Keine Maske trotz Corona-InfektionJournalistenverband zeigt Präsident Bolsonaro an

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Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro

Brasília – Der brasilianische Journalistenverband ABI hat Präsident Jair Bolsonaro angezeigt, weil der vor Journalisten seinen Mundschutz abgenommen hat – nachdem er von seiner eigenen Corona-Infektion erfahren hatte.

Bolsonaro berief nach seinem positiven Test in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Brasília am Dienstag eigens eine Pressekonferenz ein. Zuvor hatte er Symptome wie leichtes Fieber und Husten gezeigt.

Der Präsident sei in einem “guten Gesundheitszustand”, erklärte das Kommunikationsministerium.

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Bereits am Montag hatte sich Bolsonaro entgegen seiner Gewohnheit mit einer Maske in der Öffentlichkeit gezeigt. Anhänger, die sich ihm nähern wollten, rief er auf, Abstand zu halten. Auf der Pressekonferenz am Dienstag zeigte sich der Präsident dann jedoch unvorsichtiger und nahm seinen Mundschutz demonstrativ ab.

Für den Journalistenverband ABI Grund genug für eine Anzeige gegen Bolsonaro. In einem Schreiben an den obersten Richter des brasilianischen Bundesgerichtshofs schreibt der ABI-Vorsitzende Paulo Jeronimo de Sousa, Bolsonaro habe gegen Vorschriften zur Corona-Eindämmung verstoßen und die Gesundheit der anwesenden Reporter mutwillig gefährdet.

Bei der Pressekonferenz gab sich Bolsonaro von seiner Infektion unbeeindruckt und erklärte: “Ich fühle mich vollkommen gut. Ich habe sogar Lust, spazieren zu gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun.”

Der brasilianische Präsident verkündete außerdem, wie zuvor bereits US-Präsident Donald Trump, das Malariamedikament Hydroxychloroquin gegen die Corona-Infektion einzunehmen. Aktuellen Studien zufolge gilt das Mittel jedoch als unwirksam bei einer Covid-19-Erkrankung.

Der oberste Corona-Verharmloser Brasiliens

Brasilien hat mehr als 1,7 Millionen erfasste Corona-Infektionen mit mehr als 69.000 Toten und ist damit nach den USA weltweit am schwersten von der Pandemie getroffen.

Trotz der dramatischen Situation hatte Bolsonaro die Pandemie kontinuierlich als “kleine Grippe” verharmlost. Er widersetzte sich den Abstands- und Maskenregeln sowie anderen Hygienemaßnahmen und könnte das Virus dadurch selbst weiterverbreitet haben.

Brasilianische Medien errechneten, dass Bolsonaro in zwei Wochen mit Hunderten Menschen persönlich Kontakt hatte. “Mindestens 66 Politiker, Unternehmer und andere Persönlichkeiten haben in dieser Zeit den Präsidenten persönlich getroffen”, schreibt “Folha de São Paulo”.

Auch bei diesen Begegnungen trug Bolsonaro meisten keine Maske. Fotos zeigen außerdem, wie der Präsident seine Anhänger umarmt, Hände schüttelt und Selfies machen lässt. In der Hauptstadt Brasília besteht nach einem Dekret der Regionalregierung in der Öffentlichkeit Maskenpflicht. (RND, dpa)

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