Rheinisches Fußball-DerbyAls Mönchengladbach wirklich Heimspiel in Köln hatte

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Ein ganz in schwarz gekleideter Fußballer verfolgt gespannt den Flug seines Schusses. Ein Torwart versucht den herannahenden Ball abzuwehren, während ein Verteidiger vergeblich hinterherläuft.

Stefan Effenberg überwindet Arsenal-Torwart David Seaman im Müngersdorfer Stadion.

1996 gelang dem FC gegen Gladbach der höchste Derby-Heimsieg der Historie. Dennoch schmerzte das Fan-Herz kurze Zeit später.

Wenn der Erzrivale das Stadion des Rivalen nutzen muss, ist das meist für beide Parteien wenig erbaulich. Ist es dann noch ein Wettbewerb, für den sich der heimische Verein nicht qualifizieren konnte, ist es für dessen Anhang geradezu unerträglich.

In einer Phase, als der sportliche Niedergang des 1. FC Köln immer deutliche zutage trat, gelang einer der größten Triumphe über den ungeliebten rheinischen Rivalen.

Am 14. September 1996 schlug der FC Borussia Mönchengladbach mit 4:0. Der bis zum heutigen Tag höchste Heimsieg gegen die Borussia in der Bundesliga. Dabei waren die Gladbacher vor allem in der ersten halben Stunde die klar bessere Mannschaft.

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Bilderbuch-Freistoß

Doch das kümmerte auf Kölner Seite niemanden. Als der Druck der Gäste vom Niederrhein zwangsläufig zu einem Treffer hätte führen müssen, traf Sunday Oliseh in der 30. Spielminute aus dem Nichts zum 1:0. Sehenswert noch dazu. Der Spielverlauf blieb unverändert: Mönchengladbach rannte an – der FC traf. Für das 2:0 in der 43. Minute sorgte ein Bilderbuch-Freistoß von Dorinel Munteanu.

Im Tor des FC wuchs Michael Kraft über sich hinaus, vielleicht sein bestes Bundesligaspiel mit dem Geißbock auf der Brust. Nach der Pause sorgten Ion Vlădoiu (61.) und Toni Polster (87.) für den in der Höhe sicher schmeichelhaften Endstand. Doch das Ergebnis war Balsam auf den Seelen der FC-Fans. 

Ende einer Durststrecke

Nicht nur beendete dieser Sieg eine Durststrecke von sechs sieglosen Heim-Derbys in Folge. Er war zudem eine Art Entschädigung dafür, dass Borussia Mönchengladbach elf Tage später das Müngersdorfer Stadion für sein UEFA-Pokal-Heimspiel gegen den FC Arsenal nutzen würde.

Selbstverständlich wären die Fohlen lieber auf dem heimischen Bökelberg gegen die Mannschaft aus London angetreten, doch in dem in die Jahre gekommenen Stadion im Mönchengladbacher Norden durften keine internationalen Begegnungen mehr ausgetragen werden.

Unpopuläre Entscheidung

Unter anderem aus finanziellen Erwägungen waren die Gladbacher in der Vergangenheit zu internationalen Spielen ins nahe gelegen Rheinstadion in Düsseldorf umgezogen. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Stadt Düsseldorf hatte sich Borussia-Manager Rolf Rüssmann schließlich für einen Umzug nach Köln entschieden. Eine nicht eben populäre Entscheidung.

Während des Spiels gegen den FC Arsenal verbündeten sich einige Kölner Fans mit den Engländern. Doch es nutzte nichts, Mönchengladbach gewann nach dem überraschenden 3:2-Erfolg im altehrwürdigen Highbury-Stadion auch das Rückspiel in Köln mit 3:2. Es ging also weiter, mit den Heimspielen im Müngersdorfer Stadion.

Galatasaray in Köln

Zur Erleichterung vieler FC-Fans verloren die Gladbacher dann im Oktober 1996 mit 2:4 gegen den AS Monaco. Der 1:0-Erfolg im Rückspiel ändert nichts mehr am Ausscheiden und das Müngersdorfer Stadion gehörte endlich wieder ganz dem FC und seinen Fans.

Für Monaco war Köln übrigens kein unbekanntes Pflaster. Bereits im März 1989 hatten die Franzosen im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger bei Galatasaray Istanbul im Müngersdorfer Stadion antreten müssen. Die Türken wiederum waren wegen einer Platzsperre nach Köln ausgewichen.

Bleibender Makel

Was blieb war der Makel, dass das letzte UEFA-Pokalspiel in Müngersdorf dem Erzrivalen vorbehalten gelieben war. Ironie des Schicksals übrigens, dass das erste UEFA-Pokalspiel im Rhein-Energie-Stadion wiederum von einem rheinischen Rivalen ausgetragen wurde.

Alemannia Aachen empfing am 30. September 2004 vor 21.700 Zuschauern den isländischen Vertreter FH Hafnarfjördur. Es folgten weiter Begegnungen gegen OSC Lille, Zenit St. Petersburg und AZ Alkmaar, bevor auch dieser Spuk ein Ende hatte. Immerhin, ein kleiner Trost für die FC-Fans: Aachen landete seinerzeit auf Platz 6, während der FC als Meister die 2. Liga wieder in Richtung Bundesliga verlassen konnte.

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