UnwetterSwisttaler Flutopfer luden Sankt Augustiner Feuerwehrleute zum Grillfest ein

Lesezeit 3 Minuten
Swisttal_Flut

Sankt Augustiner Feuerwehrleute waren im überfluteten Swisttal im Einsatz.

Sankt Augustin/Lohmar – „Das waren Bilder, die du sonst nur im Fernsehen siehst. Und bei denen du denkst, das kann bei uns nicht passieren.“ Der Leiter der Feuerwehr Sankt Augustin, Herbert Maur, war seit Mittwoch immer wieder in Rheinbach und Swisttal, hat die Funkverbindung wieder aufgebaut.

„Eingestürzte Häuser, verzweifelte Menschen, zusammengebrochene Unterführungen“: Allein die Aufzählung zeichnet die dramatische Situation nach. Sein Kamerad Daniel Schriek ist nach einer langen Nacht mit Einsätzen in Sankt Augustin mit acht Einsatzkräften nach Swisttal gefahren.

Keller waren voll bis unter die Decke

„Wir haben uns bei der Einsatzleitung gemeldet“, erzählt der 30-Jährige, „die haben uns nach Peppenhoven geschickt mit dem Auftrag, uns die Einsatzstellen selbst zu suchen.“ Sie nahmen sich einen Straßenzug vor, in dem alle Keller bis unter die Decke überflutet waren, 16 Stunden nach Ende des Starkregens.

Das könnte Sie auch interessieren:

20 Einsatzstellen fanden sie, an Führungspersonal war nicht zu denken. „Wir haben ein Dutzend abgearbeitet, mit großen Pumpen das Wasser nach draußen befördert und Schutt aus den Gullys geholt.“

Gespenstisch war die Anfahrt. Mitten auf der Landstraße hat Schriek ein verlassenes Luxusauto gesehen, in einem Ortsteil standen die schlammigen Wassermassen noch einen halben Meter hoch. „Die Leute waren erstaunlich ruhig, haben uns mitversorgt. Weil die Tiefkühltruhen keinen Strom hatten, organisierten sie ein Grillfest und boten uns Essen an.“

Zwischendurch kamen bedrohliche Meldungen

Allerdings: „Es war ganz eigenartig, meist ohne Funk und ohne Handynetz zu sein.“ Um so bedrohlicher wirkten Meldungen, die durchkamen: „Drei Personen wurden in einer Burg vermisst. So etwas kennen wir von Hochwassern bei uns nicht.“ Er hat erlebt, wie verletzlich die Menschen sind, ohne Strom. Und wie wichtig es ist, Vorkehrungen zu treffen.

Auch in Lohmar war die Freiwillige Feuerwehr wieder im Dauereinsatz. Seit Mittwoch haben viele nur vier bis sechs Stunden geschlafen. An den Straßen Am Wiesenpfad, In der Kemperhecke und am Weidchensweg sowie im umliegenden Gebiet sind nach dem Ausfall einer Grundwasserpumpe, die selbst abgesoffen ist, die Keller vollgelaufen.

Auch in Lohmar gibt es viel nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft

Bei Hans-Hermann Körber ist an einer Decke im Untergeschoss der Umriss eines Bilderrahmens abgezeichnet. „Wir hätten uns mehr Informationen gewünscht“, sagt er. „Die Bürgermeisterin ist hier vorbei gekommen, ich hätte mir gewünscht, dass sie uns mal fragt, was wir noch an Hilfe benötigen.“ Er glaubt, dass ein Abflussrohr hätte abgeschiebert werden müssen.

Flut_7

In Hans-Hermann Körbers Keller stand das Wasser bis zur Decke.

Seine Heizung ist kaputt, die Buchhaltung für die Musikerchorgemeinschaft Donrath muss warten, weil alle Unterlagen durch die Flut zerstört wurden. Der Strom ist nach wie vor abgeschaltet. „Das wird noch dauern.“ Jeder Hausanschluss muss überprüft werden. Begeistert ist Körber von der Hilfsbereitschaft. Ein Nebenerwerbslandwirt aus Much hat am Donnerstag bis in die Nacht in dem Viertel die Keller mit Trecker und großer Pumpe geleert.

KStA abonnieren