Anfang oder Ende April?Streit um Corona-Impfstart in Hausarztpraxen

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Ein Mediziner füllt eine Spritze mit Impfstoff (Symbolbild)

Alle Hoffnungen liegen derzeit auf den Hausärzten – doch anders als bisher vorgesehen soll der Termin für die Einbeziehung der niedergelassenen Ärzte in die Corona-Impfungen erst Mitte März auf höchster Ebene zwischen den Länderchefs und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) festgelegt werden. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Mittwoch, eine Entscheidung solle „zeitnah“ noch vor den anstehenden nächsten Bund-Länder-Beratungen zum weiteren Corona-Vorgehen am 22. März getroffen werden.

Grund für dieses Vorgehen sind nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) Differenzen innerhalb der Länder in dieser Frage, die sich bei Beratungen der Gesundheitsminister zeigten. Einige Bundesländer wollten den Termin auf Ende April verschieben, hieß es. Andere Länder sowie der Bund hielten dagegen am Monatsanfang fest. Das hatten die Länderchefs mit Merkel bei ihren Beratungen Anfang März auch so beschlossen. Aus Regierungskreisen in Berlin verlautete, einige Länder wollten nun offenbar „eine Art Schutzschirm“ um ihre Impfzentren errichten, um die mit großem Aufwand errichteten Einrichtungen so lange wie möglich zu betreiben und die Kontrolle über das Impfgeschehen zu behalten. Der Bund dringe aber darauf, Anfang April schrittweise mit der Einbeziehung der Arztpraxen zu beginnen, damit es angesichts steigender Liefermengen nicht zu einem Impfstau komme.

Ab April zwischen drei und fünf Millionen Impfdosen pro Woche

Den Angaben zufolge werden ab April steigend zwischen drei und fünf Millionen Impfdosen pro Woche erwartet. In den Impfzentren werden derzeit aber nur rund 250 000 Menschen pro Tag geimpft – das sind 1,75 Millionen Impfungen pro Woche.

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Die Kapazität der Praxen ist deutlich höher: Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) stehen fürs Impfen 50 000 Haus- und Facharztpraxen bereit. Sie könnten pro Woche rund fünf Millionen Menschen immunisieren. Eine flächendeckende Einbeziehung der Arztpraxen macht nach Ansicht von Experten allerdings erst dann Sinn, wenn die wöchentliche Liefermenge tatsächlich in etwa dieser Kapazität entspricht. Wenn es genug Impfstoff gibt und alle von der EU bestellten Vakzine auch zugelassen werden, könnte es nach aktuellen Modellrechnungen der KBV gelingen, bis zum 18. Juni die gesamte Bevölkerung einmal zu impfen. Die Zweitimpfung wäre demnach bis zum 8. August zu schaffen.

Wie streng werden sich Ärzte an die vorgegebene Priorisierung halten müssen?

Unklar ist weiterhin, wie streng sich die Ärzte an die in der bundeseinheitlichen Impfverordnung vorgegebene Priorisierung halten müssen. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte: „Sobald wir ausreichend Impfstoff für alle haben, sollten Haus- und Fachärzte auch selbst über die Impfreihenfolge entscheiden dürfen. Sie wissen am besten, welche ihrer Patienten besonders gefährdet sind.“ Zu viele Vorgaben und Prüfverfahren hielten nur unnötig auf. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte allerdings, eine Priorisierung sei generell auch weiterhin notwendig. „Menschenleben retten ist keine Bürokratie“, sagte er. Der CDU-Politiker fügte jedoch hinzu: „Ich habe ein sehr hohes Vertrauen in die Ärztinnen und Ärzte, dass sie zuerst diejenigen Patienten impfen werden, die auch am meisten gefährdet sind.“ Er kündigte an, dass in einem nächsten Schritt Betriebsärzte in den Unternehmen impfen sollen.

Auch die Zahnärzte wollen beim Impfen helfen. „Mit ihrer Expertise und Fachkompetenz hat die Zahnärzteschaft schon frühzeitig ihre Unterstützung bei Test- und Impfmaßnahmen angeboten. Das Angebot gilt weiterhin“, sagte der Chef der Kassenzahnärzte, Wolfgang Eßer, dem RND. „Als approbierte Ärzte sind Zahnärzte grundsätzlich dazu befähigt, Impfungen durchzuführen“, fügte er hinzu.

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