1. FC Köln gegen MönchengladbachStaatsschutz ermittelt wegen gefälschtem Fan-Magazin

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Kölner Fans beim Spiel gegen Mönchengladbach.

Köln – Der Staatsschutz der Polizei in Mönchengladbach ermittelt wegen einer gefälschten Ausgabe des Fan-Magazins „Kallendresser“, deren reguläre Ausgaben die Kölner Ultra-Fangruppe Coloniacs erstellt. Ultras sind Anhänger von Fußballvereine, die besonders frenetisch hinter ihrem Team stehen.

Das Heft wurde während des Derbys des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag hundertfach im Gästeblock des Mönchengladbacher Stadions ausgelegt. Es liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Das Fanzine, das üblicherweise nur bei Heimspielen in Köln verteilt wird, veröffentlichte massive antisemitische Hetze, die aus Chats von Kölner Ultra-Fans stammen sollen.

1. FC Köln: Fanzine „Kallendresser“ lag beim Derby aus

Bisher ist nicht klar, wer das falsche Fanzine „Kallendresser“ gefertigt hat. Die Vermutung liegt nahe, dass es Gladbacher Anhänger waren – möglicherweise als Retourkutsche für Vorwürfe, rechte Fans in den eigenen Reihen zu haben. Bisher ermittelt der Staatschutz gegen unbekannt. Bei der Verbreitung von volksverhetzendem Inhalt ermitteln Behörden auch dann, wenn eine nicht selbst erstellte Darstellung weiterverbreitet wird – wie etwa in einem Fall in Köln im vergangenen Jahr.

„Kallendresser“: Chatverläufe enthalten antisemtische Abbildungen

In dem in Mönchengladbach ausgelegten vermeintlichen Kölner Fan-Magazin sind angebliche Chatverläufe der inzwischen aufgelösten Kölner Ultra-Truppe „Boyz“ abgedruckt. Sie stammen demnach aus Gruppen mit wenigen Teilnehmern. Diese ätzten unter anderem über den Pakt zwischen Gladbachern und Schalker Fan-Organisationen.

Da ist etwa von einem Bündnis „Gelber Stern“ die Rede. Jenem Abzeichen, das die Juden im Dritten Reich unter Adolf Hitler tragen mussten, bevor sie in den NS-Konzentrationslagern millionenfach ermordet wurden.

Zudem finden sich antisemitische Karikaturen übelster Art wieder, die an Hasstiraden des nationalsozialistischen Kampfblattes „Stürmer“ erinnern. Ferner wurde ein Foto mit einem Kölner Ultra gezeigt, der angeblich den Arm zum Hitler-Gruß hebt. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind die gezeigten Chatverläufe nicht gefälscht, aber wohl deutlich mehr als fünf Jahre alt.

Staatsschutz fehlen Hinweise auf rechte Unterwanderung der Südkurve

In dem Kontext veröffentlichen die Autoren ein vermeintliches Interview mit ehemaligen Kölner Boyz-Ultras, die Fans vom Zweitligaklub St. Pauli „ins Gas“ wünschen. Rassistische Sprüche gegen schwarze Fans sollen zudem das Bild vermitteln, dass die Kölner Süd- und Nordkurve inzwischen von Rechtsextremisten unterwandert wurde.

Für diese Annahme fehlen den hiesigen Staatschützern entsprechende Erkenntnisse. Zwar gebe es Kontakte zu rechtsextremen Ultras aus Dortmund, mit denen die Kölner traditionsgemäß verbrüdert sind. Auch hatte die Polizei nach einer Massenschlägerei mit Schalke-Anhängern im Jahr 2014 auf dem Rudolfplatz auf beschlagnahmten Handys etliche fremdenfeindliche oder volksverhetzende Chats gefunden. Seither aber sind weitere antisemitische Ausfälle nicht aktenkundig geworden.

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Vielmehr ächtet die große Mehrheit der Kölner Ultras jegliche braungefärbte Ideologie. Das gilt nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden zuvorderst für die Coloniacs. „Dennoch versuchen gerade politische Splitter-Parteien vom rechten Rand, bei den Ultra-Fangruppen Einfluss zu gewinnen“, heißt es. „Vor allen Dingen über rechte Kampfsportevents.“ (mit ksta)

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