Nach Derbypleite in MönchengladbachBaumgarts Schlüsselmomente im Borussia-Park

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Steffen Baumgart erlebte einen schwierigen Tag in Mönchengladbach. 

Köln – Trotz des monumentalen Resultats war die Geschichte des Derbys rasch erzählt. 5:2 (2:1) hatte Borussia Mönchengladbach den 1. FC Köln vor 54.042 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park geschlagen, doch am Ende hatten zwei Situationen in der ersten Halbzeit der Partie die entscheidende Richtung gegeben. Nach einer halben Stunde hatte es 1:1 gestanden; Marvin Friedrich hatte nach einem Eckball per Schulter zur Führung getroffen, Florian Kainz kurz darauf per Foulelfmeter ausgeglichen. Es war ein intensives, ein mit maximalem Aufwand geführtes Derby, das in einem womöglich bis zur letzten Minute spannenden Kampf gemündet wäre. Hätte das Schicksal nicht einen anderen Plan verfolgt.

Steffen Baumgart jedenfalls hatte zwei „Schlüsselmomente“ ausgemacht: Zunächst war da das Foul, das Florian Kainz an Jonas Hofmann verübt hatte. Der Österreicher war mit ausgefahrenem Ellbogen in das Kopfballduell gegangen und hatte den Mönchengladbacher Nationalspieler hart getroffen. Weil Kainz zuvor bereits für ein hartes Einsteigen gegen Scally verwarnt worden war, ging er in der 45. Minute vom Platz. Und da das Foul im Strafraum stattgefunden hatte, verhängte Schiedsrichter Sven Jablonski zudem einen Strafstoß, den Bensebaini zum 2:1 nutzte. Nach der ersten Hälfte lag Köln also in Unterzahl 1:2 zurück. Und das war nur die zweite von zwei aus FC-Sicht üblen Situationen.

Nur Minuten vor Kainz’ Einsteigen gegen Hofmann war Dejan Ljubicic vom Platz gehumpelt. Ramy Bensebaini hatte den Kölner nach einem deutlich verlorenen Laufduell von den Beinen geholt. Scheinbar im Kampf um den Ball, doch hatte der Mönchengladbacher praktisch keine Aussichten auf den Ball. „Der Elfmeter ist ein Elfmeter und auch Gelb-Rot“, urteilte Steffen Baumgart. Kritischer sah der Kölner Trainer jedoch die Szene, wegen derer er nun vorerst auf Ljubicic verzichten muss.

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Ärger über Gelbe Karte

In Regel 12, „Fouls und sonstiges Fehlverhalten“, steht geschrieben, wie im Fußball mit unerlaubten Handlungen umzugehen ist. Demnach erhält eine Gelbe Karte, wer „ein rücksichtsloses Vergehen begeht, das mit einem direkten Freistoß geahndet wird“. Das Wort „rücksichtslos“ bedeutet, dass ein Spieler die Gefahr oder die Folgen für einen Gegner außer Acht lässt. Rot gibt es für ein „grobes“ Foulspiel, die Definition beschreibt einen Spieler, der „im Kampf um den Ball übermäßig hart (…) in einen Gegner hineinspringt oder die Gesundheit des Gegners gefährdet“. Die Definitionen deuten bereits an, dass es einen Ermessenbereich des Schiedsrichters gibt. Weil allerdings Bensebaini Ljubicics Verletzung nicht nur in Kauf nahm, sondern verursachte, wäre eine Rote Karte durchaus möglich gewesen. „Mir ist Gelb zu wenig“, erklärte Baumgart.

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Möglicherweise wäre Jablonskis Entscheidung bei anderem Spielverlauf anders ausgefallen: Wäre der Platzverweis gegen Kainz und der folgende Elfmetertreffer vor Ljubicics Verletzung geschehen – womöglich hätte der Schiedsrichter auch Bensebaini vom Platz gestellt. So aber war die Partie mit dem Pausenpfiff mehr oder weniger entschieden. „Ein Gegentor mit der Schulter, dann ein unglücklicher Zweikampf im Strafraum. Daraus kriegen wir zwei Tore und gehen mit einem Rückstand und einem Mann weniger in die Halbzeit. Das schnelle 3:1 war dann der Genickbruch“, befand Abwehrchef Timo Hübers.

Gleich nach dem Seitenwechsel hatte der FC nach einer Kette missglückter Abwehraktionen den Ball an Lars Stindl verloren, der aus 23 Metern getroffen hatte.  Die Kölner rückten nicht von ihrem Plan ab. Attackierten die Mönchengladbacher weiter tief in deren Hälfte, hatten sogar hier und da einen Ballgewinn. Waren aber nicht in der Lage, sich entscheidend zu wehren, „weil es die Gladbacher auch gut gemacht haben“, wie Hübers befand.

Bensebaini stellte auf 4:1, es wurde ein Debakel. Dennoch behielt Baumgart Recht, dass es immer lohnt, am Plan festzuhalten. Denn in der 83. Minute gelang Denis Huseinbasic sein erster Bundesligatreffer, und obwohl Baumgart später von „Ergebniskosmetik“ sprach, war es für den Trainer und seinen 21-jährigen Spieler doch ein Moment, der die Arbeit der vergangenen Monate würdigte. Am Ausgang des Spiels änderte das nichts mehr, zumal Marcus Thuram in der Nachspielzeit noch das 5:2 gelang. Doch trotz 45-minütiger Unterzahl hatten die Kölner insgesamt eine höhere Kilometerleistung als der Gegner erlaufen, was auch Daniel Farke größte Hochachtung abverlangte. „Köln war mutig, hat immer weiter attackiert und auch in Unterzahl gepresst. Ich bin sehr froh über diese drei Punkte. Es war wirklich kompliziert“, sagte Mönchengladbachs Trainer.

„Was zählt, ist die Bundesliga“

Timo Hübers nahm das Kompliment gern an. „Das ist unser Spiel, davon rücken wir auch nicht ab, wenn wir mal einer weniger sind. Man muss heute nicht das Große Ganze in Frage stellen“, sagte der Verteidiger. Die Niederlage vom Donnerstag gegen Belgrad (0:1) wollte Hübers nicht im Kontext des Derbys sehen. „Wir haben die Bonusspiele unter der Woche. Was aber zählt, ist die Bundesliga. Da haben wir heute eine bittere Niederlage kassiert. Aber ich sehe keinen Trend in die ganz falsche Richtung.“

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