Vorbereitung des 1. FC KölnSteffen Baumgart: „Ich muss Spieler enttäuschen“

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Baumgart gegen Mailand

Steffen Baumgart gegen den AC Mailand an der Kölner Seitenlinie.

Köln/Offenbach – Am Samstag verlor der 1. FC Köln nach einer guten Leistung unglücklich mit 1:2 gegen den italienischen Meister AC Mailand, bekam aber viel Applaus von den über 48.000 Zuschauern im Rhein-Energie-Stadion. Am Sonntag gewann eine stark veränderte Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart dann etwas glücklich mit 2:0 beim Regionalligsten Kickers Offenbach. Knapp zwei Wochen hat der Bundesligist noch Zeit, um sich auf die neue Spielzeit vorzubereiten. Wo steht der FC nach drei Trainingswochen und fünf Testspielen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Vorbereitung.

Wie weit ist der 1. FC Köln in der Vorbereitung?

Laut Steffen Baumgart ist der FC in der Entwicklung „wesentlich weiter“ als vor einem Jahr, als der Trainer in Köln seinen Job antrat.  Wenn der FC  so weitermache, dann würde  es ihn wundern, wenn „nicht etwas Gutes herauskäme“, sagt der Trainer, der nach eigenem Bekunden mit der Breite des Kaders zufrieden ist. Immerhin haben die Verantwortlichen um Geschäftsführer Christian Keller schon sechs Neuverpflichtungen getätigt, auf der Seite der Abgänge wird und muss allerdings noch etwas passieren.

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Die Spieler haben Baumgarts Philosophie und die Abläufe verinnerlicht. Der Trainer ließ seine Mannschaft zuletzt bisweilen leiden, doch so ist das Team bereits in einem sehr guten körperlichen Zustand. Das zeigte der FC auch im Test gegen den AC Mailand (1:2) vor der sagenhaften Kulisse von 48 200 Zuschauern. Der FC  überzeugte im aggressiven Vorwärtsverteidigen, die Spieler stürzten sich förmlich auf die Rossoneri.

Die FC-Profis wissen, dass sie über ihre starke Physis und  Disziplin ein bestimmtes Grundniveau  erreichen, und in diesem Wissen ist ihr Selbstvertrauen gewachsen.  Baumgart setzt erneut auf eine 4:1:3:2-Grundordnung. Sicher: In den relevanten Tests gegen Lustenau (4:0), Grasshoppers Zürich (1:1), Milan und Offenbach (2:0) klappte noch nicht alles, doch ein starkes Fundament ist da. Baumgart weiß, dass sich die Gegner auf seine Elf besser eingestellt haben als vor einem Jahr: „Unsere Spielweise ist kein Geheimnis mehr. Vieles muss deshalb noch schneller und klarer werden, wir müssen neue Lösungen finden, aber da arbeiten wir dran.“

Der Kader war zuletzt mit 34 Akteuren noch viel zu groß.

Und deshalb wird ihn Baumgart zur neuen Trainingswoche reduzieren. Intern haben sich die Verantwortlichen auf eine Kadergröße von 24 Feldspielern und vier Torhütern geeinigt, die sie als optimal betrachten. Die Nachwuchskräfte Maximilian Schmid, Winzent Suchanek  und Rijad Smajic  dürften zu jenen Akteuren gehören, die ab der kommenden Woche nicht mehr fest mit den Profis trainieren. Niklas Hauptmann wurde signalisiert, dass er so gut wie keine Einsatzchancen mehr hat. Neuzugang Denis Huseinbasic könnte trotz vielversprechender Vorbereitung in Anbetracht der großen Konkurrenz  ausgeliehen werden.  Baumgart spricht von schwierigen Kader-Entscheidungen: „Ich muss  Spieler enttäuschen.  Ich habe in 14 Tagen Entscheidungen zu treffen über Jungs, die gut trainiert haben und es genauso verdient hätten“. Der FC werde einen breiten Kader haben. Der Vorteil für sein Team, das im Falle der Qualifikation für die  Conference League in drei Wettbewerben antreten würde: „Wir können mal dem einen oder anderen eine Ruhephase geben.“

Gibt es denn keine richtigen Probleme?

Doch – und dazu ein paar Unwägbarkeiten. Es gibt weitere Wechselkandidaten wie  Ondrej Duda und Sebastian Andersson. Und hat Top-Torjäger Anthony Modeste wieder einmal nur mit seinem vorzeitigen Abschied kokettiert, oder geht er doch noch?  Mit dem vielseitigen Sargis Adamyan (29) und Mittelstürmer Steffen Tigges (23) hat der FC zwar zwei Offensivkräfte verpflichtet, doch es gibt Fragezeichen. Tigges ist nach seiner  Sprunggelenks-Fraktur noch im Aufbau. Und Adamyan deutete zwar seine Torgefahr an, habe aber körperlich einiges aufzuholen, so Baumgart.  Einen guten Eindruck hinterließ der begabte Tim Lemperle. Vom Hoffnungsträger im Sturm erwartet man den nächsten Entwicklungsschritt.

Sebastian Andersson dagegen scheint ins Hintertreffen geraten zu sein und zählte nicht zum Milan-Kader. In Offenbach kam der 31-Jährige zwar von Beginn an zum Einsatz. Doch der OFC ist Viertligist und kein siebenfacher Champions-League-Sieger. Am Samstag wurde ihm Florian Dietz vorgezogen, der prompt traf. Es ist kein Geheimnis, dass der Klub Andersson keine Steine in den Weg legen würde, sollte er einen Transfer anstreben. Sollte Ellyes Skhiri   wechseln und der FC eine dringend benötigt Ablöse erhalten, hätte er in Eric Martel den potenziellen Nachfolger auf der Sechser-Position. Der 20-Jährige überzeugt, doch Skhiri hat ihm nicht nur die Erfahrung voraus. Für Skhiri gibt es bis dato  aber keine konkrete Anfrage. Kapitän Jonas Hector und der gegen Milan frühzeitig ausgewechselte, weil benommen wirkende Dejan Ljubicic sollten bis zum Start fit werden.

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Wie geht es jetzt weiter?

Am Dienstagvormittag wird wieder trainiert, ab mittags steht der DFL-Media-Day an. Die Generalprobe für den Pflichtspielauftakt am 30. Juli im Pokal bei Zweitligist Regensburg bestreitet der FC ohne Zuschauer am  Freitag gegen  NEC Nijmegen (Eredivisie). Zehntausende Fans werden dann am Samstag (ab 11.30 Uhr) zur Saisoneröffnung am Stadions erwartet.

1. FC Köln (in Offenbach): Horn – Schindler (46. Schmitz), Kilian (61. Hübers), Arrey-Mbi (61. Chabot), Ehizibue (61. Pedersen) – Martel (61. Hauptmann) – Maina (61. Adamyan), Schwirten (46. Olesen), Huseinbasic (61. Thielmann) – Dietz (61. Lemperle), Andersson (61. Schmid). Tore: 0:1 Huseinbasic (12.), 0:2 Adamyan (88.).- Zuschauer: 5606.

1. FC Köln (gegen AC Mailand): Schwäbe – Schmitz (46. Ehizibue), Hübers (61. Kilian), Chabot (72. Arrey-Mbi), Pedersen (72. Hector) – Skhiri (72. Martel) – Ljubicic (27. Schindler/72. Thielmann)), Uth (72. Olesen), Kainz (72. Maina) – Modeste (77. Dietz), Adamyan (46. Lemperle). - Tore: 0:1/0:2 Giroud (17./36.), 1:2  Dietz (86.).- Zuschauer: 48 200.

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