Staatsschutz„Macht uns Angst“ – Siegburger Gemeinde nach Angriff auf Moschee erschüttert

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In der Eingangstür der Moschee in der Händelstraße klafft ein großes Loch.

Die Eingangstür der Moschee in der Händelstraße wurde provisorisch abgesichert. In der Scheibe klaffte ein großes Loch.

Die Moschee an der Händelstraße ist Ziel eines Angriffs geworden. Die Gemeindemitglieder sind beunruhigt – der Staatsschutz ermittelt.

Die Moschee an der Siegburger Händelstraße wurde am späten Freitagabend von Unbekannten mit Steinen beworfen. In der Scheibe der Eingangstür zum Gebetsraum klaffte am Samstagmittag ein großes Loch, das provisorisch mit einer Platte abgedeckt wurde. Die Polizei bestätigte den Vorfall auf Anfrage der Redaktion. Demnach haben die Ermittler des Staatsschutzes bei der Polizei Bonn die Ermittlungen aufgenommen. Verletzt wurde niemand.

Innerhalb der Gemeinde hatte sich die Nachricht am Samstag schnell herumgesprochen. „Sowas ist hier noch nie passiert – und die Gemeinde gibt es seit 1978“, sagt Gemeindemitglied Ismayil Ertence. Er zeigt Aufnahmen der Überwachungskamera: Um 23.10 Uhr am Freitagabend tauchten zwei Männer auf, einer ist vermummt. Mit voller Wucht werfen sie etwas gegen die Tür und den Schaukasten, ein Klirren ist zu hören. Sofort laufen die Männer davon.

Staatsschutz ermittelt nach Angriff auf Siegburger Moschee

„Sie haben mit Steinen die Scheiben eingeworfen“, berichtet Ertence. Dann seien sie mit einem Auto geflüchtet, in dem zwei weitere Männer warteten. Einem Opel Astra mit einem etwas dunkleren Kotflügel, sagt das Gemeindemitglied. Mitarbeitende der Bäckerei gleich nebenan hätten am Samstagmorgen gegen 8 Uhr den Schaden bemerkt, sagt Ertence. „Wir haben die Polizei gerufen, die Stadt, die Vorsitzenden.“

Ein Mann sitzt vor einem Computerbildschirm.

Gemeindemitglied Ismail Ertence zeigt im Gemeindebüro die Aufnahmen der Überwachungskamera.

Hinter der Tat könnten Rechtsradikale stecken: Auf der Jacke eines der beiden mutmaßlichen Täter war ein Eisernes Kreuz zu erkennen. Die Gemeindemitglieder fanden auch Flyer einer rechten Gruppierung vor dem Eingang der Moschee. Eine Sprecherin der Bonner Polizei bestätigte auf Anfrage den Angriff auf die Moschee. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen, auch das Innenministerium sei unterrichtet worden. Gesicherte Erkenntnisse zu einem möglicherweise rechtsextremen Hintergrund und den Tätern lagen am Wochenende noch nicht vor.

„Uns macht das schon Angst, wir hoffen auf eine schnelle Aufklärung“, sagt Ertence. „Wir leben hier friedlich miteinander. Zum Glück wurde keiner verletzt.“ Die Gemeinde wolle noch stärker für Sicherheit sorgen, mehr Kameras installieren, das Tor zum Parkplatz nachts schließen. Dennoch: „Wir sind eine offene und fortschrittliche Gemeinde und wollen es bleiben“, fügt Ertence hinzu.

Siegburgs Bürgermeister sichert Gemeinde „uneingeschränkte Unterstützung“ zu

Jürgen Peter, für die CDU im Stadtrat, kam am Nachmittag zur Moschee, um seine Solidarität auszudrücken. „Es ist eine feige Tat, sich bei Nacht und Nebel an Sachen zu vergreifen – heute sind es Sachen, morgen sind Menschen“, warnte er. „Wir haben aufregende Zeiten, wir müssen zusehen, dass wir zumindest in unserer Stadt die Ruhe bewahren.“

Ömer Kirli, SPD-Mitglied im Rat der Stadt Siegburg, verurteilte den Vorfall scharf. „So etwas habe ich in Siegburg noch nie mitbekommen. Das passt nicht zu unserer toleranten und weltoffenen Stadt“, sagte der 35-Jährige auf Anfrage der Redaktion.

Auch Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann äußerte sich am Samstag zu dem Anschlag auf die Ditib-Moschee. „Dieser Angriff gilt nicht nur der Ditib-Gemeinde. Er gilt uns und dem friedlichen Miteinander in unserer Stadt. Ich werde niemals bereit sein zu akzeptieren, dass solche Anschläge toleriert werden als Meinungsfreiheit oder Ausdruck von Unzufriedenheit“, schrieb Rosemann in einem Beitrag auf Facebook. Den Mitgliedern der Moscheegemeinde sicherte er seine „uneingeschränkte Unterstützung“ zu.

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