Fußball-MittelrheinligaKilic reist in seine Vergangenheit

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SSV-Trainer Bünyamin Kilic denkt gerne an die Zeit im Bergisch Gladbacher Trikot zurück. 

Siegburg – Der Trip mit dem Siegburger SV 04 nach Bergisch Gladbach ist für Trainer Bünyamin Kilic (34) eine Reise in die Vergangenheit. Die bevorstehende Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte weckt beim Coach des Fußball-Mittelrheinligisten ein Gefühl der Nostalgie. „Ich habe zwar nur zwei Jahre dort gespielt, aber es war mit die glücklichste Zeit meiner Karriere“, sagt er nicht zuletzt mit Blick auf die Regionalliga-Saison 2012/13.

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„Wir sind abgestiegen, aber niemand hat gerne gegen uns gespielt. Wir waren ein eingeschworener Haufen und haben mit viel Herz 39 Punkte erkämpft.“ Für den nötigen Drill sorgte Kulttrainer Dietmar Schacht, der Kilic schon in der Jugend beim MSV Duisburg gecoacht hatte. „Didi war eine Autorität, einer mit Ecken und Kanten“, sagt der SSV-Coach über den Ex-Bundesliga-Profi. „Wenn er sich vor die Mannschaft gestellt hat, war es mucksmäuschenstill in der Kabine. Er war sehr streng, aber letztlich immer fair. Deshalb ist auch jeder für ihn durchs Feuer gegangen.“

Drei Platzverweise

Kilic schoss dabei auch mal übers Ziel hinaus; in der Abstiegssaison flog der Heißsporn gleich drei Mal vom Platz. Seinen prominentesten Gegenspieler sollte er jedoch ausschließlich mit fairen Mitteln stoppen, nämlich Mike Terranova (102 Zweitliga-Spiele). „Ich habe mir am Abend vorher sämtliche Youtube-Videos über ihn angeschaut und konnte ihn tatsächlich kaltstellen“, erinnert sich Kilic an den 2:1-Coup gegen RW Oberhausen.

Ihm lag in der Winterpause sogar ein Angebot vom türkischen Erstligisten Orduspor vor, doch den Traum von einer Profi-Karriere hatte er zu diesem Zeitpunkt längst gegen einen Job in Bonn eingetauscht. Kilic blieb auch nach dem Abstieg in Bergisch Gladbach und lief in der Mittelrheinliga unter anderem an der Seite von Metin Kizil auf.

Trash Talk als Waffe

Am Sonntag werden sich beide als Gegner begegnen. „Metin ist nach wie vor ein Topstürmer“, warnt Kilic. Allerdings kennt er offenbar einen Trick, wie man den Torjäger der 09er aus dem Konzept bringen kann – und das nicht unbedingt mit fußballerischen Mitteln: „Mit Trash Talk kann man Metin die Nerven rauben.“

Man darf gespannt sein, wer die Rolle des verbalen Provokateurs übernehmen wird. Zumal erneut einige SSV-Spieler auszufallen drohen. Etwa Noel Below (27), der vor dem jüngsten Duell mit dem FC Friesdorf (1:1) das Aufwärmen wegen Kreislaufbeschwerden abbrechen musste. „Er muss sich jetzt erst mal richtig durchchecken lassen“, sagt Oliver Bonato. „Wir werden da kein Risiko eingehen.“

Reduzierte Sperre

Die Partie des FC Hennef 05 gegen den VfL Alfter ist auf den 6. Oktober verlegt worden. Der Gegner des FCH bestreitet am Sonntag im Bonner Sportpark Nord sein Kreispokal-Finale gegen den FC Friesdorf. Die 05er nutzen das spielfreie Wochenende zu einem Mannschaftsabend in der Bowling-Arena in Spich.

Positive Nachrichten gab es vom Westdeutschen Fußballverband. Die Spruchkammer hat die Sperre für Tiziano Lo Iacono nach dessen Tätlichkeit im Duell beim SV Eilendorf (5:0) auf sechs Spiele herabgesetzt. Der FCH hatte gegen das Verbandsurteil (zehn Spiele Sperre) Berufung eingelegt. Damit kann der Angreifer gegen Alfter wieder mitwirken. (tim)

Für den Siegburger Sportchef steht am Sonntag die kürzeste Auswärtsfahrt der Saison an, schließlich wohnt der gebürtige Bensberger in Rösrath. Trotz des gefühlten „Heimspiels“ verbindet er mit den 09ern eher Rivalitätsgedanken. Schließlich führte er den Stadtkonkurrenten TV Herkenrath 2018 als Sportchef zum historischen Regionalliga-Aufstieg. Die große Feier stieg ausgerechnet nach einem 3:2-Erfolg am letzten Spieltag gegen Bergisch Gladbach.

Von solch einem Coup ist der SSV derzeit weit entfernt. Die magere Ausbeute von nur einem Punkt aus den letzten drei Partien begründet Kilic nicht zuletzt mit der jüngsten Verletzungsflut. Gerade die junge Garde um Matthias Wybierek – der 18-Jährige feierte gegen Friesdorf ein verheißungsvolles Startelf-Debüt – nimmt er in Schutz: „Die Jungs sind unglaublich fleißig. Dass sie nicht immer die richtige Entscheidung treffen, ist völlig normal.“

Kartal kehrt zurück

Der Regionalliga-Absteiger aus Bergisch Gladbach habe die „deutlich größere Erfahrung und ist klar favorisiert“. Den Saisonstart der 09er (zwölf Punkte aus sieben Spielen) bewertet Kilic „gar nicht so schlecht wie viele andere. Unter dem Strich steht erst eine Niederlage zu Buche. Auf uns wartet eine Topmannschaft.“ Gut also, dass der zuletzt schmerzlich vermisste Siegburger Regisseur Recep Kartal nach einer Rotsperre zurückkehrt. Er spielte in der Vorsaison noch für die Gegenseite. Auch ihm steht also eine Reise in die Vergangenheit bevor.

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