Deutsche Bischöfe auf Papst-BesuchBätzing: „Situation in Köln zunehmend unerträglich“

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, spricht auf einer Pressekonferenz in Rom.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ist angesichts der Zustände im Erzbistum Köln alles andere als glücklich.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte während des Besuchs bei Papst Franziskus auf Einigkeit gehofft. Stattdessen konnten die Verantwortlichen gerade noch so einen Eklat verhindern.

Vielleicht hatte der eine oder andere der 62 deutschen Bischöfe, die in der vergangenen Woche zum Ad-limina-Besuch nach Rom gereist sind, ja insgeheim gehofft, dass die jüngsten Entwicklungen im Erzbistum Köln beim Papst und in der Kurie ein Gefühl der Dringlichkeit hätten aufkeimen lassen.

Die Staatsanwaltschaft von Köln hat gegen den umstrittenen Erzbischof Rainer Maria Woelki vor knapp zwei Wochen im Zusammenhang mit einem Missbrauchsfall Ermittlungen wegen einer möglichen Falschaussage unter Eid aufgenommen. Aber weit gefehlt: Papst Franziskus lässt das Kölner Bistum weiterhin im Ungewissen. Ob, wann und wie er über Woelkis Rücktrittsgesuch entscheiden wird, ließ der Pontifex während des Besuchs der deutschen Bischöfe offen.

Deutsche Bischofskonferenz zu Besuch bei Papst Franziskus: Deutliche Worte für das Erzbistum Köln

Dabei hatte es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, während der Audienz bei Franziskus an Deutlichkeit nicht fehlen lassen. „Zunehmend unerträglich“ sei die Situation im Erzbistum Köln, auch für den Erzbischof selber. Dies habe er gegenüber dem Papst „sehr deutlich gemacht“, betonte Bätzing nach Abschluss des Besuchs in Rom.

Der Druck in Köln wachse stetig und sei „schon nicht mehr auszuhalten“. Doch Franziskus habe lediglich mitgeteilt, dass er seinen Entscheid in der Causa Woelki nicht unter Druck fällen wolle. Franziskus hatte dem Kölner Erzbischof, der beim Ad-limina-Besuch ebenfalls dabei war, im vergangenen Jahr bereits eine mehrmonatige Auszeit verordnet. Im März bot Woelki dem Papst seinen Rücktritt an.

Noch ernüchternder waren die Gespräche über die Reformvorschläge des Synodalen Wegs, der seit Monaten Anlass für Spannungen zwischen der DBK und Rom gibt. Eine mögliche Weihe für Frauen? „Nicht verhandelbar“, beschied der Chef der Glaubenskongregation, der spanische Kardinal Luis Ladaria, den deutschen Bischöfen.

Demokratische Beteiligung – etwa auch von Laien – bei den Bischofswahlen? „Nicht verhandelbar“. Eine neue Lehre zur Ehe und Anpassungen der katholischen Sexualmoral an die Lebenswirklichkeit der Gläubigen? „Nicht verhandelbar“. Unterstützt wurde Glaubenshüter Ladaria bei der Aussprache vom kanadischen Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation in der Römischen Kurie.

Deutsche Bischöfe in Rom: Moratorium für Synodalen Weg gerade noch so abgewendet

Die Differenzen zwischen den deutschen Bischöfen einerseits und den Kurienkardinälen Ladaria und Ouellet andererseits waren derart unüberbrückbar, dass für einen Moment sogar ein veritabler Eklat drohte: Ouellet hatte vorgeschlagen, dem Synodalen Weg ein Moratorium zu verordnen. Die deutschen Bischöfe konnten dies gerade noch verhindern.

In einem gemeinsamen Communiqué erklärten der Vatikan und die DBK nach dem Zusammenstoß, dass „das Zuhören und der gegenseitige Dialog in den kommenden Monaten fortgesetzt werden sollen“, und dass die Ergebnisse des deutschen Synodalen Wegs in den parallel laufenden synodalen Prozess der Weltkirche einfließen könnten. Bis die Weltsynode – eventuell – konkrete Resultate zeitigt, werden noch Jahre vergehen.

Bätzing betonte nach dem Besuch in Rom, dass man „hart in der Sache und verbindlich im Ton diskutiert“ habe. Die deutsche Kirche werde „keinen Sonderweg“ beschreiten und auch keine Entscheidungen treffen, die nur im universalkirchlichen Kontext möglich wären. „Wir sind katholisch und bleiben es“, bekräftigte der Limburger Bischof.

Georg Bätzing unterstreicht Fortsetzung des Synodalen Wegs

Gleichzeitig hielt Bätzing fest, dass die Kirche Antworten geben müsse auf die Fragen, die von den Gläubigen gestellt würden – insbesondere bezüglich des sexuellen Missbrauchs und der ihn begünstigenden Strukturen innerhalb der Kirche. Das Vertrauen sei erschüttert und die Autorität der Bischöfe in einem Maß infrage gestellt, „dass neue Wege nötig sind, um dieser Krise der Kirche zu begegnen“. Der Synodale Weg werde deshalb fortgesetzt, versicherte Bätzing.

Ad-limina-Besuche der nationalen Bischöfe haben eine jahrhundertelange Tradition in der katholischen Kirche: Sie stellen eine Art Pflicht-Rapport dar, in welchem die Bischöfe gegenüber dem Papst einen Bericht über den Zustand ihrer Diözese ablegen. Dabei kommt es auch zu Gesprächen mit den Chefs der verschiedenen Dikasterien in der Kurie. Normalerweise finden die Besuche alle fünf Jahre statt; im Fall der DBK lag der letzte Ad-limina-Besuch schon sieben Jahre zurück. (RND)

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