Kommentar zu GabrielWirkungsvoller kann man die Sozialdemokratie nicht diskreditieren

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Sigmar Gabriel

Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel

  • Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel arbeitete für den Fleischfabrikanten Clemens Tönnies und bekam dafür ein sattes Honorar.
  • Leute, die ihn näher kennen, überrascht das nicht.
  • Tatsächlich kann man die sozialdemokratische Idee, aber vor allem sich selbst nicht wirkungsvoller diskreditieren, als Gabriel es getan hat, findet unser Autor.

Berlin – Erst am Mittwoch sorgte Gerhard Schröder im Bundestag für Aufsehen. Der langjährige Kanzler und ehemalige SPD-Vorsitzende trat als Lobbyist des Pipelineprojekts Nord Stream 2 auf. Dort ist der 76-Jährige Präsident des Verwaltungsrates. Tags drauf folgte eine jener Nachrichten, die man nicht für möglich halten sollte: Sigmar Gabriel, einer der Nachfolger Schröders im SPD-Vorsitz, arbeitete gegen ein sattes Honorar für Clemens Tönnies – für den Tönnies, der mit Hilfe schlecht bezahlter und unter elenden Bedingungen arbeitender Ausländer dem Vernehmen nach zum Milliardär wurde.

Das passt leider ins Bild. Gabriel ist nach Schröder und dem einstigen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück der dritte Spitzensozi vom „Stamme Nimm“.

Wenn es darum geht, die sozialdemokratische Idee der Umverteilung Wirklichkeit werden zu lassen, fangen die drei gern bei sich an. Bei Schröder und Gabriel lässt sich das persönlich erklären. Beide kommen aus kleinsten Verhältnissen. Geld zu verdienen, das sie zum Leben längst nicht mehr brauchen, nehmen sie als Beleg dafür, dass sie diesen Verhältnissen kraft eigener Leistung entronnen sind.

Mitglieder der SPD wundert Gabriels Handeln nicht

Das ist nicht unbedingt verwerflich. Wenn man das Geld bei den richtigen Leuten verdient. Schröder aber verdingt sich für die Interessen Wladimir Putins, dessen Vorstellungen von Demokratie in klarem Gegensatz zu unseren stehen.

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Bei Gabriel ist es schlimmer. Er nahm als früherer Chef einer Partei, deren Ziel die Beendigung von Ausbeutung ist, Geld von einem, der als Ausbeuter schlechthin gilt. Derweil fragt man sich, was der ehemalige Wirtschaftsminister Gabriel eigentlich getan hat, um derlei Ausbeutung unmöglich zu machen.

Jene in der SPD, die ihren „Sigi“ näher kennen, wundert das alles nicht. Von außen betrachtet gilt: Wirkungsvoller kann man die Sozialdemokratie, aber vor allem sich selbst nicht diskreditieren, als Gabriel es jetzt getan hat. (rnd)

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