Russlands Krieg in der UkraineWas über die Opferzahlen bekannt ist

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Kramatorsk Wohnhaus

Zerstörtes Wohnhaus im ukrainischen Kramatorsk 

Kiew – m russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Situation vielerorts unübersichtlich und die Lage ändert sich schnell. Schwer einzuschätzen ist auch die konkrete Zahl von Todesopfern. Zwar gibt es von verschiedenen Seiten Angaben zu Toten und Verletzten, unabhängig überprüfen lassen sich die Aussagen aber nicht. Ein Überblick darüber, was die verschiedenen Stellen behaupten.

Opfer in der ukrainischen Armee

Aktuelle offizielle Zahlen gibt es von Seiten der Ukraine nicht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in einer Videobotschaft in der Nacht zu Freitag (25. Februar) gesagt, in der ukrainischen Armee seien am ersten Tag der Invasion 137 Soldaten getötet und 316 Soldaten verletzt worden. Zuvor hatte die Ukraine am Donnerstag (24. Februar) von 40 Toten gesprochen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Opfer inzwischen sehr viel höher ist.

Hochrangige Mitarbeiter des Pentagon schätzten die Zahl der Opfer in der ukrainischen Armee am Montag (28. Februar) auf rund 1500, berichtete die „New York Times“.

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Das russische Verteidigungsministerium gab am Sonntag (27. Februar) an, bislang 471 ukrainische Soldaten gefangen genommen zu haben. Zudem seien seit Donnerstagmorgen 975 ukrainische Militärobjekte zerstört worden, behauptete der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow.

Opfer in der russischen Armee

Die Verluste der russischen Armee steigen nach ukrainischen Angaben weiter. Seit Beginn des Krieges mit der Ukraine soll die russische Seite einen „Verlust“ von mehr als 9000 Soldaten zu verzeichnen haben, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zu Donnerstag (3. März) mitteilte. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Die Anzahl gefangener russischer Soldaten war bislang mit mindestens 200 angegeben worden, dürfte inzwischen jedoch höher sein. Am Mittwoch (2. März) sprach das ukrainische Außenministerium zudem von mindestens 30 Flugzeugen, 31 Hubschraubern, 211 Panzern, 862 Militärfahrzeugen und einer Vielzahl an weiteren militärischen Mitteln, die in den vergangenen Tagen zerstört worden seien.

Russland nannte am Mittwoch (2. März) erstmals offizielle Zahlen von Opfern. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden bisher 498 russische Soldaten getötet. Zudem seien 1597 Soldaten verletzt worden. Zuvor hatte Russland am Sonntag (28. Februar) zum ersten Mal eigene Opfer seit Beginn des Krieges eingeräumt. „Leider gibt es unter unseren Kameraden Tote und Verletzte“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, der Agentur Tass. Zahlen nannte Konaschenkow jedoch nicht.

Opfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sind laut den UN mindestens 1.207 Zivilisten verletzt oder getötet worden (Stand: 7. März). Durch Gewalt seien 406 Menschen um Leben gekommen, 801 hätten Verletzungen erlitten, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Montag in Genf mit. Unter den Getöteten befinden sich den Angaben zufolge 27 Kinder, 42 weitere Mädchen und Jungen seien verletzt worden. Die Angaben beziehen sich laut dem Hochkommissariat auf den Zeitraum vom Beginn der russischen Invasion am 24. Februar bis zum 6. März um Mitternacht. Die tatsächliche Zahl der getöteten und verletzten Zivilisten dürfte wesentlich höher liegen.

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Nach Angaben aus Kiew sind mindestens 2000 Zivilisten getötet worden. In dieser Zahl seien gestorbene Soldaten des Landes nicht inbegriffen, teilte der Rettungsdienst am Mittwoch (2. März) bei Facebook mit. Unter den Toten seien zehn Rettungskräfte. Bei einem mutmaßlichen Raketenangriff auf den Fernsehturm in der ukrainischen Hauptstadt sind am Dienstag (1. März) mindestens fünf Menschen getötet worden. Bei schweren russischen Angriffen auf die ostukrainische Millionenstadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben mindestens 21 Menschen getötet worden, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Oleh Synjehubow, am Mittwoch (2. März) mit. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Bei einem Luftangriff in der Großstadt Schytomyr rund 140 Kilometer westlich von Kiew wurden nach Angaben der Behörden am Mittwoch (2. März) zwei Menschen getötet und zehn verletzt.

Nach ukrainischen Angaben (Stand: 27. Februar) wurden außerdem bislang 1684 Menschen verletzt, darunter 116 Kinder. Die meisten der Zivilisten seien beim Beschuss mit Granatwerfern, bei Raketen- oder Luftangriffen ums Leben gekommen, sagte Bachelet bei einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Millionen von Menschen hätten in Schutzräumen Zuflucht gesucht. Zu Toten und Verwundeten unter den ukrainischen Truppen gab es keine Angaben.

Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) zufolge hätten Hundertausende Menschen zudem durch Kriegsschäden keinen Zugang mehr zu Strom oder Wasser.

Flucht aus der Ukraine

Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind seit dem 24. Februar infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine mehr als 1,7 Millionen Menschen geflüchtet, die meisten ins Nachbarland Polen (Stand: 3. März).

In Deutschland sind inzwischen nach Angaben des Bundesinnenministeriums mehr als 50.000 Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Wie ein Ministeriumssprecher am Montag (7. März) in Berlin sagte, sind alleine 50.294 aus dem Kriegsland geflüchtete Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, von der Bundespolizei vor allem an den Bahnhöfen festgestellt worden. Noch sei aber unklar, wie viele von ihnen in Deutschland bleiben wollten. (RND/seb/alx/hsc/al/dpa/AP)

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