Weil nur wenige Umsiedler an der Rückkehr in die geretteten Kohledörfer interessiert sind, werden die ersten 25 Immobilien ab heute zum Kauf angeboten.
Wiederbelebung der KohledörferDie ersten Häuser werden vermarktet

Leere Häuser stehen an der Straße "An Sankt Kreuz" in Keyenberg. Da kaum Jemand zurückkehren will, werden sie jetzt verkauft.
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Die Begeisterung ehemaliger Bewohner der geretteten Erkelenzer Braunkohledörfer, in ihre alte Heimat nach Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich oder Berverath zurückzukehren, hält sich in Grenzen.
Von der Vorkaufsoption, die seit März 2024 angeboten wurde, haben nur 39 Umsiedler Gebrauch gemacht, 18 davon ein Gutachten über den Verkehrswert angefordert. Mit zehn Interessenten laufen noch Gespräche, sieben haben abgesagt, nur ein Anwesen wurde inzwischen von der RWE Power AG zurückverkauft.
Als im Oktober 2022 die Entscheidung zum Erhalt der Dörfer fiel, hatten 91 Prozent der Bewohner ihre Häuser bereits verkauft. Das NRW-Kommunalministerium geht davon aus, dass im ersten Quartal 2026 geklärt ist, ob es noch zu weiteren Rückkäufen durch ehemalige Dorfbewohner kommt.
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Ab heute geht es in die nächste Runde. Die ersten 25 von insgesamt 500 Immobilien werden zur Vermarktung auf den gängigen Immobilienportalen eingestellt und damit zum Kauf angeboten. Die Stadt Erkelenz übernimmt dabei die Steuerung des Projekts und kann dafür Gelder aus dem Strukturwandelfonds einsetzen. 14,3 Millionen hat sie im November in einem ersten Förderbescheid vom Land erhalten, um die tristen, größtenteils leerstehenden Dörfer wiederzubeleben.
Wie attraktiv die Ortschaften im Städtedreieck zwischen Köln, Aachen und Mönchengladbach für Neubürger tatsächlich sind, ist völlig offen. „Wenn die ersten Wohngebäude gekauft werden, ist der nächste Meilenstein für die Wiederbelebung der fünf Dörfer erreicht“, hofft NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU). „Mit viel positiver Energie“ könne das gelingen. „Die Dörfer sind ein wichtiges Symbol für den Wandel.“
Baudenkmäler sollen erhalten bleiben
Die Stadt Erkelenz vertraut dabei auf das Entwicklungskonzept, das sie erarbeitet hat und das ein behutsames Vorgehen vorsieht, weil die Dörfer ihren Charakter behalten sollen. „Ich freue mich auf alle Menschen, die gemeinsam mit uns die Identität und Zukunft der Ortschaften mitgestalten“, sagt Bürgermeister Stephan Muckel. Das Projekt sei auf Jahrzehnte angelegt.
Für die ehemaligen Kirchen in Keyenberg und Kuckum und die Kapelle in Berverath werden Nutzungskonzepte und Trägermodelle entwickelt. Ziel ist, die Baudenkmäler zu erhalten und für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Außerdem wird die Stadt Erkelenz die sozialen, öffentlichen sowie technischen Infrastrukturen übernehmen und der Zweckverband Landfolge Garzweiler Grundstücke für Entwicklungsvorhaben erwerben.
Insgesamt will die Stadt Erkelenz Fördermittel in Höhe von 168 Millionen Euro zur Entwicklung der Infrastruktur beantragen. Bund und Land unterstützen den Kohleausstieg des Rheinischen Reviers, der nach dem bisherigen Fahrplan 2030 vollzogen sein soll, mit rund 14,8 Milliarden Euro. Bislang sind rund 420 Projekte bewilligt, für die 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt werden.

