Nichts darf verharmlost werden, in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie erst recht nicht. Fehler müssen benannt und analysiert werden. Wer sich Versäumnissen selbstkritisch stellt, ist beim nächsten Mal besser gewappnet. Oder man erklärt noch einmal umstrittene Entscheidungen, damit die Bevölkerung etwa besser verstehen kann, warum die Regierung bei der Bestellung der Impfdosen keinen nationalen Alleingang gemacht hat.
Oft ist Kanzlerin Angela Merkel von europäischen Partnern bitter vorgeworfen worden, sie drücke der EU einen deutschen Stempel auf - Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft, ignoriere die Probleme finanzschwächerer Länder. Das war in der Schulden- und Eurokrise so und auch in der Flüchtlingspolitik. Merkel wollte Deutschland diesem Vorwurf nicht auch noch in der sich um Leben und Tod drehenden Corona-Krise aussetzen, schon gar nicht in den Monaten der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Es gilt in dieser historischen Ausnahmesituation nicht nur, das eigene Land zusammenzuhalten, sondern auch noch Europa.
2021 wird ein Jahr der Zäsur. Die Politik wird mit sechs Landtagswahlen und der Bundestagswahl neu geordnet, Merkel tritt ab. 2021 sollte auch ein Jahr des Aufbruchs werden, mit mehr Mut, Demut, Solidarität, Eigenverantwortung und weniger Anspruchsdenken.
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Wenn die beiden Frauen und die 14 Männer in der Ministerpräsidentenkonferenz mit Merkel nun die Corona-Kontaktbeschränkungen bis Ende Januar verlängern, dann machen wir am besten das Beste daraus. Es geht um nichts anderes, als das Gesundheitssystem am Laufen zu halten und zu verhindern, dass Patienten keine lebensrettende Hilfe bekommen, weil die Intensivstationen überlastet sind. Erst wenn diese Gefahr gebannt ist, kommt die schrittweise Rückkehr zur Normalität. Denn ohne Gesundheit ist alles nichts.
Es mag sich profan anhören, aber man muss es sich einfach einmal vergegenwärtigen: Wir haben Wasser, wir haben Strom, wir haben Essen. Wir bekommen Überbrückungshilfen so weit der Staat sich verschulden kann. Alles Werte, an denen es vielen Menschen auf der Welt mangelt. Was uns oft fehlt, ist Mitgefühl, Nachsicht, Geduld, Bescheidenheit. Wir sind darin weniger geübt, als Forderungen zu stellen.
Billionen-Schulden nach der Corona-Krise
Die Corona-Krise wirft Deutschland zurück. Wir müssen akzeptieren, dass unser Wohlstand eine Zeit lang nicht wachsen wird und Billionen-Schulden zurückgezahlt werden müssen. Politikerinnen und Politiker müssen das vor den Parlamentswahlen deutlich machen.
So wie sie die Pandemie nutzen müssen, die großen Probleme des Landes bei der Digitalisierung, der überbordenden Bürokratie oder der Vereinsamung vieler Menschen viel intensiver als bisher anzugehen. Die durch Corona sichtbar gewordenen gesellschaftlichen Schwächen werden nicht durch wärmeres Wetter und Impfungen überwunden.