Hennefer Siegbogen und in Sankt Augustin Meindorf. „Wir können die Trinkwasserversorgung daher auch bei langen Trockenperioden sichern“, so Kujawa. Selbst in den Rekord-Dürrejahren 2018/19 habe es keine Probleme gegeben.

Die Wahnbachtalsperre ist gut gefüllt. Die Trinkwasserversorgung in der Region ist auch bei Trockenheit gesichert. (Archivbild)
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Dennoch sei es in solchen Trockenzeiten immer ratsam, Wasser zu sparen, so die Sprecherin. Zum Beispiel könne man sich fragen, ob man Pools im Garten wirklich befüllen müsste. Und je nachdem, wie stark eine Dürre werde, müsse man auch das Pflanzengießen reduzieren. An dem Punkt seien wir aber noch nicht.
Dass die Paten des geplanten Gemeinschaftsgartens in der Troisdorfer Stadtbibliothek über eine App ans Gießen erinnert werden, ist noch Zukunftsmusik. Gleichwohl stellt sich die größte Stadt des Rhein-Sieg-Kreises schon lange auf steigende Hitze und Trockenheit ein. So achten die Grünplaner darauf, standortgerechte Arten zu pflanzen, um den Pflegeaufwand so gering wie möglich zu halten.
In Troisdorf wird „bedarfsgerecht“ gegossen – Gießpaten willkommen
Schon seit fünf Jahren erfolgt die Pflegeplanung für die städtischen Grünflächen digital: 1,2 Millionen Quadratmeter Grünfläche und Parks sind zu betreuen. Insgesamt addieren sich die fast 800 Einzelflächen auf mehr als fünf Millionen Quadratmeter. In der damals angekauften Software sind Pflegeintervalle – wie oft wird geschnitten oder gemäht – ebenso hinterlegt wie Pflegeziele: Will man eine Blühwiese oder eine Rasenfläche haben?
„Bedarfsgerecht“ lautet das entscheidende Stichwort beim Wässern von Pflanzen. Es wird nicht flächendeckend mit Trinkwasser gegossen, schon gar nicht Rasenflächen. Eine Ausnahme sind die Naturrasenplätze, die bei anhaltender Trockenheit häufiger beregnet werden. Alte Bäume werden nicht regelmäßig mit Wasser versorgt. Das sei zum einen nicht leistbar, zum anderen aber in der Regel auch nicht notwendig. Finden sich Gießpaten in der Nachbarschaft, so ist die Hilfe willkommen. Aber auch diese hat ihren Schwerpunkt bei jungen Bäumen. Pflanzungen, die vier bis acht Jahre alt sind, werden demnach bei lang anhaltender Trockenheit „situativ gewässert“.
Vor zunehmenden Herausforderungen durch das veränderte Klima sieht sich auch die Feuerwehr Troisdorf. Konzeptionell, aber auch mit Gerätschaften und Fahrzeugen stellen sich die Einsatzkräfte darauf ein. Dazu gehört die Beschaffung geländegängiger Spezialfahrzeuge zur Wald- und Flächenbrandbekämpfung – eines ist bereits einsatzbereit, ein weiteres folgt im Sommer. Beide Fahrzeuge verfügen über Wassertanks und spezielle Geräte für Vegetationsbrände.
Verstärkt ist an heißen Sommertagen der städtische Ordnungsdienst in den Parks unterwegs. Wer dort in gefährlicher Nähe zu trockener Vegetation offenes Feuer macht oder grillt, muss mit einer Ansage durch die Uniformierten rechnen. Wer eine trockene Kehle befeuchten will, findet die nächste Möglichkeit, seine Trinkflasche kostenlos mit Wasser aufzufüllen, in der Troisdorfer SmartApp; dort und an den in der Innenstadt verteilten digitalen Infostelen sind zudem kühle Orte und die Standorte von Trinkwasserbrunnen zu erfahren.