Keine Ruhestätte für geliebte KatzeWindeckerin beklagt das Fehlen von Tierfriedhöfen

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Mit viel Liebe und teils großem Aufwand werden die Gräber auf Tierfriedhöfen gestaltet und gepflegt.

Mit viel Liebe und teils großem Aufwand werden die Gräber auf Tierfriedhöfen gestaltet und gepflegt.

Windeck/Eitorf – Evelyn Michael schmust mit ihrer Bilana. Traulich schmiegt sich das Tier an, lässt sich kraulen von der 65-Jährigen. Die Windeckerin hat die Thaikatze zu unserem Treffen auf den Eitorfer Marktplatz mitgebracht. „Sie würde niemals weglaufen“, da ist sich Evelyn Michael sicher. „Die habe ich von klein auf“, erzählt sie. Über zwei Jahrzehnte wuchs das innige Verhältnis.

20 Jahre, die Bilana auf dem Buckel hat, sind ein sehr stolzes Alter für eine Katze. Evelyn Michael hegt keine Illusionen: „Jeden Tag kann Schluss sein.“ Vor diesem Tag fürchtet sich die Rentnerin. Wenn Bilana gestorben ist, will sie dem Tier verbunden bleiben, will ihm ein Grab bereiten, zu dem sie gehen und an dem sie mit ihrer geliebten Katze „sprechen“ kann.

Schon seit 20 Jahren hat Evelyn Michael aus Windeck-Leuscheid ihre Thaikatze Bilana.

Schon seit 20 Jahren hat Evelyn Michael aus Windeck-Leuscheid ihre Thaikatze Bilana.

Das Problem: In ihrer näheren Umgebung gibt es keinen Tierfriedhof. Die Möglichkeit des Begrabens im Garten hat Evelyn Michael, die mit ihrem Mann in Leuscheid zur Miete wohnt, nicht. Eine Kremierung und in der Wohnung eine Urne aufzustellen, kommt für sie nicht in Frage, und schon gar nicht eine ausgestopfte Bilana. „Soll ich sie denn in den Mülleimer schmeißen?“, fragt die Katzenliebhaberin, wobei neben Verzweiflung eine gehörige Portion Wut in der Stimme liegt.

Verärgert hat die Windeckerin die Stellungnahme der Gemeindeverwaltung in Eitorf, als dort Anfang vorigen Jahres ein Antrag auf Prüfung eines Friedhofsfeldes für Klein- und Haustiere vorlag. „Juristische Gründe sprechen gegen einen gemeindeeigenen Tierfriedhof“, berichtete damals diese Zeitung über das Ergebnis. Der Betrieb einer Begräbnisstätte für Tiere gehöre nicht zu den Aufgaben einer Kommune, es fehle der in der Gemeindeordnung des Landes vorgeschriebene öffentliche Zweck.

„Oft vollwertige Familienmitglieder“

Evelyn Michael, die neben Bilana zwei weitere Katzen (12 und 13 Jahre) und einen Kater (4) hat, ist davon überzeugt, dass Bedarf für einen Tierfriedhof an der Oberen Sieg besteht. „Das Problem haben doch viele ältere Menschen, für die Haustiere ein Familienersatz geworden sind.“ Eine Einschätzung, die der Bundesverband der Tierbestatter bestätigt. Der Stellenwert des Tieres in unserer Gesellschaft habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. „Es entsteht eine viel engere Bindung“, sagt der Verbandsvorsitzende Martin Struck. „Hunde und Katzen sind heute oft vollwertige Familienmitglieder, geschätzte Sozialpartner, geliebte Freunde, ja Vertraute.“ Entsprechend wachse der Wunsch nach einem pietätvollen Abschied, die Nachfrage nach Tierbestattungen steige.

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Indes sind Tierfriedhöfe in Deutschland in aller Regel private Unternehmen. 2003 wurde in Königswinter bei Oberpleis der private Tierfriedhof Bönnschenhof eröffnet. Der liege für sie bereits zu weit entfernt, sagt Evelyn Michael, die aufgrund gesundheitlicher Probleme keine langen Wege zurücklegen kann. Und jedes Mal mit dem Taxi zu fahren, sei zu teuer. Der Rentnerin schwebt als Lösung eine Begräbnisstätte mit Plaketten vor. „Wie in einem Ruhewald, es muss ja nicht direkt bei uns in Leuscheid sein; irgendeine Ecke in Windeck oder in Eitorf muss es dafür doch geben“, sagt sie und herzt ihre Bilana.

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