Das Walter-Mundorf-Stadion war gestern ein guter Ort für die Typisierung: Der ideale Knochenmark- und Stammzellspender ist jung und männlich.
Siegburger SV 04Typisierung im Stadion - Fußballer sind ideale Stammzellspender

Mit dem Wattestäbchen streicht Claudia Radermacher, Ehrenamtlerin im Siegburger SV 04, über die Innenseite ihrer Wange, Leif Stockhausen tütet die Proben ein.
Copyright: Cordula Orphal
Es gibt ihn, den idealen Spender für Knochenmark und Stammzellen: Je jünger, desto besser. Und Männer eignen sich in besonderem Maße. Da war Lars Stockhausen von der Westdeutschen Spenderzentrale (WSZE) am Sonntag im Walter-Mundorf-Stadion an der richtigen Adresse.
Denn die Spieler von erster und zweiter Mannschaft des Siegburger SV 04 sind nicht nur körperlich fit und gesund, fast alle befinden sich im besonders geeigneten Typisierungsalter zwischen 18 und 28. Aufgerufen rund um die Ligaspiele waren aber auch die gegnerischen Mannschaften aus Mittelrheinliga und Kreisliga B, die Trainer, Begleiter, Ehrenamtler, Zuschauer - und selbstverständlich auch die Frauen unter ihnen. Am Ende waren es rund 50.
Siegburger Aktion war ursprünglich für den kleinen Luca gedacht
Lucy Neuber, die die Aktion initiierte, ist längst registriert. Die 24-Jährige hat ursprünglich dem kleinen Luca helfen wollen, dem Patenkind eines SSV 04-Spielers aus der Ersten. Als sich für den an Blutkrebs erkrankten Vierjährigen glücklicherweise ein passender Stammzellspender in der Datei fand, sollte die Aktion trotzdem über die Bühne gehen, um einen potenziellen Lebensretter für einen der tausenden Leukämiepatienten auf der Warteliste zu finden.
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Neubers Freund Tim Keil ist einer der ersten, die den Fragebogen ausfüllen und sich mit den Wattestäbchen einmal rechts, einmal links über die Innenseite der Wange streichen. „Die anderen aus der Mannschaft kommen nach dem Spiel“, erzählt der 25-jährige Verteidiger. „Viel Glück“, wünscht Stockhausen und sagt: „Schon für einen Spender, dessen Blutmerkmale zu einem Erkrankten passen, lohnt sich die Aktion.“

Lucy Neuber hat die Typisierungsaktion initiiert, ihr Freund Tim Keil, Spieler der 1. Mannschaft, lässt sich als Spender registrieren.
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Claudia Radermacher ist die Nächste. „Ich habe gerade erst davon erfahren“, sagt die 43-Jährige, die gleich ihren Freiwilligen-Dienst am Grillstand antritt. Zwischen den Bratwürsten auf dem Rost und der Tür zur Cafeteria steht ein großes Plakat, auf dem eine Frau für die Spende wirbt. Tatsächlich seien 55 Prozent in der Datei weiblich, sagt Lars Stockhausen. Bei den Spendern sei das Verhältnis Mann:Frau umgekehrt.
Um Knochenmark- und Stammzellspenden kümmern sich neben der DKMS, mit 27 Millionen Registrierten die größte Datenbank - 25 weitere Organisationen. Die Westdeutsche Spenderzentrale, die zur Datenbank des DRK-Blutspendedienstes gehört, sei mit 250.000 potenziellen Spendern auf Platz vier, informiert Stockhausen.
Man kommuniziere aber eng und sei in einer zentralen Datenbank in Sinne der Patienten miteinander vernetzt. Registrieren lassen können sich übrigens Menschen zwischen 16 und 55 Jahren, wobei die Wahrscheinlichkeit, zur Spende gebeten zu werden, ab 40 rapide sinkt.
Er weist darauf hin, dass eine Stammzellspende heute kein großer Eingriff mehr sei, sondern nur noch eine Blutabnahme. In Zukunft werde die aufwendigere Lymphozyten-Spende wohl eine größere Rolle spielen, schätzt der WSZE-Beschäftigte. Hierbei würden weiße Blutkörperchen isoliert, die die Tumorzellen erkennen und bekämpfen - und zwar bei verschiedenen Krebsarten. Das sehr teure Verfahren werde bereits eingesetzt, in ganz seltenen Fällen, „als allerletzte Möglichkeit“.