Über Handy ein-und auscheckenVRS testet neues Ticketsystem – Kunden werden geortet

Lesezeit 3 Minuten
1000 Kunden sollen das E-Ticket testen.

1000 Kunden sollen das E-Ticket testen.

Köln – Wenn das mal alles so einfach wäre. Am Kölner Neumarkt in die U-Bahn einsteigen, mit dem Smartphone einchecken, zum Hauptbahnhof fahren, die S-Bahn nach Bergisch Gladbach nehmen, auschecken und der Fahrpreis wird automatisch abgebucht. Noch ist das nicht möglich, doch in Kürze startet ein Großversuch.

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) wird das elektronische Ticket ab 1. Januar 2019 mit bis zu 1000 Kunden testen. Die technischen Vorbereitungen laufen. Grundlage ist ein System, das bei den Schweizerischen Bundesbahnen bereits erfolgreich läuft.

„Wir wollen ein mögliches einfaches System, das keine zusätzliche Technik in Bussen und Bahnen erfordert“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel „Wir nutzen lediglich die Ortungssysteme der Smartphones.“ Das sei vor allem in den U-Bahntunneln oder in ländlichen Bereichen wegen der teilweise schlechten Netz-Abdeckung nicht leicht zu lösen.

Luftlinien-Tarif

Acht Monate lang soll der Versuch laufen. Abgerechnet wird nach der Entfernung im sogenannen Luftlinien-Tarif. Der Basispreis pro Fahrt beträgt 1,50 Euro . Dazu kommen 15 Cent pro angefangenem Kilometer Luftlinie. Fahrten bis fünf Kilometer müssen innerhalb von 90 Minuten beendet sein, darüber hinaus sind es sechs Stunden. Das Tagespreislimit beträgt 15 Euro. „In der Testphase nehmen wir kleine Ungereimtheiten in Kauf“, sagt Vogel.

Das könnte Sie auch interessieren:

So könne sein, dass ein Kunde innerhalb des Zeitlimits hin und zurück fahre und zwischendurch nicht auschecke. „Für das System sind das dann null Kilometer Luftlinie Entfernung. Er würde dann nur den Basistarif bezahlen, also 1,50 Euro. Wir werden sehen, ob das in der Realität eine Rolle spielt.“

Nach der Testphase wird der VRS die Ergebnisse auswerten und mit anderen Pilotprojekten in NRW vergleichen. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) testet seit März ein ähnliches System. Dieser Versuch mit dem Next-Ticket dauert 18 Monate. Ab Juni sollen die Fahrkosten auf Basis der tatsächlich zurückgelegten Kilometer berechnet werden.

1000 Kunden sollen das E-Ticket testen.

1000 Kunden sollen das E-Ticket testen.

Das Ziel ist in beiden Fällen gleich. Vor allem Kunden, die Busse und Bahnen nur selten nutzen, sollen sich nicht länger mit den komplizierten Preisstufen und Tarifsystemen beschäftigen müssen. Das E-Ticket werde nach erfolgreicher Markteinführung laut VRS-Chef Vogel ein Zusatzangebot bleiben. „Am Ende werden wir eine einheitliche technische Lösung für NRW brauchen.“

Zahl der verkauften Handytickets deutlich gestiegen

Das Smartphone als Fahrschein ist für die Kunden im VRS längst Alltag. Die Zahl der verkauften Handy-Tickets ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent auf 3,14 Millionen gestiegen, der Umsatz sogar um fast 56 Prozent. „Wer sich einmal vom Papierfahrschein verabschiedet und die App heruntergeladen hat, bleibt auch dabei“, sagt der VRS-Geschäftsführer. Das sei bei drei von vier Kunden der Fall. „Das Handy-Ticket hat den Durchbruch geschafft und wird vom Nischen- zum Massenprodukt.“

Eine Umfrage unter rund 14.000 Nutzern im Frühjahr hat ergeben, dass es 94 Prozent weiterempfehlen würden. Das wichtigste Argument der Nutzer: Die lästige Suche nach Kleingeld fällt weg. „Das ist ein Traumwert.“ Beim Handy-Ticket gibt es nur Einzelfahrscheine. Jedes vierte Ticket wird so verbilligt, dass es dem Mehrfahrten-Papierfahrschein entspricht. Zusätzlich gibt der VRS auf den Smartphone-Fahrschein einen Rabatt von drei Prozent.

KStA abonnieren