Corona-Urteil in SiegburgGefälschte Zeugnisse werden teuer für Rösratherin

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Ein Schnelltest für das Coronavirus (Symbolbild)

Siegburg – Die Pandemie hat der Welt nicht nur ein bisher unbekanntes Virus beschert, sondern auch neue Straftatbestände. Das musste jetzt eine 36-Jährige im Verfahren vor dem Siegburger Amtsgericht erfahren. Wegen des „Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse“ wurde sie zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu jeweils 20 Euro verurteilt. Mit dem Strafmaß blieb Richter Ulrich Wilbrand unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die 90 Tagessätze in derselben Höhe gefordert hatte.

Der Nachbar gab ihr die Formulare

Die gegen sie erhobenen Vorwürfe bestreite seine Mandantin nicht, erklärte zu Beginn der Verhandlung deren Anwalt: Im Februar dieses Jahres hatte sie an zwei Tagen dem Arbeitgeber in Eitorf gefälschte Coronatest-Zeugnisse vorgelegt. Von ihrem damaligen Nachbarn, der in einer Pflegeeinrichtung arbeitete, hatte sie dafür die Formulare bekommen.

„Sie hat geglaubt, dass der das durfte“, brachte der Anwalt vor. Zumal sie tatsächlich jeweils Selbsttests mit einem negativen Ergebnis gemacht habe. „Sie hatte Stress“, erläuterte der Rechtsbeistand, und die amtlichen Tests nicht gemacht, die ihr Arbeitgeber aber verlangte. „Sie hat sich hinreißen lassen.“ Die Frau war nach dem Vorfall entlassen worden.

Richter Wilband: „Pandemie ist nicht vorbei“

Das Verständnis, um das der Anwalt warb, zeigte Richter Wilbrand durchaus. Verständnis angesichts komplizierter Familienverhältnisse und der Tatsache, dass die als Reinigungskraft Beschäftigte nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten wieder bei ihrem Vater eingezogen ist. Täglich pendelt sie seither von Rösrath zur Arbeit nach Eitorf, ein beträchtlicher Teil ihres Monatsverdienstes fließt in Benzinrechnungen.

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Gleichwohl sei „beides nicht in Ordnung“, betonte der Richter: Der ehemalige Nachbar, der die Formulare beschafft hatte, wurde bereits zu 70 Tagessätzen á zehn Euro verurteilt. Ein Urteil gegen die nun vor Gericht stehende Frau solle deutlich machen, „dass die Pandemie nicht vorbei ist“.  

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