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Zeit zum LesenBüchertipps von Prominenten aus Rhein-Sieg

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Ein Stapel neuer Bücher liegt auf einem Verkaufstisch in einer Buchhandlung.

Ein Stapel neuer Bücher liegt auf einem Verkaufstisch in einer Buchhandlung: Gerade zwischen den Jahren ist oft endlich mal Zeit zum Lesen. Wir haben Tipps gesammelt.

Wir haben prominente Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis gefragt, welches Buch sie zum Schmökern in der Weihnachtszeit empfehlen.

Der Festschmaus ist verspeist, die Geschenke verteilt, die Kerzen am Tannenbaum leuchten: Jetzt kann endlich ausgespannt werden! An den Festtagen und zwischen den Jahren  ist oft endlich mal Zeit zum Lesen. Wir haben Tipps von prominenten Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis gesammelt.

Kreisbrandmeister Stefan Gandelau empfiehlt „Die Tyrannei des Schmetterlings“

Stefan Gandelau, Kreisbrandmeister, empfiehlt: „Die Tyrannei des Schmetterlings“ von Frank Schätzing.

„Mich fasziniert, wie Frank Schätzing schon vor Jahren den Einfluss von KI auf unser Leben dargestellt hat. Vieles, was in seinem Buch als Fiktion dargestellt wird, ist heute Realität. Den auch negativen Einfluss, den die Veränderung mitbringt, hat er sehr beeindruckend dargestellt. Die Bücher von Schätzing fesseln mich immer wieder, und man möchte einfach nur weiterlesen. Selbst das dickste Buch wird zum kurzweiligen Thriller, immer mit Spannung und Veränderungen, die auch zum Nachdenken anregen.“

Der Hennefer Moderator Ranga Yogeshwar ist von Frank Schätzings Büchern gefesselt.

Der Hennefer Moderator Ranga Yogeshwar ist von Frank Schätzings Büchern gefesselt.

Moderator Ranga Yogeshwar schwärmt von „Spaceboy“

Ranga Yogeshwar, Journalist und Moderator aus Hennef, empfiehlt „Spaceboy“ von Frank Schätzing.

„Spaceboy “handelt vom explosiven Leben des David Bowie – aber nur vordergründig. Denn während ich auf den blühenden Busch dieser Künstlervita blicke, erkenne ich dahinter den Lebensweg des jungen Frank Schätzing. Mitunter verletzlich und ohne jede Spur von Eitelkeit. Seine mitreißende Aufrichtigkeit und seine ausdauernde Suche nach dem eigenen Lebensglück verschieben meine Perspektive von Bowie über Schätzing auf mein eigenes Leben. „Spaceboy“ feiert die geheimnisvolle Verbundenheit zwischen uns Menschen, und nach der Lektüre dieser einzigartig ineinander verwebten Geschichten landet man bei sich selbst. Mein Buch des Jahres – danke!

Kreisdirektorin Svenja Udelhoven war berührt von „Der alte König in seinem Exil“

Svenja Udelhoven, Kreisdirektorin, empfiehlt: „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger.

Arno Geiger erzählt von dem Weg seines Vaters, dessen Orientierung und Erinnerung sich durch seine Alzheimerkrankheit zunehmend auflösen. Er begleitet ihn dabei, lehrt die Lesenden, dass man mit der Akzeptanz veränderter Parameter bei aller Schwere beschenkt werden kann, und macht damit Mut. Ich empfehle dieses Buch, weil es mit der Anmut der Worte, mit der Wertschätzung und Feinfühligkeit für einen Menschen Schönheit, Lächeln und Humor mit Traurigkeit, Ernsthaftigkeit und Abschied sehr berührend vereint.

Pauline Liesen empfiehlt die Bilderbuchreihe „Das war doch keine Absicht!“

Pauline Liesen, Leiterin des Troisdorfer Bilderbuchmuseums, empfiehlt: „Das war doch keine Absicht!“ von Jörg Mühle.

Nachts hat es kräftig geschneit. Bär und Wiesel haben viel zu tun, denn der Schnee muss weggeschippt werden. Als Bär Wiesel versehentlich? mit Schnee bewirft, verlangt Wiesel eine Entschuldigung. Doch Bär brummt nur: „War doch keine Absicht.“ Das lässt Wiesel nicht gelten. Es folgt die Frage, wie und mit welchem Ziel ein Um-Entschuldigung-Bitten erfolgen kann und soll. Gerade diese Diskussion endet mit einer heftigen Schneeballschlacht, bei der letztendlich auch Fuchs miteinbezogen wird. Entschuldigungen sind für Kinder ein wichtiges Thema. So sind es doch oftmals die Erwachsenen, die sie bitten, dies zu tun. Vielen Kindern (vor allem im Alter zwischen drei bis sechs) werden daher die Dialoge, die Bär und Wiesel miteinander führen, wohlbekannt sein.

Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen hat eine Bilderbuchreihe rund ums Entschuldigen ausgesucht.

Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen hat eine Bilderbuchreihe rund ums Entschuldigen ausgesucht.

Der Titel „Das war doch keine Absicht!“ ist Teil einer Bilderbuchreihe, die durch den Illustrator und Autor Jörg Mühle ins Leben gerufen wurde. In ihren täglichen Auseinandersetzungen über das richtige Verhalten, über Rücksicht, Eifersucht oder Teilen zeigen Bär und Wiesel authentisch und zugleich äußerst humorvoll, wie Freundschaft oft gerade an den kleinen Reibereien wächst.

Achim Baumgartner wirft einen schonungslosen Blick aufs Artensterben: „Das Sterben der anderen“

Achim Baumgartner, der Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), empfiehlt: „Das Sterben der anderen - Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können“ von Tanja Busse.

Eindrücklich trägt Tanja Busse Beispiel um Beispiel für den massiven Schwund der Artenvielfalt zusammen. Sie führt aus, wie nachteilige Strukturen aufgefangen und sinnvoller konstruiert werden können, zum Wohle einer lebendigen, vielfältigen, bunten Welt, in der der Mensch lernt sich zurückzunehmen, als ein Lebewesen unter so vielen anderen Arten, alle ausgestattet mit einem eigenständigen Verfügungsrecht über diesen Planeten. Das breite Erschrecken über das dramatische Insektensterben im Nachgang zur sogenannten Krefelder Studie im Jahr 2017 war nur eine politische Eintagsfliege. Es ist an der Zeit, mit diesem hintergründigen, gut lesbaren, eindrucksvollen und zukunftsgewandten Buch daran zu erinnern, dass unsere menschliche Zukunft vom Glück des Marienkäfers und vieler anderer Arten allen anderen Konflikten zum Trotz weiterhin entscheidend abhängig ist.

Hochschulpräsidentin Marion Halfmann liest „Mama & Sam“

Marion Halfmann, Präsidentin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, empfiehlt: „Mama & Sam“ von Sarah Kuttner.

In Sarah Kuttners Roman „Mama & Sam“ räumt eine Tochter die Wohnung ihrer plötzlich verstorbenen Mutter aus und merkt schnell, dass hier etwas gründlich schiefgelaufen ist: Das Geld ist weg, die Wohnung durcheinander, und nach und nach wird klar, dass die Mutter am Ende ihres Lebens auf einen Love Scammer hereingefallen ist. Beim Durchlesen der Chatverläufe der Mutter, die eigentlich nie für ihre Augen bestimmt waren, entdeckt die Tochter eine Frau, die sie so zu Lebzeiten nicht kannte, und kommt ihr gerade dadurch näher.

„Mama & Sam“ war einer der ersten Romane, die ich seit langer Zeit ohne Pause von vorne bis hinten gelesen habe. Zusammen mit der Tochter entdeckt man auf jeder Seite neue Geheimnisse über die verstorbene Mutter und wird unfreiwillig Zeuge, wie jemand nach und nach in den Strudel einer manipulativen Beziehung gerät. Die Sprache ist leicht, oft witzig, und trifft meist sehr genau ins Schwarze. „Mama und Sam“ bleibt im Kopf, weil es zeigt, wie man mitten im Chaos eines Nachlasses plötzlich begreift, wer ein Mensch wirklich war.

CDU-Franktionsvize Lara Wierschem empfiehlt „Report der Magd“

Lara Wierschem, jüngste Mandatsträgerin in einem Rhein-Sieg-Kommunalparlament und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion Niederkassel, empfiehlt: „Report der Magd“ von Margaret Atwood.

Lara Wierschem ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU Niederkassel und jüngste Mandatsträgerin in einem Rhein-Sieg-Kommunalparlament.

Lara Wierschem ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU Niederkassel und jüngste Mandatsträgerin in einem Rhein-Sieg-Kommunalparlament.

In diesem Jahr habe ich überwiegend Klassiker gelesen. Dabei hat mich vor allem der Roman „Report der Magd“ von Margaret Atwood bewegt. Die Beschreibung des totalitären Staats, der auf den Scherben einer demokratischen Gesellschaft entstanden ist und in welchem vor allem Frauen all ihrer Rechte beraubt und zu Mägden degradiert werden, zeigt auf beängstigende Weise, wie fragil Freiheit, Gleichberechtigung und selbst fundamentale Grundrechte sein können.

Trotz des dystopischen Szenarios bleibt die Erzählung zeitlos aktuell und regt zum Nachdenken über Macht, Selbstbestimmung und Verantwortung an, warnt und fordert dabei aber auch zum aktiven Einsatz für demokratische Werte auf. Atwoods klare und bildliche Sprache macht dabei das Grauen, zugleich aber auch die Hoffnung spürbar und hat mich damit nicht nur zum Weiterlesen, sondern auch zum Innehalten und Reflektieren angeregt. 

Studiobühne-Chef René Böttcher bekommt Appetit bei „Ein Tisch am Fenster“

René Böttcher, Leiter der Studiobühne Siegburg empfiehlt: „Ein Tisch am Fenster“ von Vincent Moissonnier.

Ein Buch, das mehr ist als Zeilen über ein Spitzenrestaurant. Es ist ein Buch über das Dienen und über Anspruch. Vincent Moissonnier gibt tiefe Einblicke in das Funktionieren seines Bistros „Le Moissonier“, inklusive Preiskalkulation, Rezepte und Anekdoten. Sehr berührend ist jedoch die Beschreibung, unter welchen Voraussetzungen eine solche Gastronomie funktioniert. Moissonnier hat sein Leben hingegeben für uns Gäste.

Sehr früh aufstehen, spät zu Bett gehen, keinen Urlaub, das Gemecker der Gäste ertragend und immer unerschütterlich einen Anspruch hochhaltend, der in unserer Zeit so oft unter die Räder kommt. Statt auf billig und schnell schnell setzt Moissonnier mit seinem Team auf Qualität, Liebe zum Detail und stellt sich ganz in den Dienst seiner Gäste. Hier macht Lesen Appetit.

IHK-Präsident Stefan Hagen empfiehlt „Bitcoin – das ehrliche Geld“

Stefan Hagen, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg empfiehlt: „Bitcoin – das ehrliche Geld“ von Alex von Frankenberg.

Alex von Frankenberg war viele Jahre lang in der Geschäftsführung des High-Tech-Gründerfonds tätig, einer öffentlich-privaten Investmentgesellschaft mit Sitz in Bonn. Sein Buch ist ein flammendes Plädoyer für den Bitcoin als revolutionäre Technologie. Ich selbst war bei Bitcoins anfangs skeptisch, habe mich gefragt: „Was soll der Quatsch?“ Alex von Frankenberg ist dagegen ein überzeugter Bitcoin-Anhänger. Er hat meinen Horizont erweitert und mich mit seinen Argumenten zum Nachdenken angeregt.