1. FC Köln in StuttgartNikola Soldo steigt von den Schultern des Vaters in dessen Fußstapfen

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Im Mai 2006 verabschiedet sich Zvonimir Soldo nach fast 400 Pflichtspielen vom VfB Stuttgart, auf den Schultern trägt er seinen Sohn, den heutigen FC-Profi Nikola. Soldo läuft über die alte Tartanbahn im Stuttgarter Stadion und winkt in die voll besetzten Tribünen.

Im Mai 2006 verabschiedet sich Zvonimir Soldo nach fast 400 Pflichtspielen vom VfB Stuttgart, auf den Schultern trägt er seinen Sohn, den heutigen FC-Profi Nikola.

Nachwuchsprofi Nikola Soldo wird am Samstag für den 1. FC Köln in Stuttgart spielen, wo sein Vater Zvonimir eine Legende ist.

Der Jubel gelang jedenfalls schon: Als Jonas Hector im Trainingsspiel am Freitagmittag ein tatsächlich sagenhafter Heber ins Tor gelang, drehte der Kapitän unter dem Applaus seiner Mitspieler mit ausgebreiteten Armen ab. Warf Kusshände ins nicht vorhandene Publikum am Geißbockheim und strahlte, als habe er gerade mindestens die Weltmeisterschaft entschieden.

Einer der wenigen Trainingsbesucher im windigen Grüngürtel sah eine gute Gelegenheit, Hectors Zukunftsplanung zu beeinflussen. „Jetzt sofort den Vertrag verlängern“, rief der Mann ins Spielfeld. Es ist offen, ob Christian Keller den Einwurf gehört hatte, immerhin stand der FC-Sportchef nicht weit entfernt. Doch ist ohnehin klar, dass wohl jeder beim 1. FC Köln den Wunsch in sich trägt, Jonas Hector für mindestens ein weiteres Jahr im FC-Trikot zu sehen.

Baumgart lässt Eckball-Varianten trainieren

Hector (32) hatte einmal mehr viel Freude mit den Kollegen auf dem Platz. Auch in der Karnevalswoche hielt Steffen Baumgart an seinen Trainingsroutinen fest, was den Spielern eine weitere Hilfe dabei sein dürfte, in diesen etwas unruhigen Tagen die Konzentration zu halten. Etwas Fünf gegen zwei, dann ein paar Spielformen auf verkürztem Feld. Dazu Eckball-Varianten, zu denen an dieser Stelle allerdings keine Details weitergegeben werden sollen.

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Klar ist, dass es lohnenswert sein könnte, an Eckstößen zu arbeiten. Am vergangenen Sonntag beim 3:0 über Eintracht Frankfurt gelang Timo Hübers nach einer kurz ausgeführten Ecke per Kopf das 1:0; es war der erst dritte Kölner Treffer nach einer Ecke in dieser Saison, dabei hat Köln nach Borussia Dortmund und dem FC Bayern bislang die drittmeisten Eckbälle erspielt, nämlich 110. Die fehlende Effektivität bei Ecken zeigt, was der FC durch den Abschied von Kopfballspezialist Anthony Modeste verloren hat. Und dass den Kölnern ein groß gewachsener Verteidiger fehlt, der regelmäßig trifft.

Er hat einen sehr, sehr guten Weg gemacht und nimmt die Dinge, die wir uns vorstellen, gut und zügig an
Steffen Baumgart

Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) wird den Kölnern nun auch noch Hübers fehlen. Der Abwehrchef ist nach der fünften Gelben Karte gesperrt. Nikola Soldo wird ihn ersetzen, der 22-Jährige wurde in Stuttgart geboren und kennt das Stadion aus besonderer Perspektive: Sein Vater Zvonimir absolvierte für den VfB zwischen 1996 und 2006 insgesamt 399 Pflichtspiele. Nach seinem letzten Auftritt für die Schwaben trug Zvonimir Soldo seinen damals fünfjährigen Sohn Nikola auf den Schultern durch den Innenraum der Stuttgarter Arena.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass Nikola Soldo am Samstagnachmittag erneut auf irgendwelchen Schultern getragen wird. Doch ist es für den kroatischen U-21-Nationalspieler Erfolg und Ehre, in Stuttgart als Profi auf dem Rasen zu stehen, auf dem schon sein Vater wirkte. „Er hat einen sehr, sehr guten Weg gemacht und nimmt die Dinge, die wir uns vorstellen, gut und zügig an“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart in dieser Woche, wies aber auf den weiten Weg hin, den Soldo noch vor sich hat. „Er ist ein junger Spieler, der sich jedes Bundesligaspiel hart erarbeiten muss.“

Soldo wird am Samstag mit Jeff Chabot die Innenverteidigung bilden, das hat Baumgart bereits verraten. Die Kombination liegt nahe – und zwar nicht nur, weil Luca Kilian nach seinem Muskelbündelriss noch nicht wieder mit der Mannschaft trainiert. Beim 1:1 gegen den FC Bayern bildeten Soldo und Chabot bereits ein bemerkenswertes Innenverteidiger-Duo.

In dieser Woche trainierte der FC überwiegend in 4-2-2-2-Formation mit den Spitzen Steffen Tigges und Linton Maina. Vor der Abwehrreihe dürften Eric Martel und Ellyes Skhiri gesetzt sein, davor ist mit Florian Kainz und Dejan Ljubicic zu rechnen. Am Kader, der am Freitagnachmittag am Geißbockheim in den Bus stieg, gab es im Vergleich zum Spiel gegen Frankfurt drei Änderungen: Dejan Ljubicic kehrt nach überstandenem Infekt zurück und ist ein Kandidat für die Startelf. Davie Selke hat seine Kniebeschwerden überwunden. Weichen müssen Ersatztorhüter Matthias Köbbing und Nachwuchsstürmer Justin Diehl. Für Timo Hübers rückt Abwehrtalent Elias-Geoffrey Bakatukanda (18) auf.

Weitere Möglichkeiten gibt Steffen Baumgarts Kader derzeit nicht her. Luca Kilian, Mark Uth und Kristian Pedersen sind noch im Aufbautraining. Dimitris Limnios und Damion Downs nahmen zwar auch am Freitag am Mannschaftstraining teil, sollen aber vorerst weiter vorsichtig an den Bundesligakader herangeführt werden.

Nikola Soldo auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln. Der Spieler signalisiert seine Bereitschaft mit dem „Daumen hoch“-Zeichen.

Verteidiger Nikola Soldo tritt am Samstag in Stuttgart in die Fußstapfen seines Vaters.

Der VfB schwebt in akuter Abstiegsgefahr und wartet unter Trainer Bruno Labbadia immer noch auf einen Sieg in der Liga. Köln dagegen reist dank des 3:0-Erfolgs gegen Frankfurt mit Selbstvertrauen an. Mit dem vierten Zu-Null-Spiel nacheinander könnte der FC seinen Rekord in der Bundesliga egalisieren. Die Aussichten sind nicht schlecht. Schon in der Hinrunde blieb der FC gegen den VfB ohne Gegentreffer. Außerdem haben die Stuttgarter derzeit die zweitschlechteste Schussquote der Liga: Nur bei Schalke 04 gehen weniger Schussversuche auf das Tor – und nur jeder vierte Torschuss der Stuttgarter geht auch ins Tor.

VfB Stuttgart: Bredlow – Anton, Mavropanos, Zagadou, Ito – Karazor – Haraguchi, Endo – Silas, Pfeiffer, Führich; 1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Soldo, Chabot, Hector – Martel, Skhiri – Ljubicic, Kainz – Maina, Tigges; Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach).

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