TSG im Aufwind, neue AusfälleDen 1. FC Köln erwartet ein heißer Tanz

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Kölns Trainer Steffen Baumgart gibt während des Spiels in Frankfurt Ansagen.

Machte seiner Mannschaft unter der Woche im Training eine Ansage: Kölns Trainer Steffen Baumgart haderte mit dem Auftreten seines Teams.

Ohne Eric Martel und Mathias Olesen tritt das Baumgart-Team am Samstag gegen Hoffenheim an.

In der zurückliegenden Trainingswoche war Steffen Baumgart laut geworden. Aber mal so richtig laut, denn als stiller Vertreter seiner Zunft ist der Cheftrainer des 1. FC Köln ohnehin nicht wirklich bekannt. Baumgart war unzufrieden. Zwei Jahre lang habe seine Mannschaft seinen Plan stets befolgt, doch zuletzt sei das kaum mehr zu erkennen gewesen. „Ich gebe vor, wie wir hier spielen. Wer das nicht will, kann tanzen gehen“, hatte der Coach mitten auf dem Platz den Spielern seine Meinung gegeigt.

Wie das so mit dem Tanzen ist und richtig funktioniert, davon könnten die Kölner Spieler in diesen Tagen am Geißbockheim einiges vom früheren Eistänzer René Lohse erfahren. Wenn sie denn wollten. Der 49-Jährige war fast zwei Jahrzehnte erfolgreich, nahm zweimal an Olympischen Spielen teil und gewann 2004 WM-Bronze. Inzwischen selbst als Trainer tätig, hospitiert der gebürtige Berliner aktuell bei Baumgarts Trainerteam. Den Kölner Coach kennt er schon länger, da er dessen Tochter Emilia einst im Eistanz trainiert hatte.

1. FC Köln: Eistänzer hospitiert bei Steffen Baumgart

Ob Baumgart während seiner Ansage Lohse im Sinn hatte, lässt sich hier nicht abschließend klären. Doch offensichtlich ist, dass dem Trainer derzeit einiges nicht passt. Und da geht es nicht in erster Linie um die Tabellensituation mit nur einem Punkt aus drei Ligaspielen, denn das Auftaktprogramm mit Dortmund, Wolfsburg und Frankfurt war ambitioniert. Am Donnerstag präzisierte der 51-Jährige seine Wortmeldung. Man habe noch einmal intensiv über die Partie in Frankfurt (1:1) gesprochen. „Da war einiges dabei, was uns nicht gefallen hat. So kann es nicht weitergehen. Im Moment gibt es einfach Sachen, die mir nicht gefallen und das gebe ich meinen Jungs zu verstehen. In dieser Woche war es deshalb vielleicht auch etwas emotionaler als geplant. Sowas passiert dann halt.“

Tanzen die Mäuse etwa schon auf dem Tisch? Während einer Kleinspiel-Form hatte Baumgart immer wieder das Freilauf-Verhalten seiner Spieler und das aus seiner Sicht zu komplizierte Spiel seiner Mannschaft kritisiert. „Ich habe eine Idee von Fußball. Abwehrschlachten gehören nicht dazu. Ich möchte für eine gewisse Art von Fußball stehen. Und insbesondere das Spiel gegen Frankfurt hat gezeigt, dass wir das nicht gemacht haben.“ Dort war der FC direkt nach der Pause von einer Verlegenheit in die nächste geraten. Auch das am Ende durchaus ordentliche Ergebnis hatte Baumgart nicht wirklich besänftigt. Dabei tanzt der FC „nur“ auf zwei Hochzeiten, im Gegensatz zur vergangenen Saison ist er international nicht dabei.

Im Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim soll nicht nur der Spielstil wieder mehr Baumgart-like werden, sondern auch der erste Sieg eingefahren werden – passend zum 100-jährigen Jubiläum des Stadions im Sportpark Müngersdorf. Gegen die Gäste, die sich deutlich verstärkt haben, ist das ohnehin schon kein leichtes Unterfangen.

Erschwerend kommt hinzu, dass dem FC die Sechser ausgehen. Er habe „unerfreuliche“ Nachrichten personeller Art, sagte Baumgart am Donnerstag. Denn die defensiven Mittelfeldspieler Eric Martel und Mathias Olesen haben sich in ihren Einsätzen mit der deutschen U21 beziehungsweise der Auswahl Luxemburgs verletzt. „Eric und Ole werden nicht nur eine Woche, sondern zwei bis drei Wochen ausfallen. Beide waren eigentlich gegen Hoffenheim für die Startelf vorgesehen. Jetzt müssen wir uns andere Möglichkeiten erarbeiten.“

Vor allem der Ausfall von Martel wiegt schwer, schließlich hatte sich der 21-Jährige in sehr guter Form präsentiert. Bei Martel sprach Baumgart von einer „Belastungsgeschichte an der Ferse“, bei Olesen von einer „kleinen Muskelverletzung“. Wie dem auch sei: Erneut zahlt der FC personell die Zeche. Immerhin ist Dejan Ljubicic, der nach dem Testspiel der Österreicher gegen Moldau angeschlagen war, wieder einsatzbereit. Baumgart haderte dennoch: „Es ist ärgerlich, weil wir im Sommer schon Jan Thielmann bei den Länderspielen verloren haben.“ Nun muss er umplanen, nach den Ausfallen von Martel und Olesen wird Ljubicic wohl im Zentrum gebraucht, wo ansonsten noch Denis Huseinbasic und Jacob Christensen zur Verfügung stehen.

Matarazzo warnt Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo will sich aber vom Tabellenstand der Kölner und deren personellen Problemen nicht blenden lassen. „Die größte Gefahr ist, dass wir so eine Mannschaft unterschätzen, auch wenn wir jetzt im Aufwind sind. Wir sind vorbereitet auf ein intensives Spiel mit viel Feuer“, sagte der TSG-Coach. Matarazzo hat im Gegensatz zu Baumgart personell keine sonderlich großen Probleme. Hinter U-21-Nationalstürmer Maximilian Beier steht noch ein Fragezeichen. Dafür sind Ozan Kabak und Kevin Akpoguma nach auskurierten Krankheiten wieder einsatzbereit, auch Pavel Kaderabek ist wieder eine Option für Samstag.

Die Kraichgauer sind wahrlich nicht der Lieblings-Heimgegner der Kölner, die seit 2015 auf einen Heimsieg in der Liga gegen die TSG warten. Seit dem 3:2-Erfolg am 12. April 2015 holte der FC nur noch drei von möglichen 21 Punkten. Gegen Hoffenheim könnte den 1. FC Köln also erneut ein heißer Tanz erwarten – nicht auf dem Eis, sondern auf dem Rasen. Und Baumgart hofft, dass diesmal keiner seiner Spieler aus der Reihe tanzt.

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